Helfende Hand Roboter führt künstliche Befruchtung durch

Von Dirk Jacquemien

28.4.2023

Ein Roboter hat erstmal die Nadel bei einer In-vitro-Fertilisation gesteuert.
Ein Roboter hat erstmal die Nadel bei einer In-vitro-Fertilisation gesteuert.
Imago

Roboter könnten schon bald vielen Paaren den Kinderwunsch erfüllen und die In-vitro-Fertilisation deutlich günstiger als bisher machen. 

Von Dirk Jacquemien

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein Roboter führt mit einer Nadel Spermium und Ei zusammen.
  • Das sorgte für zwei erfolgreiche Schwangerschaften und zwei gesunde Mädchen.
  • Die Automatisierung soll die Kosten für In-vitro-Fertilisation senken.

Erstmals wurden zwei Babys geboren, deren In-vitro-Fertilisation (IVF) durch einen Roboter durchgeführt wurde. Die vom spanischen Start-up Overture Life entwickelte Maschine führte dabei selbstständig Spermium und Ei zusammen.

Das Procedere wurde an der New Yorker Fruchtbarkeitsklinik New Hope Fertility Center durchgeführt. Die mit dem Roboter verbundene Nadel wurde zunächst von einem Mitarbeiter mit einem Playstation 5-Controller in Position gebracht. Der Roboter erkannte dann durch seine Kamera das Ei und injizierte autonom das Spermium.

Kosten sollen sinken

Knapp ein dutzend Eier wurde auf diese Art befruchtet, in zwei Fällen führte das zu Schwangerschaften und der Geburt gesunder Mädchen. Das ist eine ähnliche Erfolgsquote wie bei konventionellen IVF-Verfahren. Es handele sich um das erste Mal, dass Kinder durch eine solche Beteiligung von Robotern entstanden seien, so Overture Life zu «MIT Technology Review».

Ziel des Unterfangens sei laut Overture Life vor allem, die Kosten der In-vitro-Fertilisation deutlich zu senken. Eine einzige Behandlung erreicht derzeit schnell den fünfstelligen Bereich und häufig sind mehrere Versuche nötig, bevor es zu einer Schwangerschaft kommt. Diese Kosten sind für sehr viele Paare nicht zu stemmen, gerade in ärmeren Ländern.

Box soll Embryos erzeugen

Zurzeit automatisiert der Roboter nur einen kleinen Schritt der Befruchtung. Zukünftig soll es aber möglich sein, eine In-vitro-Fertilisation in Arztpraxen selbst durchführen zu lassen, ohne Notwendigkeit für teure Labore.

«Stell dir eine Box vor, in die ein Ei und Sperma eingefügt werden und fünf Tage später kommt ein Embryo heraus», erklärt Santiago Munné, der «Chief Innovation Officer» von Overture Life seine Wunschvorstellung. Das könnte ein grosses Geschäft werden und bisher hat die Firma rund 37 Millionen Dollar an Risikokapital eingesammelt. Zu den Investor*innen beim Start-up zählt unter anderem die frühere YouTube-CEO Susan Wojcicki.

Aber natürlich gibt es auch Skeptiker. Der Direktor der Fruchtbarkeitsklinik an der Columbia University, Zev Williams, hält Menschen für «viel besser» geeignet zur Durchführung der IVF. Ein Spermium in ein Ei einzusetzen, ohne dies zu beschädigen, sei ein sehr delikates Verfahren.