Tesla-Aktien zu Unrecht bekommenRichterin macht Elon Musk um 55 Milliarden Dollar ärmer
Von Dirk Jacquemien
31.1.2024
Die an Elon Musk von Tesla ausgezahlte Kompensation war rechtswidrig, so ein Gericht. Der noch reichste Mann der Welt könnte nun gezwungen werden, Aktien im Wert von 55 Milliarden Dollar zurückzugeben.
Von Dirk Jacquemien
31.01.2024, 16:26
Dirk Jacquemien
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Elon Musk hat Tesla-Aktien im Wert von rund 55 Milliarden Dollar zu Unrecht bekommen, sagt ein Gericht.
Denn der Verwaltungsrat, der die Kompensation festgelegt hat, sei nicht unabhängig, sondern von Musk dominiert gewesen.
Wird das Urteil rechtskräftig, wäre Musk nur mehr der drittreichste Mann der Welt.
Eine Richterin im US-Bundesstaat Delaware hat einen 2018 vom Tesla-Verwaltungsrat mit CEO Elon Musk vereinbarten Plan über dessen Kompensation für null und nichtig erklärt. Im Zuge dieses Plans erhielt Musk im Laufe der Jahre Tesla-Anteile im Wert von derzeit rund 55 Milliarden Dollar, die er nun möglicherweise zurückgeben muss.
Tesla hat wie viele US-Grosskonzerne aufgrund der günstigen Steuern seinen formellen Geschäftssitz in Delaware, weswegen die dortigen Gerichte über Streitigkeiten bezüglich der Konzernstruktur und Unternehmensführung zuständig sind.
Musk legte eigene Kompensation fest
Ein Tesla-Aktionär hatte den Elektroautohersteller verklagt, weil er die mit Musk vereinbarte Kompensation für völlig exzessiv hielt und bei dessen Festlegung die Interessen der Aktionär*innen nicht angemessen berüchtigt wurden.
Richterin Kathaleen McCormick, die Musk bereits 2022 dazu verdonnerte, den Twitter-Kauf zu vollziehen, nachdem dieser den Kaufvertrag brechen wollte, stimmte dem zu. Sie kritisierte vor allem den Prozess zur Festlegung der Kompensation, die nominell durch den Verwaltungsrat erfolgte.
Doch dieser habe, anders als durch Aktionärsschutzgesetze vorgeschrieben, alles andere als unabhängig gehandelt, sondern sich von Musk die Bedingungen seiner eigenen Kompensation diktieren lassen.
Zu den Mitgliedern des Verwaltungsrates zählten Musk selbst, sein Bruder Kimbal Musk und dann eine Reihe von Lakaien, die entweder mit Musk persönlich befreundet waren oder ihm einen Grossteil ihres eigenen Vermögens verdanken. Die einzig wirklich unabhängige Verwaltungsrätin, Linda Johnson Rice, verliess das Unternehmen, mutmasslich in Sorge über Musks vermeintlichen Drogenkonsum.
Gegen das Urteil kann Tesla noch Berufung einlegen, was es zweifellos tun wird. Hätte es allerdings Bestand und Musk müsste seine Aktien zurückgeben, würde er auf Platz drei der reichsten Männer der Welt «abstürzen», hinter Louis-Vuitton-Eigner Bernard Arnault und Intimfeind Jeff Bezos.
Musk reagierte auf X erwartungsgemäss frustriert und drohte damit, den Firmensitz nach Texas zu verlegen, was nicht so einfach möglich sein dürfte. In den vergangenen Wochen verlangte er sogar noch mehr Anteile an Tesla und kündige an, andernfalls Entwicklungen etwa zur Künstlichen Intelligenz im Unternehmen abzubremsen.
Einem neuen Aktienpaket müssten die aktuellen Aktionär*innen freilich zustimmen. Zu den grössten Tesla-Anteilseignern zählen heute institutionelle Anleger wie Rentenfonds oder Vermögensverwaltungsgesellschaften, die Musk nicht einfach so Aktien schenken werden und in Verantwortung gegenüber ihren eigenen Anteilseigner*innen auch gar nicht dürfen. Die stolzen Wall-Street-Manager werden sich auch kaum von Musk erpressen lassen wollen.
Die goldene Hand, die Musk bisher in der Unternehmensführung bewies, bekommt zudem langsam erste Blasen. In der Tat hat sich Teslas Aktienkurs zwar seit 2018 knapp verzehnfacht, sodass Musk-Fans argumentieren, er sei das viele Geld doch wert gewesen, weil langjährige Tesla-Aktionär*innen ebenfalls ordentlich Kasse gemacht haben. Im Vergleich zum Allzeithoch 2022 wurde allerdings inzwischen auch bereits wieder mehr als die Hälfte an Wert verloren.