Spielekritik «Star Wars Jedi: Fallen Order» – mehr als nur eine neue Hoffnung

Von Fabian Gilgen

29.11.2019

Schon lange hat es nicht mehr so Spass gemacht sein Lichtschwert zu schwingen.
Schon lange hat es nicht mehr so Spass gemacht sein Lichtschwert zu schwingen.
Bild: EA

Nach dem Lootbox-Skandal von «Star Wars Battlefront 2» und einem in 2019 gecancelten «Star Wars»-Spiel haben viele Fans die Hoffnung aufgegeben, dass EA jemals ein gutes Singleplayer-Spiel im «Star Wars»-Universum herausgeben würde. Aber «Star Wars Jedi: Fallen Order» ist mehr als nur ein Hoffnungsschimmer.

Fünf Jahre sind nach den Ereignissen des Films «Star Wars 3: Die Rache der Sith» vergangen. Die Galaxie ist in den Händen des Imperiums, das scheinbar alle Jedi ausgelöscht hat.

Doch der Jedi-Schüler Cal Kestis hat überlebt und versteckt sich auf dem Planeten Bracca als Schrottsammler. Als jedoch Cal in der Not gezwungen ist, seine Jedi-Kräfte einzusetzen, kommt ihm das Imperium auf die Schliche, es verfolgt ihn von nun an.

Nach einem aussichtslosen Kampf gegen eine Inquisitorin, wird Cal gerade noch von der Crew des Raumschiffs Mantis gerettet. Zusammen machen sie sich nun auf, den ausgelöschten Jedi-Orden wiederaufzubauen.

Der Trailer zu «Star Wars Jedi: Fallen Order»

Video: Youtube

Gameplay-Cocktail

Mit «Star Wars Jedi: Fallen Order» ist dem Entwickler Respawn Entertainment ein meisterhafter Spagat zwischen verschiedenen Spiele-Genres gelungen. So gibt es neben Passagen, in denen der Spieler geschickt von Plattform zu Plattform springen oder klettern muss, auch jene, in denen er sich mit dem Lichtschwert Sturmtrupplern stellen muss. Auf den verschiedenen Planeten, die Cal mit der Mantis bereist, gilt es aber auch wie in einem Adventure viel zu erkunden, während sich der Spieler immer wieder mit Mechaniken aus Soulslike-Spielen wie «Sekiro» konfrontiert sieht.

Ähnlichkeiten zu «Sekiro»

Elemente von «Sekiro» findet man vor allem im Kampfsystem. Denn mit dem Parieren, Ausweichen und den verschiedenen Schwert-Techniken hat man generell sehr ähnliche Optionen während des Kampfs. Neben Lichtschwert-Techniken kann Cal als Jedi auch die Macht einsetzen, um Gegner zu verlangsamen, wegzustossen oder zu sich zu ziehen.

Die durch Level-Up erhaltenen Skill-Punkte können aber nicht vollkommen frei verteilt werden. Denn zu Beginn des Spiels sind nicht alle erlernbaren Fähigkeiten sichtbar, sondern werden teils erst mit dem Vorankommen in der Story freigeschaltet.

Diese Fähigkeiten gilt es auch immer wieder bei verschiedenen Gegnern anders einzusetzen. Denn jeder Gegner hat seine eigenen Angriffsmuster, und bereits mit dem zweittiefsten Schwierigkeitsgrad muss man immer wieder achtsam sein, damit man den wilden Kreaturen oder Schergen des Imperiums nicht zum Opfer fällt.



Denn wenn Cal stirbt, wird der Spieler Soulslike entsprechend bestraft. Er verliert sämtliche seit dem letzten Level-Up gesammelten Erfahrungspunkte und wird beim letzten erreichten Speicherpunkt wiederbelebt.

Die so verloren gegangenen Erfahrungspunkte können aber durch das Niederstrecken des für Cals Tod verantwortlichen Gegners wiedererlangt werden. Verzeihender ist «Star Wars Jedi: Fallen Order» jedoch, wenn man durch den Fall in einen Abgrund stirbt. Hier verliert der Spieler nämlich lediglich ein bisschen Lebenspunkte und wird in der Nähe wiedererweckt.

