Robbie Williams im Interview «Ich habe immer noch ein Bedürfnis, geliebt zu werden»

Marius Egger

5.1.2025

Robbie Williams bei der Premiere von «Better Man».
Robbie Williams bei der Premiere von «Better Man».
Henning Kaiser/dpa

Jetzt hat auch Robbie Williams seine Filmbiografie. In «Better Man» wird er von einem computergenerierten Affen verkörpert, im Interview verrät er, weshalb er nie Schauspieler werden will und weshalb er nicht möchte, dass sein Vater den Film sieht.

Marlène von Arx

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Robbie Williams gibts jetzt auch im Kino – gespielt von einem Affen.
  • Als Schauspieler sieht sich der Ex-Take-That-Sänger eher nicht.
  • Im Interview mit blue News spricht Robbie Williams über seine grosse Liebe, seine ehemaligen Mitstreiter und über seine schlimmste Beziehung.

Robbie Williams, Sie starten 2025 mit Ihrer Musical-Biographie «Better Man», in der Sie von einem digitalisierten Affen verkörpert werden. Sind Sie zufrieden mit dem Resultat?

Sehr, ich bin überwältigt. Ich dachte, der Film wird nie gemacht. Als die Dreharbeiten begannen, fand ich die Idee mit dem Affen zwar toll, aber vorstellen konnte ich mir nicht, was der Regisseur Michael Gracey (‹The Geratest Showman›) in seinem Kopf sah. Ich habe gerade meiner Frau getextet, dass es grossartig läuft und sie soll die Piña Coladas und das Sonnendeck vorbereiten. Sie ist wunderbar neurotisch und ich impulsiv, also das Gegenteil. Sie hat Bodenhaftung, während ich einfach mal den Schläger schwinge und hoffe, etwas zu treffen.

Robbie Williams in «Better Man»: Ein computergenerierter Affe als Double.
Robbie Williams in «Better Man»: Ein computergenerierter Affe als Double.

Ist «Better Man» auch ein Warnstück vor dem hohen Preis, den man als Popstar zahlt – manchmal sogar mit dem Leben wie vor kurzem Liam Payne von One Direction?

Klar, meine Geschichte ist nicht einzigartig. Keiner, der im omnipräsenten grellen Licht steht, findet, er sei immer noch ein bestens ausgeglichenes Individuum. Die Welt verbiegt sich zu einem hin und und du verbiegst dich zur Welt. Jetzt, mit 50 Jahren am anderen Ende des Bogens, weiss ich erst, was all der Glamour und der Applaus hätte bedeuten sollen. Ich bin auf meinem Weg der Heilung – voll Namaste mässig. Jetzt bedeutet Ruhm und Reichtum das, was es immer hätte, aber es nie beim ersten Mal tut. 90 Prozent der Leute denken, dass wenn sie dies oder jenes hätten, wären sie happy und ganz, aber Ruhm und Reichtum flickt nichts, sondern sorgt für eine Existenzkrise!

Wie sind Sie aus dieser gekommen?

Mit viel Selbst-Analyse und externer Hilfe. Ich hatte Glück. Auch meine Manager Tim und David, der inzwischen verstorben ist, haben mir geholfen. Tim war der Faustschlag und David, der zehn Jahre nüchtern war, als ich ihn kennenlernte, war die Umarmung. Aber wenn man in der Tiefe von Alkohol- und Drogensucht ist, fällt man nicht immer die besten Entscheide. Und damals war Mentale Gesundheit ja auch kein Thema. Man hätte mich pulverisiert, wenn ich nach Anti-Depressiva gefragt hätte.

Brauchen Sie die Bestätigung von aussen heute weniger als früher?

Ich habe immer noch ein dramatisches Bedürfnis, geliebt zu werden und ich bin immer noch hyper-sensibel. Ich bin nicht mehr so zerbrechlich, wie ich einmal war. Hat meine Zerbrechlichkeit etwas mit meiner mentalen Krankheit zu tun? Ja, hat sie. Bin ich geheilt? Nicht ganz. Werde ich je ganz geheilt sein? Nein. Hat meine Erdung, meine neue Perspektive und ein Sinn im Leben etwas mit meiner Ehe und meinen Kindern zu tun? Ja – ohne sie wüsste ich nicht, wo ich heute wäre – ob ich überhaupt noch hier wäre. Als meine erste Tochter Teddy zur Welt kam, wusste ich: Jetzt geht es nicht mehr nur um mich. Als Vollblut-Narzisst war das eine riesige neue Erkenntnis für mich.

