Unterdrückte Volksgruppe Huawei testete «Uiguren-Alarm»

dj

9.12.2020

Uiguren werden vom chinesischen Staat massenhaft verschleppt.
Uiguren werden vom chinesischen Staat massenhaft verschleppt.
Keystone

Der chinesische Tech-Gigant Huawei testete offenbar einen «Uiguren-Alarm», der per Gesichtserkennung die unterdrückte Volksgruppe erkennen und die Polizei alarmieren kann.

Huawei hat offenbar in Zusammenarbeit mit einem umstrittenen Unternehmen für Gesichtserkennung an einem System gearbeitet, das über Kameras Angehörige der unterdrückten Volksgruppe der Uiguren erkennen und dies dann mittels eines «Uiguren-Alarms» an chinesische Polizeibehörden weiterleiten soll.

Bekannt wurde dies durch ein Dokument vom Januar 2018, das auf der europäischen Website von Huawei veröffentlicht war und vom Forschungsteam IPVM entdeckt wurde. Die Uiguren sind eine hauptsächlich im Nordwesten Chinas ansässige muslimische Minderheit, die seit Jahren massivste Repressalien durch die Zentralregierung erfahren. Knapp eine Million von ihnen wurde anlasslos in «Umerziehungslagern» interniert, die hundertfach aus dem Boden gestampft wurden.

Zusammenarbeit mit Überwachungs-Start-up

Das Dokument beschreibt ein von Huawei in Zusammenarbeit mit dem Pekinger Start-up Megvii entwickeltes Überwachungssystem. Megvii wurde Ende 2019 vom US-Handelsministerium mit Sanktionen belegt, weil seine Technologie für Menschenrechtsverletzungen in Bezug auf die Uiguren eingesetzt worden sein soll.

Bei dem beschriebenen System stellte Huawei die Hardware und Cloud-Plattform zur Verfügung, Megvii, die eigentliche Gesichtserkennungssoftware. Teil des Systems sind auch Grafikchips von Nvidia. Hier wurde bereits letzten Monat bekannt, dass Chips von Nvidia und Intel in chinesischen Überwachungszentren eingesetzt werden. Die beiden Unternehmen bestreiten jegliche Kenntnis davon.



Test des «Uiguren-Alarms» erfolgreich

In dem Huawei-Bericht wurde eine Reihe von «Kernfunktionen» des Überwachungssystems beschrieben, deren Wirksamkeit man getestet habe. Eines dieser «Features» war der «Uiguren-Alarm», der in den von Huawei und Megvii durchgeführten Tests offenbar einwandfrei funktioniert hatte. Auch die generelle Einstufung von Menschen in «Ethnien» soll das Gesichtserkennungssystem der beiden Firmen problemlos vornehmen können.

Huawei löschte das Dokument von seiner Website, nachdem die Firma von der «Washington Post» kontaktiert wurde. Sie sagt, der Bericht beschreibe lediglich einen Test, der keine Anwendung in der «echten Welt» gefunden habe. Man befolge alle Gesetze der Länder und Regionen, in denen man tätig sei.

Doch die Verfolgung der Uiguren in China ist natürlich staatlich sanktioniert, sodass dafür verwendete Software — lässt man internationale Menschenrechtsnormen ausser Acht — völlig legal wäre. Und dass China Technologie ähnlich der hier beschriebenen in der Praxis einsetzt, ist seit Längerem bekannt. Die «New York Times» berichtete im April 2019 über den Einsatz von Gesichtserkennung zur Verfolgung von Uiguren in Städten im ganzen Land — auch Megvii-Systeme waren hier beteiligt.

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