Der gute alte Knochen – erst verpönt, dann in aller Hand, dann das Normalste auf der Welt, dann überholt und vergessen und jetzt plötzlich wieder zurück? Tatsächlich. Wie bunte kleine Phönixe tauchen sie auf, aus den verstaubten Schubladen der Zeit. Aber was genau hat es mit diesem merkwürdigen Trend auf sich?
Swisscom
09.10.2024, 09:52
16.10.2024, 10:47
Pascal Imbach
Aufregend neu war's, als sich damals mit den kleinen Displays der ersten Handys viele kleine, grün- oder auch blauleuchtende Tore zur Welt für uns öffneten. Mit dem Aufkommen der Mobiltelefone waren wir endlich in der Zukunft angekommen. Und die nützlichen Dinger entwickelten sich rasant weiter. Erst wurden sie immer kleiner, dann klappbar, dann wieder grösser, dafür flacher, dann verschwand die Tastatur und machte Platz für immer grössere Touchscreens. Ein ständiger, bis heute andauernder Wettlauf der Innovation – die Konkurrenz schläft nicht!
Beinahe jährlich werden die technologischen Errungenschaften, in fast schon kirchlich anmutenden Prozessionen präsentiert und von der Tech-Community gehuldigt. Und wer nicht immer das neueste XY-Smartphone besitzt, gilt schnell als abgemeldet – so zumindest der Eindruck, der aufkommen könnte.
Seit nunmehr bald zwei Jahrzehnten werden wir darauf konditioniert, jede noch so nebensächliche, neue Funktion, jedes geringfügig verbesserte, neue Modell, kollektiv abzufeiern – und natürlich auch zu kaufen.
Und jetzt das: Immer mehr vor allem junge Menschen wählen bewusst den Rückschritt und bevorzugen plötzlich Handys mit stark eingeschränkten Funktionen? Wie kommt's?
Diese fummeligen, bunten Knochen aus den frühen Nullerjahren: Nokia 3310, Motorola Razr V3, Sony Ericsson T610 und wie sie alle hiessen. Schon allein der Gedanke an diese winzigen Tastaturen führt bei vielen betroffenen Zeitzeugen zu Schweissausbrüchen.
Aber was damals einfach ein «normales» Handy war, wird heute liebevoll Dumbphone, im Gegensatz zum (vermeintlich) schlauen Smartphone, genannt und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Ein vorsätzliches «Downgrade» sozusagen.
Aber wieso solltest du dir diese künstliche Komplikation im Alltag antun?
Digital Detox statt Doomscrolling
Ein Dumbphone versorgt dich mit dem absoluten Kommunikationsminimum: Telefonieren, das Schreiben von Textnachrichten und vielleicht eine Runde «Snake» gegen die Langeweile.
Mal eben kurz etwas googeln? Auf dem Wetter-Radar das aufkommende Gewitter im Auge behalten? Zu jeder Zeit hochauflösende Fotos schiessen können? Im Minutentakt das Weltgeschehen verfolgen und auf Social Media die Traumurlaube anderer beneiden? Fehlanzeige!
Aber genau darum geht's. Es ist eine Absage an eine Industrie, die unsere Aufmerksamkeit zur Währung gemacht hat. Klar, wir könnten auch selbstdiszipliniert einfach damit aufhören, stundenlang auf TikTok Hunderte Videos zu schauen, ohne dass uns auch nur eins davon in Erinnerung bleibt. Aber gegen clever konzipierte Apps und Social-Media-Plattformen ist schwer anzukommen. Das funktioniert, weil wir Menschen so sind, wie wir eben sind, und ist kein Grund, hart mit sich ins Gericht zu gehen.
Aber falls du dich auch schon gefragt hast, wieso du nie Zeit hast – daran könnte es liegen.
Übrigens: Die durchschnittliche Verweildauer pro Tag auf TikTok ist 91 Minuten und die durchschnittliche Länge eines TikTok-Videos liegt bei rund 43 Sekunden. Do the math.
Endlich wieder Zeit für die wirklich wichtigen Dinge
Ein bisschen wie ein Schutzkragen für Haustiere oder auch die Scheuklappen für Pferde kann die bewusste Entscheidung für ein Dumbphone für uns also langfristig Linderung bringen, auch wenn wir kurzfristig gedacht sooo gerne «kratzen» würden. Auf jeden Fall verspricht der Trend mehr Ruhe und mehr bewusst genutzte, nicht am Handy vergeudete Zeit. Und das klingt doch eigentlich ganz gut.
Es mag zunächst vielleicht etwas paradox erscheinen, noch ein zusätzliches Device zu kaufen, um dieses dann weniger zu nutzen. Zumal die meisten von uns wohl das hochentwickelte Smartphone mit all seinen verlockenden Möglichkeiten zumindest übergangsweise noch in der Schublade behalten würden. Und vielleicht liegt ja irgendwo sogar noch ein altes Original.
Und so läge per Naturgesetz scheinbar immer mindestens ein Handy in dieser ominösen Schublade, ob es nun das Neue oder das Alte ist. Warum das aber nicht nur unnötig, sondern auch wenig nachhaltig ist, erfährst du in unserem #WirsindZukunft-Ratgeber.
Grossartiges Design – klein, leicht und minimalistisch
Den Gedanken des Dumbphones perfektioniert haben The Light Phone, mit ihrem mittlerweile dritten Modell, dem Light Phone 3 – das formschöne, minimalistische Design zelebriert «Weniger ist mehr» auf eindrucksvolle Weise. Es liefert alles, was du brauchst, ohne dich unnötig abzulenken. Leider ist es aber bis jetzt nur in englischer Sprache und mit der englischen QWERTY-Tastatur erhältlich.
Aber auch HMD Global bringt schon seit einigen Jahren Neuauflagen klassischer Nokia-Handys zurück auf den Markt. Und auch hier liegt der Fokus mit Telefonie und dem Schreiben von SMS auf «weniger».
Unabhängig davon, welches Gerät bei Dir im Einsatz ist, lässt sich wohl abschliessend festhalten, dass ein bewusster(er) Umgang mit der eigenen Bildschirmzeit förderlich für die Gesundheit ist. Wir haben nun mal nicht unbegrenzt Zeit, und etwas Reflexion darüber, wie wir diese verbringen, schadet bestimmt nicht.
Falls du jetzt wirklich auf ein minimalistisches Handy umsteigen möchtest, solltest du auf jeden Fall von unserem Buyback-Angebot profitieren. Oder du sammelst Karma-Punkte und spendest dein Handy, ob neu oder alt, an Mobile Aid. Das wär natürlich ein feiner Zug.
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