Interview mit Psychologe Prinz Harry warnt: «Einfach, mit dem Finger auf Eltern zu zeigen»

jke

12.10.2024

Prinz Harry im Mai 2023.
Prinz Harry im Mai 2023.
Andy Stenning/AP/dpa

Prinz Harry spricht mit Psychologieprofessor Jonathan Haidt über die Gefahren von Smartphones und Social Media und ihren Einfluss auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Prinz Harry ist der Meinung, dass Smartphones jungen Menschen oft die Kindheit rauben und die Eltern vor grosse Herausforderungen stellen.
  • Psychologieprofessor Jonathan Haidt kritisiert, dass Eltern ihre Kinder in der realen Welt zu sehr schützen, aber online zu wenig beaufsichtigen.
  • Beide plädieren für mehr Kontrolle über Social Media und den Verzicht auf Smartphones für Kinder unter 16 Jahren.
  • Harry glaubt, dass viele Eltern Smartphones aus Sicherheitsgründen erlauben, obwohl die Geräte oft mehr Schaden als Nutzen bringen.

Prinz Harry engagiert sich seit Jahren für die Förderung der psychischen Gesundheit, besonders für die von Kindern und Jugendlichen. In einem aktuellen Video, das von der Zeitschrift Fortune geteilt wurde, äussert sich der Prinz besorgt über die negativen Auswirkungen von Smartphones und Social Media.

Gemeinsam mit dem renommierten Psychologieprofessor Jonathan Haidt diskutierte er die Rolle der Eltern und die Verantwortung der Technologieunternehmen in der digitalen Erziehung.

«In vielen Fällen stiehlt das Smartphone jungen Menschen die Kindheit», so Prinz Harry. Er erklärt, die ständige Verfügbarkeit von Handys und sozialen Medien führe oft zu einem Ungleichgewicht im Leben der Kinder. Eltern seien zunehmend überfordert, ihren Kindern klare Grenzen zu setzen.

Harry sieht die Verantwortung nicht nur bei Eltern

Haidt ergänzt, dass Eltern ihre Kinder in der realen Welt häufig übermässig schützen, während sie sie online zu wenig beaufsichtigen. Das sei schlecht für die kindliche Entwicklung.

Harry spricht die Verantwortung der Social-Media-Plattformen an: «Es ist sehr einfach, mit dem Finger auf die Eltern zu zeigen und zu sagen: ‹Nun, das liegt an euch. Das liegt an eurer Erziehung.›» Dabei sei die Aufgabe der Technologieunternehmen, sicherere digitale Umgebungen für junge Menschen zu schaffen, genauso wichtig.

Haidt plädiert dafür, Kindern vor dem 16. Lebensjahr keinen Zugang zu sozialen Medien zu gewähren und Schulen zu fördern, an denen Smartphones verboten sind. Gleichzeitig fordert er mehr Unabhängigkeit und unbeaufsichtigtes Spielen für Kinder, um ihre soziale und emotionale Entwicklung zu stärken.

Handys nur für Notfälle

Das Hauptproblem sei jedoch, dass Eltern oft schon jüngeren Kindern Smartphones geben, «weil es alle anderen auch tun.» Harry ergänzt, dass viele Eltern aus Sicherheitsgründen schon früh Smartphones erlauben – sie wollen, dass ihre Kinder sie im Notfall erreichen können.

Dies sei jedoch ein «zweischneidiges Schwert», so der Prinz. Obwohl Eltern ihren Kindern vorschreiben, bestimmte Apps nicht zu nutzen, fänden die Kinder oft Wege, diese Anweisungen zu umgehen.

Jonathan Haidt bietet eine einfache Lösung: «Geben Sie Ihrem Kind ein Telefon, damit es Sie anrufen kann, wenn etwas schiefgeht. Aber geben Sie ihm keinen Supercomputer, der mit jedem auf der Welt verbunden ist.» 

Prinz Harry im Gespräch mit Psychologe Jonathan Haidt