Blutseuche untersucht Wie «World of Warcraft» hilft, das Coronavirus zu verstehen

Von Martin Abgottspon

16.3.2020

«World of Warcraft» diente schon für das eine oder andere wissenschaftliche Experiment.
«World of Warcraft» diente schon für das eine oder andere wissenschaftliche Experiment.
Bild: Blizzard Entertainment

Mehr als ein Jahrzehnt ist bereits vergangen, als eine Blutseuche in «World of Warcraft» etliche Todesopfer forderte. Aus den Geschehnissen will man heute Schlüsse für die Wirklichkeit ableiten.

Eigentlich begann vor rund 15 Jahren alles mit einem Programmierfehler. «World of Warcraft»-Spieler kämpften damals gegen den Endboss Hakkar, der die Spieler mit einer Blutseuche belegen konnte. Die Krankheit sollte eigentlich nur solange anhalten wie der Kampf dauerte. Eigentlich. Denn aufgrund eines Bugs schleppten die Spieler die Seuche hinaus in die freie Welt von Azeroth, wo sich andere Spieler anstecken konnten.



Die virtuelle Epidemie nahm ihren Lauf und forderte Zehntausende von Spielerleben. Ein interessantes Phänomen, wie damals auch Nina Fefferman und Eric Lofgren fanden und deshalb eine wissenschaftliche Abhandlung über die Vorfälle ausarbeiteten.

Vorsicht, «Griefer»!

Dabei wollten die beiden Forscher primär herausfinden, welche Parallelen es zwischen einer solchen digitalen Epidemie und einer tatsächlichen geben könnte und welche Schlüsse man für den Ernstfall ziehen kann. Vor allem das «soziale Chaos» sollte dabei nicht ausser Acht gelassen werden.

So untersuchten Fefferman und Lofgren auch, wie sich die Leute während der Ausbreitung der Seuche verhielten. Sie stellten schnell fest, dass sich viele Beteiligte entweder als «Helfer» oder «Griefer» betätigten. Helfer machten sich die Mühe, die Infizierten so gut es ihnen möglich war zu heilen, währen «Griefer» absichtlich versuchten, andere Spieler anzustecken.

Zehntausende von Spielerleichen forderte die verbreitete Blutseuche.
Zehntausende von Spielerleichen forderte die verbreitete Blutseuche.
Bild: Blizzard Entertainment

Lernen zu verzichten

Dass nun zu Zeiten der Corona-Krise «Griefer» in der tatsächlichen Welt ihr Unwesen treiben, hält Lofgren für realistisch. All diese Dinge seien chaotisch. Man könne nicht davon ausgehen, dass einfach jeder akzeptiert, jetzt unter Quarantäne zu stehen.

Damals sei kritisiert worden, der Vergleich der Seuche in «World of Warcraft» zu einem normalen Virus hinke, weil es in der echten Welt keine «Griefer» gebe, die den Virus absichtlich verteilen. Aber Leute, die unvorsichtig handeln und sich nicht schützen, seien ziemlich nah an Griefern dran, sagt Lofgren. Man fängt an Leute zu sehen, die sagen: «Ach, für mich ist das keine grosse Sache. Ich werde mein Verhalten nicht ändern. Ich werde aufs Konzert gehen und meine alte Grossmutter trotzdem besuchen.» Umso wichtiger ist es deshalb, potenzielle «Griefer» rechtzeitig zu sensibilisieren.

Dafür ist es auch notwendig, die Ernsthaftigkeit von Corona nicht runterzuspielen. Immerhin an diesem Punkt haben die meisten Länder inzwischen ein klares Zeichen gesetzt.

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