Das PutinBook kommt Russland lanciert Laptop mit jahrealter Technik für 1500 Franken

Von Dirk Jacquemien

15.8.2022

Das ist der Bitblaze Titan BM15 für 1500 Franken.
Das ist der Bitblaze Titan BM15 für 1500 Franken.
Prombit

Weil MacBooks und PCs nicht mehr nach Russland geliefert werden dürfen, entwerfen russische Unternehmen jetzt ihre eigenen Laptops.

Von Dirk Jacquemien

15.8.2022

Ein russisches Unternehmen hat einen Laptop komplett aus eigener Fertigung vorgestellt, der den westlichen Sanktionen widerstehen soll. Das hat allerdings seinen Preis, 100’000 Rubel um genau zu sein, knapp 1500 Franken. Und dafür bekommen die Russ*innen auch noch alles andere als State-of-the-Art-Technik, wie «Tom's Hardware» schreibt.

Denn der 15,6 Zoll Bitblaze Titan BM15-Laptop wird mit einem Baikal-M1-Prozessor ausgeliefert, der allerdings wenig mit den namengleichen M1-Chip von Apple zu tun hat. Beide setzen zwar auf ARM-Technologie, der russische M1-Chip basiert dabei allerdings auf dem ARM Cortex-A57-Design, das erstmals 2014 erschien.

Legende oder Totgeburt?

Mit 16 GByte RAM und 512 GByte Speicher ist die restliche Ausstattung des Laptop eher Standardware. Die Akkulaufzeit von rund 5 Stunden ist allerdings eher unteres Mittelfeld und ein Gewicht von 2,2 kg ist schon ziemlich stattlich für einen vermeintlich modernen Laptop. Als Betriebsystem wird eine Linux-Variante mitgeliefert.

«Ich habe eine Legende in der Hand», schreibt Jana Brysch, Managerin bei Hersteller Prombit, auf VKontakte, Russlands Facebook-Klon. In ihrer Hand hält sie ein Vorserienmodell des Bitblaze Titan BM15. Die Kommentare der Nutzer*innen sind jedoch deutlich weniger euphorisch. «Als totgeborener Laptop» wird das Gerät unter anderem bezeichnet.

Das Gerät soll wohl den Beweis antreten, dass Russland auch ohne westliche Bauteile in der Lage ist, einen zeitgemässen Computer zu produzieren. Derzeit gibt es aber für viele Russ*innen noch Alternativen, die deutlich sinnvoller erscheinen.

Parallelimporte boomen

So ist es über Parallelimporte bis jetzt auch in Russland noch möglich, an Waren aus dem Westen zu kommen. Hierbei werden Markenprodukte, die eigentlich für Nachbarländer wie Kasachstan oder Armenien bestimmt sind, nach Russland weiter exportiert. Die Duma hat diese Praxis im Juni offiziell legalisiert.

Der «Guardian» berichtet, dass so Kleidung von Zara, BMWs oder iPhones in grossen Mengen den Weg nach Russland gefunden haben. Käufer*innen dieser westlichen Produkten müssen dann zwar einen ordentlichen Aufschlag zahlen, in vielen Fällen dürfte das Preis-Leistungsverhältnis aber immer noch besser sein als bei den minderwertigen Waren aus Eigenproduktion wie dem Bitblaze Titan BM15.

Mit einem Versiegen der Warenlieferungen über Umwege aus dem Westen wird nicht gerechnet. Ein grosser inoffizieller Apple Store in Moskau geht bereits davon aus, das für den September erwartete iPhone 14 im Angebot zu haben. Er werde zwar knapp einen Monat länger dauern, aber «wir werden es bekommen», so ein Mitarbeiter zum «Guardian».