Erde im Funkloch42'777 ausserirdische Zivilisationen wollen mit uns reden
Dirk Jacquemien
4.6.2022
Warum haben sich trotz des riesigen Universums noch keine Aliens bei uns gemeldet? Chinesische Forscher glauben, die Antwort zu kennen.
Dirk Jacquemien
04.06.2022, 21:12
Dirk Jacquemien
Allein in unserer Galaxie, der Milchstrasse, gibt es wohl hunderte Milliarden Planeten. Wenigstens auf einigen von diesen muss sich doch auch Leben wie auf der Erde entwickelt haben. Aber warum hat die Menschheit noch nichts von diesen Ausserirdischen gehört?
Dieser Frage widmet sich das berühmte Fermi-Paradox, das die Diskrepanz zwischen der scheinbaren statistischen Wahrscheinlichkeit von ausserirdischem Leben und der vollständigen Abwesenheit von irgendwelchen Beweisen für dieses beschreibt.
Wenjie Song und He Gao von der Beijing Normal University glauben nun, eine Antwort gefunden zu haben. Sie haben Modellberechnungen angestellt, wie viele ausserirdischen Zivilisationen es in der Milchstrasse geben könnte und wann sie mit uns in Kontakt treten könnten.
Aliens müssen über Kommunikationsmittel verfügen
Denn es reicht nicht, dass Aliens wie Menschen intelligent sind. Sie müssen auch die Technologie besitzen, um irgendeine Art von Funksignalen zu verschicken, damit sie vom Rest der Galaxie wahrgenommen werden können. Dann redet man von «communicating extraterrestrial intelligent civilizations», oder kurz CETIs.
Die Forscher haben die Verteilung der Sterne, ihre Formierung und die Anzahl von Planeten in deren bewohnbarer Zone herangezogen, um die Menge der CETIs in der Milchstrasse zu berechnen. Da die Parameter sehr spekulativ sind, gibt es eine entsprechend grosse Bandbreite bei den Ergebnissen der Modellrechnung.
In der optimistischen Annahme gehen die Forscher von 42'777 CETIs aus, die es gab, gerade gibt oder geben wird, während die Milchstrasse existiert. In der pessimistischen Annahme sind es nur 111 CETIs. Hinzu kommt aber noch, dass zwei CETIs ungefähr zur selben Zeit existieren müssen, damit eine von der anderen hören kann.
Eine populäre Theorie ist es, dass vermeintlich intelligente Zivilisationen eine relativ kurze Halbwertzeit und eine Tendenz zur Selbstvernichtung durch Kriege oder Umweltzerstörung haben, sobald sie ein gewisses technologisches Level erreichen. Dementsprechend ist der Zeitraum in einem kosmischen Masstab extrem kurz, in dem eine Zivilisation Signale absetzen oder empfangen könnte.
Noch 1900 Jahre Geduld
Im optimistischen Modell ist Empfang einer ausserirdischen Transmission innerhalb von 2000 Jahren, nachdem wir eine kommunikative Zivilisation geworden sind, zu erwarten. Da die Menschheit erst seit knapp 100 Jahren überhaupt in der Lage ist, Funksignale zu versenden und zu empfangen, wäre es selbst in dieser optimistischen Annahme also nicht überraschend, dass wir noch nichts von Aliens gehört haben.
Bei der pessimistischen Annahme, mit nur 111 CETIs in der Milchstrasse, wäre der Empfang eines E.T.-Signals erst nach 400'000 Jahren statistisch zu erwarten. In diesem Fall bräuchte die Menschheit also einen wirklich langen Atem.