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Angriff auf dem Meeresboden Kann Putin unser Internet lahmlegen?
Von Dirk Jacquemien
1.5.2022
Die Weltwirtschaft ist auf ein funktionierendes Internet angewiesen. Doch das Rückgrat des Internet, die globalen Unterseekabel, ist erstaunlich verwundbar. Könnte Wladimir Putin das ausnutzen?
Um Mitternacht des 5. August 1914 erklärte Grossbritannien dem Deutschen Reich den Krieg. Nur wenige Stunden später zerstörte die britische Marine die Telegraphenkabel in der Nordsee, die Deutschland mit der westlichen Hemisphäre verbanden. Um mit seinen Botschaften in Übersee zu kommunizieren, musste die deutsche Regierung für den Rest des Ersten Weltkrieges Funkverbindungen oder die Telegraphenkabel anderer Staaten nutzen.
Das erlaubte es dem britischen Geheimdienst 1917 die Zimmermann-Depesche abzufangen und zu entschlüsseln. In dieser wurde der deutsche Botschafter in Mexiko dazu aufgefordert, der dortigen Regierung Unterstützung für einen allfälligen Krieg gegen die USA zu versprechen. Letztere wiederum waren über den Inhalt so erbost, das sie gegen Deutschland in den Krieg einstiegen.
Die Briten hatten in den ersten Stunden des Krieges verstanden, wie wichtig die Kontrolle über die Kommunikationsmittel ist. Das ist auch heutzutage der Fall. Deswegen gilt ein grosser Teil der russischen Raketenangriffe in der Ukraine Kommunikationsanlagen. Doch sollte der russische Machthaber Wladimir Putin beabsichtigen, als Vergeltung für Sanktionen die Kommunikation auch in anderen westlichen Ländern zu stören, hat er dafür eine relativ simple Methode zur Verfügung.
Unterseekabel übertragen 98 Prozent des Internet-Verkehrs
Das dominante Kommunikationsmittel ist heute das Internet. Auch wenn Internetzugang über Satelliten vielleicht die grösste Aufmerksamkeit bekommt – auch gerade im Krieg mit der Rolle von Starlink – so wird doch 98 Prozent des weltweiten Datenverkehrs über Unterseekabel aus Glasfaser abgewickelt. Ob die neuste Netflix-Serie, die internationale Banktransaktion oder die Videokonferenz – ohne Unterseekabel wäre die moderne Weltwirtschaft nicht funktionsfähig.
Diese Kabel verbinden alle Kontinente miteinander und werden dabei nicht etwa tief in der Erde verbuddelt, sondern auf dem Meeresboden abgelegt. Somit sind sie für jeden zugänglich, der Mittel und Wege hat, sich dort hinab zu begeben. Also beispielsweise, wenn man wie Wladimir Putin Oberkommandeur einer U-Boot-Flotte ist.
Kabel sind kaum geschützt
Die Unterseekabel sind auch nicht besonders geschützt. Regelmässig werden sie versehentlich etwa durch Anker von Fischkuttern beschädigt. In Küstennähe sind solche Schäden noch relativ schnell erkennbar und zu beheben. Doch je weiter es Richtung offenes Meer geht, desto schwieriger ist es, den Schadensort zu lokalisieren und die Kabel zu reparieren.
Mit U-Booten ist es daher ein leichtes, ein Unterseekabel für längere Zeit ausser Gefecht zu setzen. Vorteil dieser Art der asymmetrischen Kriegsführung ist, dass eine Beweisführung quasi unmöglich ist. Denn auf dem Meeresboden sind natürlich keine Überwachungskameras installiert, die den Täter auf frischer Tat ertappen können. Man könnte eine vorsätzliche Beschädigung auch wie einen der oben beschriebene Anker-Unfälle aussehen lassen.
Internet hat viele Redundanzen
Das macht einen Angriff auf Unterseekabel sehr attraktiv, wenn man die Wirtschaft eines geopolitischen Gegenspielers stören will, ohne eine Rechtfertigung für einen Gegenschlag zu liefern.
Von Vorteil für die Funktionsweise des Internet ist jedoch, dass es erhebliche Redundanzen gibt. Wenn ein oder zwei Unterseekabel plötzlich ausfallen, wird der Internet-Verkehr schnell neue Wege finden. Das Laden des YouTube-Videos dauert dann vielleicht ein bisschen länger, aber im Grossen und Ganzen läuft das Internet weiter wie gehabt.
Soll der Internet-Verkehr wirklich dramatisch gestört werden, müssten wohl Dutzende wichtige Kabel simultan zerstört werden. Das liesse sich dann kaum als Unfall verkaufen, würde schnell den Verdacht auf Russland lenken und könnte vom Westen als kriegerischer Akt aufgefasst werden.