Schauspiel-IkoneBrad Pitt, der ewige Sympathieträger
Von Fabian Tschamper
24.9.2019
In gleich zwei Filmen ist er gerade im Kino zu sehen – was macht den nun auch schon 55-jährigen Brad Pitt so einzigartig? Ein Erklärungsversuch.
«Durch das Fernsehen lebten wir im Glauben, dass wir alle irgendwann mal Millionäre werden, Filmgötter, Rockstars. Werden wir aber nicht.»
Oder etwa doch?
Was der von ihm gespielte Charakter Tyler Durden vor 20 Jahren in «Fight Club» genau meinte, darüber dürfte Brad Pitt heute nur lächeln, reich und berühmt, wie er ist. Wo immer er auftaucht, steht er im Fokus. Pitt schafft eine Atmosphäre, wie wohl nur er es kann – die Blicke voneinander wenden sich erst ab, wenn er damit beginnt.
Wann es nur ging, hat Pitt in den letzten Jahren die Öffentlichkeit zu vermeiden versucht. Interviews gab der 55-Jährige nur noch zu Promotionszwecken. Und eigentlich hat Brad Pitt bei Lichte betrachtet auch gar nicht mehr so viel geschauspielert.
Sein Name behielt freilich immer Gewicht, half dabei, verschiedene Projekte zu realisieren – in «12 Years a Slave» und «The Big Short» etwa taucht er gerade oft genug auf, dass er in den Trailer geschnitten und den Investoren unter die Nase gehalten werden konnte. Seine letzte gute Hauptrolle allerdings war wohl jene in «Moneyball» (2011), die lockere, charismatische Performance brachte ihm seine dritte und bis anhin letzte Oscarnomination ein.
Danach kehrte etwas Ruhe ein beim Schauspieler Brad Pitt, umso mehr rückte der Familienmensch in die Öffentlichkeit.
«Brangelina» und beider sechs Kinder waren der Boulevardpresse täglich Brot – nicht nur die Boulevardmedien, vor allem aber sie, stürzten sich auf die Trennung des vermeintlichen «Hollywood-Traumpaars». Die Gesellschaft schien Brad Pitt trotz des öffentlichen Wäschewaschens immer wohlgesinnter als Jolie, es schien so, als habe der Sympathieträger nichts falsch machen können.
Dies womöglich auch, weil er seinen Stand in diesem Universum akzeptiert hat – er scheint sich heute wohlzufühlen mit seiner immensen Bekanntheit.
Nach über 30 Jahren im Filmgeschäft spürt aber auch Brad Pitt das Alter – weniger physisch als mental. Die wilden Jahre im Filmbusiness sind vorbei, er sucht sich seine Rollen heute feinsäuberlich aus. Angebote hat er genug – ist er ja nach wie vor Brad Pitt. Sein offenes, spitzbübisches Grinsen zieht die Massen auch nach Dekaden Leinwandpräsenz an, wie dies sonst nur wenige schaffen.
Introspektiv im Leben und auf der Leinwand
Dieses Jahr kann der Kinobesucher ihn gleich in zwei Blockbustern sehen. Lassen sie vielleicht Rückschlüsse zu, wie sich Brad Pitt mit dem Älterwerden fühlt? In Tarantinos «Once Upon a Time in Hollywood» mimt er einen abgehalfterten Stuntman eines stagnierenden Actionstars des Hollywoods der 1960er.
In «Ad Astra» hingegen stellt sich Pitts Charakter, der Astronaut Roy McBride, keinem Karriereknick, sondern der Selbstbestimmung – wer bin ich? Auf der Suche nach seinem verschollenen Vater bestreitet der Astronaut eine scheinbar unendliche Reise.
Doch wohin führt indes die Reise des Menschen Brad Pitt? Wenn der Körper einmal nicht mehr gestählt sein und die Gesichtshaut nicht mehr straff sein sollte – die Öffentlichkeit ihren Blick also tatsächlich auf andere Mimen ausrichtete?
«Ich werde älter, Zeit wird plötzlich ein Faktor. Je älter man wird, desto weniger relevant scheinen einem Erfolge und Misserfolge. Wie verbringe ich meine Zeit, mit wem verbringe ich sie – das wurde für mich wichtig», hat Pitt neulich dem «GQ Magazine» gesagt. Und: Das Schauspielern mache ihm schon immer noch Spass, allerdings solle sich sein Leben nicht mehr nur darum drehen.
Wie angedeutet: Diese, Pitts Entscheidung beruht mitnichten auf Verrissen diesen oder jenen Films oder gar mangelnden Rollenangeboten. Pitts Schauspiel ist zeitlos. Nur ganz wenige Filmfans dürften sein Handwerk je als ungenügend oder gar schlimmer empfunden haben.
Er hat die «ewige Coolness» inne – wie es «GQ» formuliert hat.
Brad Pitt wird gern gesehen, egal wie unbedeutsam seine Zeilen sind oder wie klein seine Rolle überhaupt. Pitt kommt schlicht zugute, dass er sich realistisch einzuschätzen weiss. Anders als beispielsweise der um 20 Jahre ältere Sylvester Stallone, ist Pitt sich im Klaren darüber, dass es nun an der Zeit ist, sich mehr introspektiven Rollen zu widmen – siehe «Ad Astra».
Jene Rollen sind allerdings rar gesäht, was wiederum Pitt nur recht zu sein scheint: «Viele Schauspieler wollen keine langen Pausen zwischen den Rollen – das könnte ja dem Ruf schaden. Mir ist das egal. Ich fühle mich sehr wohl damit.»
Anzunehmen ist, dass Brad Pitt noch lange nicht von der Kinoleinwand verschwinden wird. Sein einmaliges Lächeln wird nur seltener zu sehen sein als in den letzten 30 Jahren. Wem würde man es mehr gönnen, im Beruf und im echten Leben in Würde zu altern als ihm – Brad Pitt?
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