Ukraine-ÜberblickRussische Militärpolizei foltert die eigenen Soldaten +++ Ukraine evakuiert Kinder nahe der Südfront
Agenturen/red
27.9.2023
Ukraine: Odessa mit Drohnen und Raketen angegriffen
STORY: Wie das ukrainische Militär mitgeteilt hat, wurden bei einem russischen Raketen- und Drohnenangriff auf den Hafen von Odessa im Süden der Ukraine in der Nacht zu Montag eine Frau verletzt sowie Gebäude und Hafeninfrastruktur schwer beschädigt. Die ukrainische Luftwaffe sagte, dass die Luftabwehrsysteme in der Nacht 19 iranische Shahed-Drohnen, 11 Marschflugkörper sowie zwei Hyperschallraketen zerstört hätten, die Russland in der Nacht auf die Ukraine abgefeuert haben soll, die meisten davon auf Odessa. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner abendlichen Ansprache am Sonntag, die USA hätten sich bereit erklärt, gemeinsam mit der Ukraine Waffen zu produzieren, ein Schritt, der bis vor kurzem kaum vorstellbar gewesen sei. Darüber hinaus sprach er den ukrainischen Streitkräften seinen ausdrücklichen Dank aus, für ihre Erfolge bei der andauernden Gegenoffensive – ohne allerdings genauere Details zu erwähnen. Seine Äusserungen erfolgten, nachdem russische Streitkräfte am Sonntag die südukrainische Region Cherson, rund 200 Kilometer östlich von Odessa, beschossen hatten. Laut den Angaben des Gouverneurs der Region wurden dabei zwei Menschen getötet sowie mindestens acht verletzt. Angaben aus den Kriegsgebieten können grösstenteils nicht unabhängig verifiziert werden.
25.09.2023
Russland unterstellt, dass die Ukraine bei dem Aufsehen erregenden Schlag gegen sein Flotten-Hauptquartier auf der Krim Hilfe von westlichen Geheimdiensten erhielt. Die Entwicklungen im Ticker.
Agenturen/red
27.09.2023, 22:00
27.09.2023, 22:02
Agenturen/red
Russland hat den USA und Grossbritannien eine Beteiligung an der Attacke auf das Hauptquartier seiner Schwarzmeerflotte auf der Krim vorgeworfen. Kiew meldete unterdessen die Rückkehr von Wagner-Kämpfern bei Einsätzen in Russlands Angriffskrieg in der Ukraine.
In Deutschland wird ein mögliches Verfahren wegen eines mutmasslichen russischen Kriegsverbrechens in der Ukraine geprüft. Der deutsche Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius sicherte den Nato-Verbündeten im Baltikum Deutschlands Verlässlichkeit bei der Abschreckung Russlands zu. Der frühere ukrainische Box-Weltmeister Wladimir Klitschko sieht derzeit keinerlei Chancen, mit Russland über Frieden zu verhandeln.
Moskau: Westliche Geheimdienste hinter Angriff auf Krim
Der Raketenangriff auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol am 22. September sei zweifellos mit Hilfe der amerikanischen und britischen Geheimdienste erfolgt, sagte eine Sprecherin des russischen Aussenministeriums in Moskau. Genutzt worden seien dafür westliche Aufklärungsdaten, Satelliten der Nato-Staaten und Spionageflugzeuge.
«Das offensichtliche Ziel solcher terroristischen Akte ist es, die Aufmerksamkeit von den gescheiterten Versuchen der Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte abzulenken und die Menschen zu verängstigen, Panik in unserer Gesellschaft zu schüren», sagte die Sprecherin weiter.
Die Krim wurde von Russland 2014 unter Bruch des internationalen Völkerrechts annektiert. Die Ukraine hat im Zuge ihrer seit Monaten laufenden Gegenoffensive betont, auch die Halbinsel von der russischen Besatzung befreien zu wollen.
Bei der Attacke mit Drohnen und Marschflugkörpern hatte Kiew das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol schwer beschädigt und eigenen Angaben zufolge insgesamt 34 Offiziere getötet. Beweise dafür legte Kiew nicht vor. Russland, das seit mehr als 19 Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, sprach nach der Attacke lediglich von einem Vermissten.
