Wie in der Matrix In «AI Dungeon 2» ist alles möglich, wirklich alles

Von Fabian Gilgen

19.12.2019

Wie weit kann eine KI einen Spieler wirklich verstehen?
Wie weit kann eine KI einen Spieler wirklich verstehen?
Bild: Aidungeon

Ob man als Ritter aus dem Nichts ein Maschinengewehr zücken oder Batman an seine Seite beschwören will: «AI Dungeon 2» macht es möglich. Aber genauso unberechenbar ist die künstliche Intelligenz, die die Geschichte erzählt.

Die Geschichte jedes einzelnen Spiels in «AI Dungeon 2» ist einzigartig und bietet scheinbar grenzenlose Freiheit – und «AI Dungeon 2» kommt als textbasiertes Adventure-Spiel ganz ohne Grafik aus.

Der Spieler wählt ein Genre zwischen Fantasy, Mystery, Apokalypse oder Zombies aus, nennt seinen Namen und bekommt anschliessend ein Story-Szenario präsentiert. Jetzt wird der Spieler immer wieder aufgefordert, Text-Eingaben zu machen, die dann von der KI, die hinter «AI Dungeon 2» steckt, verarbeitet wird und darauf basierend die Geschichte weitererzählt.

Hierbei versteht die KI grundsätzlich alles, was eingegeben wird, wenn auch nur in Englisch. Aber wie sie die Geschichte basierend auf den Eingaben weitererzählt, ist häufig sehr unberechenbar, was dem Ganzen seine eigene Spannung verleiht.

So habe ich mich einmal als Krimineller in einem Gebäude auf der Flucht von der Polizei wiedergefunden. Nach meiner Eingabe «benutze Jetpack» erzählt die KI, dass ich kurzerhand ein Jetpack zusammenbaue, mich in die Lüfte erhebe, aber dann nach einer halben Stunde Flug vor einem Polizeirevier bruchlande.

Zwischen Lachkrämpfen und Frustmomenten

Grundsätzlich ist es sehr erstaunlich, wie gut die KI versteht, was der Spieler eingibt. Aber man merkt auch immer wieder, dass künstliche Intelligenz anders denkt und gewisse Konzepte nicht versteht. So ist es auch mal möglich, dass man sich vor einem Steingebäude befindet, das komplett aus Holz sein soll.

Oder man führt Dialoge, die irgendwie keinen Sinn ergeben:

Die KI geht mit dem Begriff «Tod» ein bisschen zu liberal um.
Die KI geht mit dem Begriff «Tod» ein bisschen zu liberal um.
Bild: Aidungeon

«Ja, ja ist er. Und was ist mit dir? Was ist mit dir passiert?»
«Ich bin in einer Explosion gestorben.»
«Oh nein, du hast überlebt, wie wundervoll!»
«Nein, habe ich nicht, ich hatte nur einen Sinneswandel.»

Dies führt zu einem etwas eigenen, unbeabsichtigten Humor, ich hatte immer wieder mit Lachkrämpfen zu kämpfen.

Mehr als eine Geschichte zu erleben, verspürte ich immer wieder den Drang zu testen, wie weit man wirklich in «AI Dungeon 2» gehen kann. Hierfür habe ich alle möglichen Gegenstände in meine Hände gezaubert oder verschiedenste Leute an meine Seite beschworen, wie zum Beispiel den Schurken Thanos aus dem Marvel-Universum.

Danke Thanos, aber unter «Hilfe» versteht man meistens etwas anderes.
Danke Thanos, aber unter «Hilfe» versteht man meistens etwas anderes.
Bild: Aidungeon

Doch das Resultat war anderes, als ich es mir vorgestellt hatte: «Du rufst Thanos herbei, der erscheint und sagt: ‹Ich bin hier! Ich werde dir helfen!› Er fliegt in deine Richtung und beginnt dir wiederholt ins Gesicht zu schlagen. Du schreist vor Schmerz, als er dir Stücke aus dem Gesicht reisst.»

Diese unberechenbare KI führt aber auch immer wieder zu Frustmomenten, wenn man einfach nicht den Geschichtsverlauf erreicht, den man sich erwünscht – oder die Geschichte einfach grundlos eskaliert.

«AI Dungeon 2» macht Prognose zu Trumps Impeachment

Mehrere Male habe ich auch politische Persönlichkeiten ins Spiel gerufen, um zu sehen, wie gut sich die Künstliche Intelligenz in Sachen Politik auskennt. Das ging soweit, dass ich dem fiktiven ehemaligen US-Präsidenten Obama eine Prognose zum Impeachment und dem zukünftigen Präsidenten der USA entlocken konnte:

Laut «AI Dungeon 2» soll Hillary also Trumps Amt übernehmen.
Laut «AI Dungeon 2» soll Hillary also Trumps Amt übernehmen.
Bild: AIdungeon

Ich:  «Wurde Trump dem Amt enthoben?»
Fiktiver Obama: «Nein, aber er wurde vom Senat aus dem Amt geworfen»
Ich: «Aber was heisst das?»
Fiktiver Obama: «Das heisst, sie haben seine Politik nicht gemocht.»
Ich: «Und wer ist jetzt Präsident?»
Fiktiver Obama: «Nun, ich glaube, wir sollten das bis nach der Wahl abwarten.»
Ich: «Und wann ist das?»
Fiktiver Obama: «Wenn Hillary gewinnt.»

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