Mit dem flexiblen Schwierigkeitsgrad unterscheidet sich «Star Wars Jedi: Fallen Order» dann aber wieder deutlich von «Sekiro», dessen Gameplay wesentlich weniger barmherzig ist.

Den Schwierigkeitsgrad kann man nämlich nicht nur so einfach wählen, dass man sich ein lockeres Story-Erlebnis gönnen kann, sondern überhaupt jederzeit während des Spiels. Hierbei werden jeweils das Zeitfenster für das Parieren, der Schaden durch Gegner und wie aggressiv sich diese verhalten, beeinflusst. Auf dem höchsten der vier Schwierigkeitsgrade kann sich «Star Wars Jedi: Fallen Order» durchaus mit der erbarmungslosen Schwierigkeit von «Sekiro» messen.

Planeten Erkunden

Während der Story von «Star Wars Jedi: Fallen Order» bereist Cal verschiedene Planeten. Die teils sehr grossen Levels sind komplex und verschachtelt aufgebaut. Auch wenn die Story grundsätzlich linear verläuft, ist es der Weg durch die Levels nicht. Immer wieder trifft Cal auf Hindernisse, die er erst durch das Erlernen einer neuen Macht-Technik oder das Upgraden seines kleinen Droiden-Kumpels BD-1 überwinden kann.

Aber um später zurück zu diesen versperrten Pfaden zurückzugelangen, kann der Spieler nicht wie etwa in «Sekiro» zu den besuchten Speicherpunkten in der Nähe schnellreisen, sondern muss den ganzen Weg zu Fuss zurücklegen.

Auch wenn der Spieler immer wieder Abkürzungen freischaltet, wie durch das Passieren von sich nur einseitig öffnenden Türen etwa, führt das immer wieder zu Backtracking – das kann die Spielerfahrung etwas bremsen.

Dieses Backtracking wird aber vor allem jenen auferlegt, die wirklich jedes Geheimnis auf den Planeten lüften und sich die Skins für Cal, sein Lichtschwert, BD-1, oder die Mantis holen wollen. Denn Upgrades für das Lichtschwert oder etwaige Rüstungen, die Cal stärker machen würden, gibt's nicht zu finden.

Sehr gut in den Levels versteckt und auch selten, gibt es aber Upgrades für Stim-Packs, mit denen sich Cal heilt; diese zu holen, lohnt sich definitiv, auch etwas weniger zentrale Upgrades für die Ressourcen Leben und Macht.



Inszenierung

Nicht zuletzt muss auch die Inszenierung dieses Solo-Abenteuers erwähnt werden. Sie besticht vor allem durch die detailreiche Welt und glaubwürdigen Charaktere wie der ehemaligen Jedi Cere, Cal und BD-1.

Immer wieder wird man mit inneren Konflikten des Protagonisten konfrontiert, und dazwischen erlebt man die wachsende Freundschaft zwischen Cal und BD-1. Diese wird nicht nur durch die Interaktionen zwischen den beiden lebendig, sondern auch dadurch, dass der Spieler selbst auch immer wieder von den Fähigkeiten von BD-1 abhängig ist, um weiterzukommen.

Auch die Musik trägt wesentlich dazu bei, dass beim Spielen ein richtiges «Star Wars»-Feeling aufkommt. Selbst wenn diese nicht direkt aus der Feder des Star-Soundtrack-Komponisten John Williams persönlich stammt, haben es die Komponisten Gordy Haab und Stephen Barton geschafft, den Geist von «Star Wars» in der Musik einzufangen.

Die Grafik betreffend muss sich «Star Wars Jedi: Fallen Order» ebenfalls nicht verstecken. Auch wenn es, vor allem auf den Konsolen, zu gelegentlichen Problemen mit dem Laden von Texturen kommt, auch friert das Spiel selten komplett ein.

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