Kiew meldet Rückkehr von Wagner-Kämpfern in die Ostukraine
Drei Monate nach dem Wagner-Aufstand und gut einen Monat nach dem Tod ihres früheren Chefs Jewgeni Prigoschin sind die russischen Söldner nach Angaben Kiews wieder in der Ukraine im Einsatz. Es handle sich um Wagner-Männer, die zuvor auf dem Gebiet von Belarus stationiert gewesen seien, sagte der Sprecher der Heeresgruppe Ost des ukrainischen Militärs, Ilja Jewlasch, am Mittwoch in Kiew.
Während ein Teil der Söldner nach Afrika gegangen sei, hätten andere neue Verträge mit Russlands Verteidigungsministerium geschlossen und nähmen wieder an Kampfhandlungen teil. Zuvor hatten Medien berichtet, Wagner-Kämpfer seien wieder an Gefechten um Bachmut in der Ostukraine beteiligt.
Die Privatarmee Wagner gilt seit dem Absturz eines Flugzeugs mit Gründer Prigoschin und Kommandeuren im August als führungslos. Die Gruppe hatte lange neben regulären russischen Einheiten in Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine gekämpft. Nach dem Abzug seiner Truppen aus der Ukraine probte Prigoschin einen Aufstand gegen die russische Militärführung, der scheiterte. Teile der Wagner-Armee siedelten danach nach Belarus um.
Die nun auf das Schlachtfeld in der Ukraine zurückgekehrten Männer stellten aber keine grössere Bedrohung dar, heisst es aus Kiew.
Bulgarien will die Ukraine mit Flugabwehrraketen und Munition unterstützen. Das neue Hilfspaket wurde vom Parlament in Sofia gebilligt. Dabei handelt es sich laut Vorlage der pro-westlichen Regierungsmehrheit um fehlerhafte Raketen für Flugabwehrkomplexe S-300 sowjetischer Bauart. Diese könnten, wie es hiess, in dem einstigen Ostblockland und heutigen Nato-Mitgliedstaat nicht mehr repariert werden. Die für die Ukraine bestimmte Munition kommt aus dem bulgarischen Innenministerium, wo sie nicht mehr gebraucht werde.
Für das neue bulgarische Hilfspaket für die Ukraine stimmte eine Mehrheit von 141 Parlamentariern des Regierungslagers, wie die Pressestelle des Parlaments mitteilte. Mit Nein stimmten 40 Abgeordneten vor allem der pro-russischen nationalistischen Partei Wasraschdane (Wiedergeburt). Die ebenso oppositionellen Sozialisten hätten sich nicht an der Abstimmung beteiligt, hiess es.
The Bulgarian Parliament approved the transfer to Ukraine of S-300 missiles that require repairs
The report presented by the deputies noted that Ukraine could repair these munitions and use them in war. The debate in parliament lasted three hours, the socialists tried to boycott… pic.twitter.com/xfwQjbFwxb
Wladimir Klitschko: Keine Chance für Friedensgespräche mit Russland
Der frühere ukrainische Box-Weltmeister Wladimir Klitschko sieht derzeit keinerlei Chancen, mit Russland über Frieden zu verhandeln. «Verhandlungen mit wem, mit Russland, mit Putin, Lawrow, mit wem?», beantwortete der 47-Jährige am Dienstag in der ZDF-Sendung von Markus Lanz eine entsprechende Frage.
Der Bruder von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko fügte hinzu: «Das sind Lügner, die haben die Welt belogen Jahrzehnte mit ihrer Propaganda.» Klitschko fragte weiter, worüber man mit Lügnern verhandeln sollte und antwortete selbst: «Dass wir vertuschen, vergessen: Vergewaltigung, Tötung, Folter, zerstörtes Leben.» Wenn man in Verhandlungen gehe, dann nicht aus einer Position der Schwäche.
Die Ereignisse des Tages in der Übersicht
Das Wichtigste im Überblick
Bulgarien will die Ukraine auch mit Flugabwehrraketen und Munition unterstützen.
Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge alle Kinder aus mehreren Kleinstädten und Dörfern nahe der Südfront in der Region Saporischschja evakuiert.
Das US-Justizministerium (DoJ) weitet laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg Untersuchungen gegen die UBS und ihre Tochter Credit Suisse wegen des Vorwurfs der Umgehung von Russland-Sanktionen aus.
Estlands Regierungschefin Kaja Kallas hat die anderen Nato-Staaten zu einer deutlichen Erhöhung ihrer Verteidigungsausgaben nach dem Vorbild der baltischen Republiken ermuntert.
In der russischen Grenzregion Kursk wurden nach einem ukrainischen Drohnenangriff am Dienstag mindestens sieben Dörfer vom Stromnetz abgeschnitten.
Zu weiteren 19 Jahren Haft ist der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny im August verurteilt worden, nun hat ein Gericht seinen Einspruch dagegen abgelehnt.
Wir beenden unseren Live-Ticker vom 27. September 2023
21.33 Uhr
Kreml-Kritiker Nawalny: Haftbedingungen nach abgelehnter Berufung erneut verschärft
In Russland sind die Haftbedingungen von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny nach dessen Angaben erneut verschärft worden. Ihm sei am Dienstag mitgeteilt worden, dass er aufgrund seiner «Unverbesserlichkeit» für zwölf Monate in eine sogenannte EPKT-Zelle verlegt werde, erklärte Nawalny am Mittwoch in mehreren Online-Netzwerken. EPKT-Zellen sind im russischen Strafvollzug die schärfste Form von Isolationshaft.
Am Dienstag hatte ein Berufungsgericht eine Berufung Nawalnys gegen eine 19-jährige Haftstrafe abgelehnt. Nawalny zufolge wurde ihm die Verschärfung seiner Haftbedingungen «unmittelbar» nach dieser Entscheidung mitgeteilt.
Nach einer Vergiftung im Sommer 2020 und einem anschliessenden mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt in Berlin war Nawalny im Januar 2021 bei seiner Rückkehr nach Russland verhaftet worden. Seither kommuniziert er mit der Aussenwelt im Wesentlichen über Botschaften, die er über seine Anwälte in Online-Netzwerken verbreiten lässt.
Nawalny ist derzeit in einer Strafkolonie im 250 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Melechowo untergebracht. Dort ist er als Strafmassnahme regelmässig in einer sogenannten Disziplinarzelle untergebracht.
Russian opposition activist Alexei Navalny has been transferred to solitary confinement for a year. These are the strictest prison conditions possible. According to the Russian laws, 12 months is the maximum possible term for detention in such a cell. pic.twitter.com/tpOndl0NYk
Der Nato-Partner Tschechien bestellt 24 Tarnkappenjets vom Typ F-35 des US-amerikanischen Herstellers Lockheed Martin. Das billigte das Kabinett in Prag am Mittwoch. «Mit diesem Schritt sagen wir unseren Verbündeten, dass wir die Verteidigung unseres Landes ernst nehmen und sie mit uns rechnen können», sagte Ministerpräsident Petr Fiala. Die erste Maschine soll 2029 ausgeliefert werden, die restlichen bis 2035.
Die Gesamtkosten einschliesslich Training, Ausrüstung, Munition und Vorbereitung der Infrastruktur belaufen sich auf umgerechnet etwa 6,2 Milliarden Euro - ein Spitzenwert für Rüstungsprojekte in der Geschichte des Landes. Derzeit verfügt Tschechien über 14 geleaste Kampfjets des schwedischen Typs Saab JAS-39 Gripen. Die Opposition kritisierte, dass sich die liberalkonservative Regierung trotz ihres Sparkurses vorschnell auf den teuren F-35-Jet festgelegt habe.
BREAKING:
Czechia announces it’s buying 24 F-35 multi-role fighter jets from the U.S. for USD 6.5 billion
Russischer Soldat: Militärpolizei «prügelte uns zu Boden»
In einem Video, das auf den sozialem Netzwerken kursiert, erhebt ein russischer Soldat schwere Vorwürfe gegen die russische Militärpolizei. Der Soldat weist mehrere Verletzungen im Gesicht auf. Er soll nahe der umkämpften Stadt Robotnye im Einsatz gewesen sein.
