Talkshow-Ende in Sicht Anne Will: «Ein Wunder, wurde ich nie mit einer Bratwurst beworfen»

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25.9.2023

Anne Will hört nach 16 Jahren am 3. Dezember mit ihrem sonntäglichen ARD-Polittalk auf.
Anne Will hört nach 16 Jahren am 3. Dezember mit ihrem sonntäglichen ARD-Polittalk auf.
Bild: Wolfgang Borrs/NDR/dpa

Anne Will hat sich in einer Männerwelt durchgesetzt. Nun entschied sich die TV-Moderatorin, dass sie nach 16 Jahren als Polittalkerin bei der ARD aufhören und nochmals «etwas ganz Neues machen» will.

B. Bötschi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die 553. Ausgabe von «Anne Will» wird am 3. Dezember die letzte sein.
  • In ihrem Abschiedsinterview spricht die 57-jährige Journalistin über unverschämte Politiker.
  • Einmal, als die Kamera an ihrem Gesicht vorbeiflog, sagte ein Spitzenpolitiker zu Will: «Läuft gerade nicht so bei Ihnen, was? Quoten sind ganz schön im Keller.»

«Weil ich etwas anderes machen will – und damit meine ich nicht, neben der Sonntagabendsendung mal ein Podium zu moderieren oder einen Vortrag zu halten.»

Die 553. Ausgabe von «Anne Will» wird am 3. Dezember die letzte sein. 16 Jahre lang lief die Talkshow bei der ARD. Nun will die 57-jährige Moderatorin «etwas wirklich Neues machen». Was dies sein wird, verrät sie noch nicht.

Den Entscheid aufzuhören habe sie sich nicht leicht gemacht, so Will im Abschiedsinterview mit der «Süddeutschen Zeitung Magazin». Irgendwann erinnerte sie sich an einen Satz von einem Coach: «Um neue Ideen zu entwickeln und mich in neue Projekt schmeissen zu können, muss ich mit dem Alten aufhören.»

Anne Will: «Jetzt darfst du dir echt keine Fehler leisten»

Anne Will hat sich mit ihrem Polittalk in einer Männerwelt durchgesetzt. Das war nichts Neues für sie. Sie war im November 1999 auch bei der «Sportschau» die erste Frau. «Ich wusste: Okay, jetzt darfst du dir echt keine Fehler leisten.»

Jeder Versprecher sei damals bei einer Frau als Beleg dafür genommen worden, dass sie keine Ahnung habe, «während er bei einem Mann eben als einfacher Versprecher durchging».

Für ihren Polittalk hat sich Will anfangs die Regel gegeben, immer mindestens eine Frau pro Sendung zu Gast zu haben. «Später haben wir uns auf mindestens zwei Frauen pro Sendung verpflichtet. Davon weichen wir nur noch in absoluten Ausnahmefällen ab.»

Politiker zu Will: «Läuft nicht so bei Ihnen, was?»

Auf die Frage, wen Will gerne noch einmal als Gast hätte, antwortet sie: «Ich würde mich freuen, wenn Friedrich Merz mal käme, das tut er nämlich nie. Aber vielleicht liest er das ja jetzt.»

Vielleicht hat der CDU-Chef ja Angst davor, in der Sendung etwas Unbedachtes zu sagen. Wenn es doof laufe, so Will, werden manche Aussagen den Politiker*innen auf Jahre immer wieder vorgelegt. 

Es sei mit ein Grund, warum die Auftritte der Politiker*innen in den letzten Jahren vorsichtiger geworden seien. Das sei aber nicht immer so gewesen. Einmal, als die Kamera an ihrem Gesicht vorbeigeflogen sei, habe ein Spitzenpolitiker zu ihr gesagt: «Läuft gerade nicht so bei Ihnen, was? Quoten sind ganz schön im Keller.»

Will weiss noch nicht, wie sie sich verabschieden wird

Haben 16 Jahre «Anne Will» Anne Will verändert? «Bestimmt, wenigstens insofern, als ich mich immer weiter professionalisiert habe.» Man müsse präzise sein in ihrem Beruf. Das habe sie, so Will, gewiss auch im Privaten verändert.

«Es macht wahrscheinlich keinen grossen Spass, mit mir auf einer Grillparty zu diskutieren über ein Thema, in das ich eingelesen bin.» Bestimmt komme dann irgendwann der Einwand von ihr: «Ganz genauso ist es ja nicht! Dass ich da noch nie mit einer Bratwurst beworfen wurde, ist echt ein Wunder.»

Wie sich am 3. Dezember von den TV-Zuschauer*innen verabschieden wird, weiss Anne Will noch nicht. «Eigentlich würde ich gerne wie immer überleiten zu den Tagesthemen, Tschüss und auf Wiedersehen sagen – und es ernst meinen: Es würde mich freuen, wenn wir uns an anderer Stelle wiedersehen.»


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