ETH-InnovationSchweizer Laser können Unterseekabel ersetzen
Von Dirk Jacquemien
22.6.2023
Wird auch das Rückgrat des Internets bald aus Satelliten bestehen? Schweizer Forscher*innen setzen auf Laserstrahlen, die riesige Menge an Daten übertragen können.
Von Dirk Jacquemien
22.06.2023, 00:00
Dirk Jacquemien
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Schweizer Forscher*innen haben eine Alternative zu Unterseekabeln entwickelt.
Dank Laser-Technologie lassen sich so auch über Satellit grosse Datenmengen übertragen.
Getestet wurde dies aber zunächst auf der Erde, mit einem Laserstrahl vom Jungfraujoch.
Unterseekabel sind das Rückgrat des Internets. Über sie werden jede Sekunde viele Terabits an Daten zwischen den Kontinenten übertragen. Ohne die Glasfaser auf dem Meeresboden wäre die moderne digitale Wirtschaft unmöglich. Doch neben den enormen Kosten durch die Verlegung der Kabel sind diese auch anfällig für Beschädigungen, sei es durch Unfälle im Schiffsverkehr oder mutwillige Sabotage.
Gerade letzteres wird im Zeitalter zunehmender geopolitischer Spannung mit Sorge betrachtet. Forscher*innen der ETH Zürich haben nun eine Methode entwickelt, die vor dieser Art Attacke gefeilt ist und zudem noch verspricht, deutlich günstiger als Unterseekabel zu sein. Sie setzen auf Satellitenverbindungen.
Nun ist Internet über Satelliten freilich keine neue Erfindung, seit einigen Jahren gibt es etwa das von SpaceX betriebene Starlink-Netzwerk, das inzwischen grosse Teile der Welt abdeckt. Doch im Vergleich zu Unterseekabeln hat selbst das riesige Starlink-Netzwerk deutlich weniger Bandbreite-Kapazitäten.
Das Besondere an der ETH-Methode ist, dass die Schweizer Forscher*innen auf Laserstrahlen im Infrarotbereich setzen statt auf den Mikrowellenbereich wie bei konventionellen Satelliten. Durch eine 10’000-fach kürzere Wellenlänge können so viel mehr Daten übertragen werden.
Getestet wurde das noch nicht mit einer Verbindung von Satellit zur Erde, sondern zunächst entlang einer 53 Kilometer langen Strecke zwischen dem Observatorium Zimmerwald bei Bern und der Hochalpinen Forschungsstation auf dem Jungfraujoch. Diese Strecke sei sogar noch anspruchsvoller als ein Signal aus dem Orbit, da hierbei während des gesamten Weges die dichte Atmosphäre durchquert werden müsse.
Die Methode wurde in Kooperation mit zwei französischen Institutionen entwickelt, die unter anderem Technik beitrugen, mit der Interferenzen durch die Luft korrigiert werden und somit auch bei schlechtem Wetter noch Empfang möglich ist.
In ihrem Versuch haben die Forscher*innen mit einer Bandbreite von 1 Terabit/Sekunde übertragen. Es sei allerdings problemlos möglich, dies auf 40 Terabit/Sekunde hochzuskalieren. Wann die Technik in den Praxiseinsatz kommt, ist allerdings noch unklar.