Seine Kameraden und er selbst seien von den Militärpolizisten wegen ihrer Herkunft brutal zusammengeschlagen und gefoltert worden. Der Mann berichtet: «Wir mussten uns mit dem Gesicht nach unten auf den Boden legen. Dann haben sie mit Gewehrkolben auf unsere Köpfe eingeschlagen.» Der Soldat erklärt weiter: «Ich dachte, die Nazis wären auf der anderen Seite. Nun stellt sich heraus, dass die Nazis aus unserem Land kommen.»
"We were put face down on the floor like pigs. Beat us up with rifles. I thought Nazis were on the other side. Turns out, they are among us" - Russian soldier from the 71st regiment Arsen Temiraev accused Russian military police of torture and beatings. He says he was assaulted… pic.twitter.com/N7Qw0DpPlw
Neues Hilfspaket: Bulgarien schickt Flugabwehrraketen in die Ukraine
Bulgarien will die Ukraine auch mit Flugabwehrraketen und Munition unterstützen. Das neue Hilfspaket für das von Russland angegriffene Land wurde am Mittwoch vom Parlament in Sofia gebilligt. Dabei handelt es sich laut Vorlage der pro-westlichen Regierungsmehrheit um fehlerhafte Raketen für Flugabwehrkomplexe S-300 sowjetischer Bauart. Diese könnten, wie es hiess, in dem einstigen Ostblockland und heutigen Nato-Mitgliedstaat nicht mehr repariert werden. Die für die Ukraine bestimmte Munition kommt aus dem bulgarischen Innenministerium, wo sie nicht mehr gebraucht werde.
17.56 Uhr
Kinder aus mehreren Siedlungen im Süden der Ukraine evakuiert
Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge alle Kinder aus mehreren Kleinstädten und Dörfern nahe der Südfront in der Region Saporischschja evakuiert. «Wir haben die von der ukrainischen Regierung gestellte Aufgabe erfüllt», erklärte der stellvertretende Gouverneur, Jewgen Myronenko, am Mittwoch. Demnach wurden die Kinder mit ihren Familien zusammen aus fünf Siedlungen in Sicherheit gebracht.
Örtlichen Medienberichten zufolge wurden insgesamt 59 Kinder aus Huljajpole, Stepnohirsk, Preobraschenka, Jehoriwka und Nowopawliwka evakuiert. Die Massnahme war bereits im August mit Blick auf die «schwierige» Sicherheitssituation angekündigt worden.
17.26 Uhr
Nach Uefa-Entscheid: Polen und die Ukraine boykottieren alle Fussballspiele gegen Russland
Polen und die Ukraine haben einen Boykott aller Turniere des europäischen Fussballverbands Uefa mit Beteiligung Russlands angekündigt. Der Präsident des polnischen Fußballverbands, Cezary Kulesza, gab die Entscheidung am Mittwoch im Onlinedienst X, ehemals Twitter, bekannt. Zuvor hatte auch die Ukraine einen solchen Boykott angekündigt. Beide Länder reagierten damit auf die Entscheidung der Uefa, ein Spielverbot für russische Jugend-Nationalmannschaften aufzuheben.
«Wenn es russischen Nationalmannschaften erlaubt wird zu spielen, werden unsere Nationalmannschaften nicht gegen sie spielen», versicherte Kulesza. «Das ist die einzig richtige Lösung.»
Der ukrainische Fussballverband UAF hatte am Dienstagabend erklärt, dass seine Teams «an keinen Wettbewerben mit russischen Mannschaften teilnehmen» würden. Zugleich rief er die anderen Uefa-Mitglieder auf, sich diesem Boykott anzuschliessen. Nach Informationen des Sport-Informations-Dienstes (SID) haben auch die Verbände von England, Dänemark und Schweden einen solchen Boykott bereits angekündigt.
