Mate 20 ProDas neue Huawei Mate 20 Pro lädt mit seinem Akku auch andere Geräte
Pascal Landolt
16.10.2018
Huawei Mate 20 Pro: «Nimm von meinem Akku»
Huaweis neue Android-Spitzenmodelle Mate 20 und Mate 20 Pro überraschen mit vielen neuen Features und grosszügig bemessenen Akkus. Das Mate 20 Pro kann sogar anderen Geräten von seinem Akku spenden.
16.10.2018
Huawei hat an einem Event in London seine neuen Android-Spitzenmodelle Mate 20 und Mate 20 Pro vorgestellt. Die Modelle überraschen mit vielen neuen Features und grosszügig bemessenen Akkus. «Bluewin» konnte die wichtigsten Funktionen der neuen Smartphones vor Ort bereits antesten.
Es passiert nicht oft, dass man sich bei seinem Smartphone fragt: «Uh, der Akku ist viel zu gross – was bloss mit all dem Strom anfangen?» Huawei meint nun, die Antwort darauf gefunden zu haben: Teilen, sprich: andere Gadgets damit aufladen. Das nämlich verspricht das neue Huawei Mate 20 Pro.
Dank der neuen «Reverse Wireless Charging»-Funktion wird das Smartphone zur Ladematte. Auf der Rückseite des Handys können andere Geräte drahtlos über den «Qi»-Standard geladen werden. Seine Energie bezieht das Mate 20 Pro dabei von einem eingebauten Akku mit 4'200 Milliampèrestunden (mAh) Kapazität.
Huawei rüttelt am Android-Thron
Huawei, die aktuelle Nummer zwei im weltweiten Handymarkt, möchte mit seiner «Mate»-Serie im Rennen um den Android-Thron mitmischen. Während das im Frühling vorgestellte P20 Pro vor allem mit Designerfarben und drei Kameralinsen überzeugte, sollen nun mit dem Mate 20 Pro auch Nutzer mit hohen Ansprüchen zufriedengestellt werden. Dazu verfügt das neue Huawei-Topmodell über einige clevere Funktionen:
Die besten neuen Features des Mate 20 Pro:
Grosser 6,4-Zoll «Curved» AMOLED-Bildschirm
Schnelle Akku-Ladung per USB-C: 70 Prozent in 30 Minuten
Neuester «Kirin 980»-Prozessor mit «Neural Processing Unit»
Auf dem grosszügigen AMOLED-Screen des Mate 20 Pro mit 6,4 Zoll und einer Auflösung von 3120 x 1440 Pixeln sehen Bilder und Videos leuchtend aus, Text auf Webseiten lässt sich gut lesen. Dabei trösten die leicht abfallenden Seitenränder aber nicht über den prominenten schwarzen Balken am unteren Bildschirmrand hinweg. Die vielzitierte «Notch», die beim Mate 20 Pro Selfie-Kamera und Technik zur Gesichtsentsperrung beherbergt, bleibt hoffentlich nur eine vorübergehende Erscheinung bei Smartphones.
Akku und Aufladung
Noch einmal zum Partytrick des Mate 20 Pro: Das Handy verfügt auf der Rückseite über eine Vorrichtung zum induktiven Laden – und zwar in beide Richtungen. Nicht nur lässt es sich mit bis zu 15 Watt Ladeleistung drahtlos laden, es kann auf diesem Weg auch andere Geräte mit Strom versorgen, es wird also sozusagen zur Ladematte.
Behält man die ganze Akkukapazität von 4'200 mAh für sich, verspricht Huawei damit genügend Energie für zwei Tage intensiver Nutzung. Bei Pausen an der Steckdose sorgt ein Ladegerät mit 40 Watt Leistung für schnelle Ladung über den USB-C-Port – innert einer halben Stunde soll der Akku bereits wieder zu 70 Prozent gefüllt sein.
Der neue Prozessor
Der «Kirin 980»-Chip ist eine Eigenentwicklung von Huawei und soll in vielen Kategorien schneller sein als die Konkurrenz. Speziell sind bei dem neuen «System on a Chip» die 7-Nanometer-Bauweise und der eingebaute Prozessor für künstliche Intelligenz, die sogenannte «Neural Processing Unit».
Hervorzustreichen ist auch der Chip, der für die Verbindung zum Handynetz verantwortlich ist. Dieser unterstützt «LTE Cat.21», das bedeutet Download-Geschwindigkeiten von bis zu 1.4 Gigabit pro Sekunde – laut Huawei genug, um ein Video in 4K zu streamen.
Kameras
Die künstliche Intelligenz, mit dem der Kirin 980-Prozessor aufwartet, findet bis anhin vor allem in den Bildern Verwendung, die beim Mate 20 Pro über ein Trio von Leica-Linsen aufgenommen werden. Sogar Schnappschüsse bei schwierigem Licht werden dank der KI-Rechenpower optimiert. Dazu analysiert der Chip laufend, was für Objekte sich im Bildausschnitt befinden und optimiert diese Komponenten einzeln.
