Louis C.K. Sexuelle Übergriffe – Zürich lädt US-Komiker wieder aus

dor

8.11.2019

Auch in Zürich unerwünscht: Der US-Komiker Louis C.K. im Februar 2016 in Los Angeles, bevor die Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe bekannt wurden.
Auch in Zürich unerwünscht: Der US-Komiker Louis C.K. im Februar 2016 in Los Angeles, bevor die Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe bekannt wurden.
Bild: Keystone/Chris Pizzello/Invision/AP

Eigentlich sollte Louis C.K. im Volkshaus Zürich auftreten. Doch der Veranstaltungsort sagte dem einst erfolgreichen US-Komiker ab, stattdessen wird er in der Kongresshalle in Basel zu sehen sein. Grund für die Verwerfungen: Sexuelle Übergriffe gegen mehrere Frauen.

Der ebenso bekannte wie umstrittene US-Komiker Louis C.K. der sich wegen – zugegebener – sexueller Übergriffe vorübergehend aus dem Rampenlicht zurückziehen musste, versucht sein Comeback. Eine internationale Tour sollte ihn auch nach Zürich bringen, aber der geplante Auftritt ist geplatzt. Das Volkshaus hat den Termin abgesagt, wie «20 Minuten» schreibt. Nun tritt Louis C.K. stattdessen am 26. November in der Kongresshalle in Basel auf.

Das Volkshaus Zürich habe in allerletzter Sekunde einen Rückzieher gemacht, sagt Ahmed Bilge vom Veranstalter «The American Stand-up Show». Dies bestätigt Franz Cahannes dem «Tages-Anzeiger». Als Grund gibt der Geschäftsleiter des Volkshauses demnach Gespräche im Führungsgremium an.

«Wir haben uns über Louis C.K. informiert und entschieden, dass wir uns nicht im Spannungsverhältnis von sexuellen Übergriffen bewegen wollen», zitiert die Zeitung Cahannes. Das sei gängige Praxis. Er habe mit einem Auftritt von Louis C.K. keine negativen Reaktionen provozieren wollen, sagte er weiter.

«In der Öffentlichkeit nie rehabilitiert worden»

Bilge, selbst Komiker, ist sich des Sprengpotenzials bewusst: Die Verpflichtung des umstrittenen sei schon «riskant», sagt der 29-Jährige gegenüber «20 Minuten». «C.K. ist in der Öffentlichkeit nie rehabilitiert worden, obwohl ihm auch Taten nachgesagt wurden, die nachweislich nicht stimmten.» In London und in anderen Städten Grossbritanniens wurden Auftritte wegen Protesten abgesagt. Auch die Shows in Amerika wurden laut Medienberichten immer wieder von Störaktionen begleitet.



Louis C.K. war einst der «King of Comedy» – bis 2017 mehrere Komikerinnen aus der amerikanischen Comedy-Szene Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe gegen den Künstler erhoben, der für viele Vorbild und Mentor war. Die Vorwürfe wurden wenige Wochen nach dem Skandal um den erfolgreichen Filmproduzenten Harvey Weinstein bekannt, der mit seinen jahrzehntelangen Übergriffen gegen Frauen die #MeToo-Begegnung ins Rollen brachte, die zahlreiche mächtige Männer zu Fall brachte.

Louis C.K. gab wenig später in einer Stellungnahme mit dem Titel «Diese Geschichten sind wahr» einige Übergriffe zu, so auch, dass er sich in mehreren Fällen vor den Frauen auszog und sie nötigte, ihm beim Masturbieren zuzusehen.

Absagen nach Enthüllungen

Die Enthüllungen führten zu mehreren Absagen für den Komiker, der sich auch als Regisseur und Schauspieler einen Namen gemacht hatte: Der Sender FX kündigte Louis C.K.s Produktionsabkommen auf und strich die Veröffentlichung seines Films «I Love You, Daddy».

Der Streaming-Dienst Netflix sah von einer geplanten Produktion seines Stand-Up-Comedy-Programms ab. Der Sender HBO strich den Künstler von der Gästeliste einer Comedy-Show. Sendungen von Louis C. K. wurden von der HBO-Streaming-Plattform entfernt. Nun befindet er sich seit August 2018 im Comeback-Modus, eine internationale Tour bringt ihn Ende November auch in die Schweiz.



Der Comedian, dessen Humor von der «Süddeutschen Zeitung» als «zwar politisch unkorrekt, aber auch immer aufklärerisch, liberal und unbequem» beschrieben wurde, war auch an anderen Veranstaltungsorten in Zürich abgeblitzt. Veranstalter Bilge erhielt Absagen vom Hallenstadion, der Maag-Halle und Komplex 457, schreibt der «Tages-Anzeiger». Auf Anfrage der Zeitung sagt der Verantwortliche der Maag-Halle, Christoph Rüdt: «Wir wollten Louis C.K. nicht, weil wir seine Inhalte ablehnen.» Hingegen bestätigte der Direktor des Hallenstadions, Felix Frei, dass er die Show gebucht hätte, wäre die Anfrage nicht so kurzfristig eingegangen.

In der Schweiz wurde Louis C.K.s geplanter Auftritt vor ein paar Tagen ein Thema – vorerst in den sozialen Medien. Die deutsch-schweizerische Schriftstellerin und Dramatikerin Sibylle Berg fragte auf Twitter: «Louis und die Frage – Wird er ihn rausholen?» Auch unter Komikern ist der Auftritt nicht unumstritten. Gabriel Vetter verwies mit Verwunderung auf die Show, schreibt der «Tages-Anzeiger». 

Keine Handys oder Smart Watches in Kongresshalle

Viele der internationalen Shows des Komikers sind ausverkauft, für die Vorstellung in Basel gab es am Freitag noch Karten. Zuschauer werden aber auch in der Schweiz darauf hingewiesen, dass Louis C.K. keine Handys, Smart Watches, «Smart Accessories», Kameras oder Aufnahmegeräte in der Halle erlaubt. Zuschauer dürfen keine Aufnahmen oder Notizen machen, auch nicht auf Papier.

Während der Veranstaltung werden Smartphones und andere Geräte der Zuschauer in Taschen des Herstellers Yondr verpackt. Diese bleiben im Besitz der Zuschauer, die Geräte können aber nicht bedient werden. Dieses Vorgehen breitet sich immer weiter aus, nicht nur in der Comedy-Welt, sondern etwa auch bei Konzerten.

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