Was waren die schwierigsten Momente, die Sie für «Better Man» nochmals durchleben mussten?

Das schlimmste für mich war die Beziehung, die ich mit meiner Ex-Verlobten Nicole Appleton (Sängerin der All Saints, Anm. d. Red.) hatte. Alle anderen im Film hatten mir irgend etwas angetan, aber sie war eine gute Person und ich war der Bösewicht. Sie bekam die schlimmste Version von mir ab. Dafür schäme ich mich noch immer.

Und dann die Sache mit meiner Grossmutter und die mit meinem Dad waren auch nicht einfach. Im Film sieht man die Version meiner Mutter, was damals passierte. Mein Vater hat sicher seine eigene Version. Es gibt Dinge, die ich mit ihm nie besprochen habe. Eigentlich möchte ich gar nicht, dass er den Film sieht. Aber ich will auch, dass die Leute wissen, dass er sehr charmant ist und sich jeder gleich in ihn verliebt.

Robbie Williams, Schauspieler Jonno Davies (li.) und Regisseur Michael Gracey stellen «Better Man» in Köln vor.
Robbie Williams, Schauspieler Jonno Davies (li.) und Regisseur Michael Gracey stellen «Better Man» in Köln vor.
Henning Kaiser/dpa

Und wie denken Sie, werden Ihre Musiker-Kollegen reagieren, wie zum Beispiel Liam Gallagher und Take That?

Liam Gallagher ist eine 11 im Leben und kommt im Film als 10 weg. Gary Barlow von Take That bekam das Drehbuch zu lesen. Er fand, er werde schlimmer dargestellt als Darth Vader im ersten «Star Wars» Film. Ich liebe Gary und unsere Beziehung ist so geflickt und geheilt wie sie sein kann. Aber im Film muss ich halt so reden, wie mir mit 17, 18 und 19 Jahren der Schnabel gewachsen war. Ich weiss, dass sich bei Elton John und dem Film «Rocket Man» auch der eine oder andere beklagt hat. Ich stecke vorerst einfach den Kopf in den Sand.

Wenn Sie zurück könnten: Würden Sie Take That wieder beitreten?

Absolut. In den Herzen der Leute ist Take That immer noch wichtig. Sie und wir haben länger durchgehalten als der Rest unserer Zeitgenossen. Ist Take That die perfekte Band für mich? Ja. Ende der Antwort.

In «Better Man» hat ein Schauspieler im CGI-Anzug ihre Rolle übernommen. Der Rest machten VFX-Spezialisten. Sehen Sie sich in Zukunft doch einmal selber als Schauspieler?

Nö. Als Schauspieler würde ich nur herumballern wollen und nicht dreimal eine Tür öffnen oder sieben Mal den Gang entlang gehen müssen, bis die Szene im Kasten ist. Jetzt sehen wir mal, wie «Better Man» läuft. Vor allem in Amerika, wo man mich kaum kennt, ist das eine grosse Herausforderung. Es wäre toll, wenn die mal meinen Namen richtig schreiben könnten und wüssten, dass der Song «Angels» heisst und nicht «Angel». Eine grosse Nordamerika-Tour wäre wundervoll und würde mich gänzlich erfüllen. Aber wenn nicht, ist es auch okay.

Behind the Scenes von « Better Man » mit Schauspieler  Jonno Davies im CGI-Anzug.
Behind the Scenes von « Better Man » mit Schauspieler  Jonno Davies im CGI-Anzug.

Was wird Sie in zehn oder zwanzig Jahren zum noch «besseren Mann» machen?

Ich akzeptiere, älter zu werden. Mein Leben hat sich in den letzten fünf Jahren sehr verändert. Es hat zu lange gedauert, bis es besser ging, aber es dauert halt so lange, wie es nötig ist. Wenn also die letzten fünf Jahre ein Gradmesser sind, sieht meine Zukunft rosig aus. Mit jedem Tag, jedem Monat bin ich dankbarer, mehr authentisch und verstehe mich auch besser.

«Better Man» läuft seit dem 1 Januar im allen blue Cinema Kinos.

«Better Man» jetzt im Kino: Robbie Williams macht sich zum Affen

«Better Man» jetzt im Kino: Robbie Williams macht sich zum Affen

«Better Man» erzählt die Geschichte von Popstar Robbie Williams. Der Regisseur Michael Gracey trifft dabei eine mutige kreative Entscheidung. Das Resultat ist ein Biopic, das aus der Reihe tanzt. So wie Robbie.

20.12.2024