Eine Linse sorgt für Weitwinkel-Aufnahmen, die zweite für Telefoto-Zoomaufnahmen, die dritte wird «Ultra Wide Angle Lens» genannt. Mit der letzteren sind nun auch Makro-Aufnahmen möglich: Bis zu 2,5 Zentimeter soll man sich an winzige Blumen, Schmetterlinge oder andere Objekte annähern können und dabei noch immer scharfe Aufnahmen erzielen.
Sicherheit
Der Zugriff aufs Mate 20 Pro wird dem Nutzer auf vielfältige Weise ermöglicht: Ein Fingerabdruck-Scanner ist unsichtbar unter dem Displayglas verbaut, alternativ kann sich der Nutzer auch per Passwort/PIN oder Gesichtserkennung identifizieren. Auf Wunsch können Passwörter zentral und sicher im «Password Vault» – einer Art digitalem Safe – abgelegt werden.
Sicher ist das Smartphone auch vor Wasser- und Schmutzeinwirkung: Das Mate 20 Pro ist nach IP68-Standard vor seiner Umwelt geschützt. Damit wichtige Daten im Schadenfall des Gerätes sicher bleiben, verfügt das Handy auch über umfassende Backup-Optionen in der Cloud.
Hier muss Huawei noch nachlegen
Die technischen Daten des Huawei Mate 20 Pro lesen sich bis hierhin wie eine Checkliste von erfüllten Wünschen von Handynutzern mit hohen Ansprüchen.
Doch ganz ohne Dornen ist auch diese Rose nicht, die uns der aufstrebende Hersteller aus China entgegenstreckt: So lässt sich der verbaute Speicher von 256 Gigabyte (GB) zwar aufrüsten, jedoch nicht mit herkömmlichen Micro-SD-Karten, sondern nur über ein Huawei-eigenes, neues Kartenformat – «nanoSD» genannt. Huawei zitiert dafür das Bedürfnis nach besonders schnellem Speicher. Für Nutzer ein unnötig teures Hindernis, sind doch mittlerweile auch microSD-Karten mit hohen Datenübertragungsraten erhältlich. Huawei ist hier allerdings nicht allein mit seinem Verhalten: Vor allem grössere Technik-Hersteller greifen oft auf Tricks mit teurem Zubehör zurück.
Freunde eines originalen, «puren» Android-Erlebnisses werden auch beim Mate 20 Pro enttäuscht: Aufs Google-Betriebbsystem klatscht Huawei wie bisher seine eigene «EMUI»-Oberfläche. Das ist weder schön noch effizient.
Und dann bleibt noch das generelle Design des Mate 20 Pro: Während das Gerät sorgfältig gefertigt ist und in der Hand einen hochwertigen Eindruck macht, ist die Kombination von Notch, einem dicken unteren Bildschirmrand und von gekurvten Seitenrändern fragwürdig. Innovativ oder frisch wirkt es nicht – eher, als habe man bei allen Konkurrenten gleichzeitig abgeschaut. Einem Smartphone, das auf so vielen Ebenen überzeugt, müsste man doch auch ein einzigartiges Äusseres verpassen können.
Huawei schmeisst also auf Ende Jahr nochmal alles in die Waagschale – in der Hoffung, möglichst viele Nutzer durch mindestens ein spezielles Alleinstellungsmerkmal zu überzeugen.
Für den Preis von 999 Franken (Huawei Mate 20 Pro) respektive 899 Franken (Huawei Mate 20) erhalten Nutzer ein Android-Handy, das sehr viel bietet. Erfrischend ist, dass der Hersteller aus China mit Features nicht gegeizt, sondern versucht hat, möglichst viele Funktionen in einem Gerät zu vereinen. Weitere Impressionen zu den soeben angekündigten Mate 20-Modellen wird «Bluewin» veröffentlichen, sobald erste Testgeräte zur Verfügung stehen.
Mate 20: Die zweite Geige?
Etwas im Schatten des Mate 20 Pro steht die «non-Pro»-Variante, das Mate 20. Im Vergleich zum Pro-Modell weist der Bildschirm des Mate 20 eine Diagonale von 6,5 Zoll auf, verzichtet auf gebogene Ränder und setzt statt OLED auf einen IPS-LCD-Bildschirm. Bei einem ersten kurzen Hands-On überzeugte uns allerdings die viel kleinere «Notch», ebenso ein Seitenverhältnis, das den Bildschirm grosszügiger erscheinen lässt. Damit wird das Mate 20 auf einen Schlag zum Geheimtipp unter den neuen Huawei-Modellen.
Mehr Informationen zur günstigeren Mate 20-Variante gibt es nach einem ausführlicheren Test des Geräts.