Comeback Am Freitag ist es so weit – neues Abba-Album nach 40 Jahren

Steffen Trumpf, dpa/bb

3.11.2021

Das Comeback des Jahres: Abba liefern ein neues Album ab und versprechen den altbewährten Klang der 1970er, der auch 2021 noch so funktionieren soll wie vor vier Jahrzehnten. Knüpfen Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid damit an ihre glorreiche Zeit an?

Steffen Trumpf, dpa/bb

Erst zwei jahrelang ersehnte neue Songs, dann gleich noch ein weiteres Lied, jetzt ein ganzes Album: Abba-Fans erleben momentan reine Festwochen.

Die erneut entfachte Euphorie um die Popgruppe aus dem hohen Norden erreicht nun ihren vorläufigen Höhepunkt: Nach fast vier Jahrzehnten ohne frische Musik bringt die schwedische Kultband ihr neuntes Studioalbum «Voyage» heraus.

39 Jahre, elf Monate und sechs Tage musste die nicht kleiner gewordene internationale Abba-Fangemeinde darauf warten, dass Agnetha Fältskog, Benny Andersson, Björn Ulvaeus und Anni-Frid Lyngstad ein neues Studioalbum veröffentlichen.

1982 hatte das Quartett aus zwei Paaren sein Ende verkündet und dabei von einer Pause gesprochen – nach acht Alben, die Welthits wie «Waterloo», «Mamma Mia», «Fernando», «SOS» und «Dancing Queen» enthielten. Insgesamt verkaufte die Gruppe nach Angaben des Abba-Museums in Stockholm weltweit mehr als 380 Millionen Alben, bis heute gilt sie als eine der erfolgreichsten der Musikgeschichte.

Ein Comeback mit Risiko

Nun folgt nach langer Zeit also Album Nummer neun. Drei Lieder von «Voyage» kennen Musikfreunde bereits – die weiteren sieben, die in Anderssons Aufnahmestudio in Stockholm entstanden, werden in der Nacht zum Freitag erstmals zu hören sein.Viele werden sie direkt bei Spotify streamen, andere auf Youtube reinhören, manche auch auf das Hörerlebnis auf CD oder Vinyl warten.

Das Album könnte ein Abba-Revival auslösen – in einer Zeit, in der Charts eher von Popmusikern wie Adele, Ed Sheeran und Justin Bieber angeführt werden und Musik längst nicht mehr auf Platte, sondern hauptsächlich online ihre Abnehmer findet.

Das nordische Quartett dürfte seinen Fans dabei den altbewährten wie unverkennbaren Abba-Klang der 70er Jahre liefern – eingängige, ohrwurmverdächtige Melodien inklusive. Auch ein Weihnachtslied namens «Little Things» wird diesmal auf dem Album zu finden sein.

Comebacks bergen immer auch ein Risiko, dass man nicht mehr an die alte Erfolge anknüpfen kann. Das scheint Abba nicht zu kratzen. «Wir haben nichts zu beweisen», sagte Benny Andersson jüngst der schwedischen Zeitung «Dagens Nyheter».

«Was ist das Schlimmste, was passieren kann? Dass die Leute denken, dass wir früher besser waren? Was macht das!» Sein kongenialer Partner Björn Ulvaeus sagte in einem Interview der schwedischen Nachrichtenagentur TT aber auch: «Natürlich bin ich nervös, wie das aufgenommen wird.»

Perfektion braucht Zeit

Eines dürfte «Voyage» unter Fans trotz der riesigen Erwartungshaltung nicht auslösen: Enttäuschung. Zu gross ist dafür nach Jahrzehnten des Wartens die Sehnsucht nach neuer Abba-Musik. Zugleich sind Ulvaeus und Andersson als Perfektionisten bekannt, die Musik erst dann auf den Markt bringen, wenn sie auch wirklich rund ist. «Hätten wir im Studio gemerkt, dass das nicht gut genug und wir nicht frisch genug gewesen wären, dann wäre das nichts geworden», sagte Andersson.

Dass diese Perfektion ihre Zeit braucht, haben Abba-Fans seit April 2018 deutlich gespürt. Damals hatte die Band völlig aus dem Off zwei neue Lieder angekündigt. Immer wieder beteuerte Ulvaeus, dass «I Still Have Faith In You» und «Don't Shut Me Down» ganz bald kämen. Doch immer wieder wurde die Veröffentlichung verschoben.



Bis zu diesem Spätsommer. Anfang September lieferten Abba gleich mehrere Neuigkeiten: Nicht nur wurden die beiden besagten Lieder veröffentlicht, zugleich wurde ein ganzes neues Album mit dem Titel «Voyage» angekündigt.

Ausserdem präsentierten Abba die gleichnamige Multimedia-Show «Abba Voyage», bei der virtuelle Abbilder der Band-Mitglieder (sogenannte Abbatare) ab Ende Mai 2022 in einer eigens dafür geschaffenen Arena in London mit einer Live-Band auf der Bühne zu sehen sein sollen. Im Zusammenhang mit Plänen zu dieser Show war letztlich auch die Idee entstanden, neue Musik aufzunehmen. Die Show werde eine «Zeitmaschine, die den Kern dessen einfängt, was wir waren und was wir sind», hatte Andersson angekündigt.

Der Name ist Programm

Der Name «Voyage» (deutsch: Reise) ist dabei Programm: Album und Show werden zum einen eine Reise zurück in die Zeit der «Abbamania», während sie für die Band auch eine Reise nach vorn sind. Statt zurück in die Zukunft geht es für Abba und ihre Fans somit vorwärts in die Vergangenheit, wenn man so will.

Dass Abba-Musik auch 2021 funktioniert, haben «I Still Have Faith In You» und «Don't Shut Me Down» bereits bewiesen. Beide Songs erhielten viel Lob, auf Spotify wurden sie bislang insgesamt mehr als 40 Millionen Mal angehört.

Dann kam vor zwei Wochen die dritte Single «Just A Notion», auch sie mit eingängiger Melodie und klassischem Abba-Sound. Das kommt nicht von ungefähr: Schon 1978 war der Song erstmals eingespielt worden, dann bei der Zusammenstellung des Albums «Super Trouper» aber verworfen worden – warum, das weiss selbst Ulvaeus heute nicht mehr so genau.

Ob dies nun wirklich das letzte Kapitel der Abba-Geschichte ist? «Ja! Ja. Ja!», antwortete Benny Andersson im Gespräch mit «Dagens Nyheter» auf eine entsprechende Frage. Also keine weitere Show im noch höheren Alter der alten Schweden, die mittlerweile allesamt jenseits der 70 sind? «Nein. This is it. Und das ist auch gut so», sagte Andersson.

An kommenden Freitagmorgen kannst du auf blue News eine ausführliche Besprechung der neuen Abba-Platte «Voyage» lesen.