Ein Stück GeschichteWie «Pong» den jungen Videospiel-Markt überflutete
Von Fabian Gilgen
14.8.2020
Nach dem ersten Videospiel überhaupt war es noch ein langer Weg, bis auch in den Wohnzimmern gespielt wurde. Die erste Spielkonsole und das Spiel «Pong» brachten aber schliesslich einen Stein ins Rollen, der nicht mehr aufzuhalten schien. Die Videospiel-Industrie war geboren.
Die ersten Videospiele überhaupt wie «Tennis for Two» oder «Spacewar!» der 1950er- und 1960er-Jahre waren vor allem Programmierern und Technikern vorbehalten, die in Forschungsinstitutionen oder Grossunternehmen einen Zugriff auf einen Grossrechner hatten. Für Haushalte waren solche Computer, die damals gerne auch mal ein Wohnzimmer gefüllt hätten, schlichtweg unerschwinglich.
Erst mit den sinkenden Preisen für Computer und dem Aufkommen von allgemeinen Programmiersprachen wie BASIC, die die Verbreitung von Videospielen einfacher machten, gab es erste Projekte, Spiele zu vermarkten. So entwickelten die beiden amerikanischen Elektroingenieure Nolan Bushnell und Ted Dabney 1971 das Spiel «Computer Space» in Form eines Arcade-Spielautomaten, das auf «Spacewar!» von 1962 basierte.
«Computer Space»: So sah das erste kommerzielle Videospiel aus.
Video: Youtube
Die «Computer Space»-Spielautomaten wurden, wie bisher Flipperautomaten und andere Arcade-Spiele, jeweils per Münzeinwurf gestartet. Diese waren besonders in der Nähe von Universitäten erfolgreich, jedoch konnte es in Bars oder Arcade-Hallen nie wirklich Fuss fassen. Dennoch war es finanziell erfolgreich und brachte über eine Million Dollar ein. Damit wurde «Computer Space» zum ersten kommerziellen Videospiel überhaupt.
Die erste Videospiel-Konsole
Zeitgleich setzte der deutsch-amerikanische Erfinder und Spieleentwickler Ralph H. Baer eine Idee um, die er eigentlich bereits seit 1951 hatte, aufgrund von technologischen Einschränkungen aber noch nicht verwirklichen konnte: ein interaktives Spiel für Fernsehgeräte.
Zusammen mit dem Elektronikunternehmen Magnavox veröffentlichte Baer 1972 dann mit der Magnavox Odyssey die erste Spielkonsole für das Wohnzimmer überhaupt. Das mit grossem Erfolg. Bis 1975 verkaufte Magnavox 350'000 Exemplare. Baer wurde damit zu einem Pionier in der Videospiel-Industrie, wofür ihm 2006 die National Medal of Technology überreicht wurde.
Ein Werbevideo zur Magnavox Odyssey von 1972.
Video: Youtube
Die Spiele für die Odyssey waren aber noch fern ab, spielerisch komplex oder grafisch ansprechend zu sein. Denn das Prinzip war für alle Spiele dasselbe. Die Konsole generierte jeweils einen oder zwei Lichtpunkte, die man mit den zwei Drehknöpfen an den Controllern steuerte. Je nach Spiel kamen dann Lichtpunkte dazu, um einen Ball oder Ähnliches darzustellen. Andere grafische Elemente stellte die Konsole nicht dar. Dafür wurden aber transparente Schablonen mitgeliefert, die man auf den Fernsehbildschirm legte und beispielsweise beim Spiel «Tennis» ein Tennisfeld mitsamt Spieler sichtbar machte.
«Pong» ist überall
Inspiriert von einer Demo dieses Tennis-Spiels, begannen Bushnell und Dabney direkt nach «Computer Space» die Arbeiten an einem neuen Arcade-Videospiel – «Pong». Dazu gründeten sie mit Atari ihr eigenes Unternehmen, das im Verlauf der Videospiel-Geschichte noch eine sehr zentrale Rolle spielen würde.
Die «Pong»-Spielautomaten wurden zu einem vollen Erfolg, sodass es nicht lange dauerte bis andere Entwickler das Spiel kopierten und ebenfalls vermarkteten. Dagegen konnte Atari jedoch vorerst nichts unternehmen, da sie für die im Spiel genutzte Technologie noch kein Patent angemeldet hatten.
Folglich wurde der noch junge Videospiel-Markt regelrecht von «Pong»-Klonen und -Konsolen überflutet. Daraus entstanden mehrere Videospiel-Unternehmen, die mit neuen Konsolen und Spielen ein goldenes Zeitalter der Videospiel-Geschichte einläuteten.
Erstes Spiel: Tetris Ich spiele gerade: Ghost of Tsushima ...und freue mich auf: Cyberpunk 2077 Lieblingszitat: «It's all a matter of perspective. There is no single path through life that's right and fair and does no harm.» (Assassin`s Creed 3)