15.47 Uhr
UBS wegen Russland-Sanktionen offenbar im Visier der US-Justiz
Das US-Justizministerium (DoJ) weitet laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg Untersuchungen gegen die UBS und ihre Tochter Credit Suisse wegen des Vorwurfs der Umgehung von Russland-Sanktionen aus. An der Aktienbörse ist die Nachricht schlecht angekommen: Die UBS-Titel haben am Mittwochmittag nach Publikation des Berichts deutlich nachgegeben.
Was im Frühling dieses Jahres mit einer Reihe von Vorladungen des DoJ an die Banken begann, habe sich nun zu einer umfassenden Untersuchung ausgeweitet, schreibt Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.
Inzwischen habe das DoJ auch US-Anwälte der UBS über die angeblichen Verfehlungen der von der UBS übernommenen CS gegen die Sanktionsbestimmungen informiert. Das Justizministerium untersuche aber auch mögliche Verfehlungen der UBS gegen die Bestimmungen.
Vor allem die Credit Suisse hatte vor dem Ukraine-Krieg ein bedeutendes Geschäft mit der Verwaltung der Vermögen reicher Russen: Die damalige zweitgrösste Schweizer Grossbank verwaltete laut Bloomberg-Zahlen in der Spitze russische Vermögen in Höhe von mehr als 60 Milliarden US-Dollar. Allerdings habe sich diese Zahl bereits zum Zeitpunkt der Ukraine-Invasion im Februar 2022 fast halbiert.
15.14 Uhr
EU bietet geflüchteten Ukrainer*innen bis 2025 Schutz
Ukrainische Kriegsflüchtlinge sollen noch bis mindestens März 2025 einen besonderen Schutz in der Europäischen Union geniessen. Die EU-Innenminister befassen sich am Donnerstag in Brüssel mit dem Vorschlag der EU-Kommission, den temporären Schutzstatus um ein Jahr zu verlängern. Eine Einigung der EU-Botschafter in Brüssel wurde am Mittwoch erwartet.
Die Verlängerung soll den mehr als vier Millionen Ukrainerinnen und Ukrainern in der EU Sicherheit geben. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine hatten die EU-Staaten die Richtlinie zum vorübergehenden Schutz erstmals aktiviert. Damit können die Kriegsflüchtlinge ohne Asylverfahren schnell und unbürokratisch einen Aufenthaltstitel erhalten. Sie können einer Arbeit nachgehen, ihre Kinder zur Schule schicken und sind krankenversichert.
13.28 Uhr
Wagner-Söldner sind zurück in Bachmut
«Ja, Wagner ist auch hier», in einem Interview mit CNN bestätigt ein ukrainischer Drohnenpilot, der sich Groove nennt, dass die Söldner der Wagner-Gruppe zurück an der Front in der Ukraine sind. «Sie sind zurückgekommen, haben schnell ihre Kommandeure ausgetauscht und sind hierher zurückgekehrt.»
Wagner war für einen Grossteil der russischen Gewinne während des Winters verantwortlich, und haben vor allem in Bachmut gekämpft. Die Stadt ist immer noch stark umkämpft, weshalb die Wagner-Söldner laut CNN dorthin zurückgekehrt seien.
Drohnenpilot Groove glaubt, dass die Präsenz der Wagner-Gruppe zum Teil dazu dient, den Personalmangel auf der russischen Seite zu kompensieren. «[Russland] hat Truppen aus den umliegenden Gebieten zusammengezogen und hierher gebracht», sagt er. «Sie haben hier nicht mehr viel Personal.»
Unterdessen ist bei X (ehemals Twitter) ein Foto aufgetaucht, das Wagner-Söldner in Bachmut zeigen soll. Die Authentizität und das Aufnahmedatum lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
#ukraine#wagnerPMC#bakhmut TOP-Meldung heute in den Medien: WagnerPMC kehrt nach Bakhmut/Artemovsk zurück (SanSanych). Das dürfte alle Pläne von Kiew/NATO zunichte machen, auch nur einen Fuß in die Stadt zu setzen. Und: Wagner ist offensiv aufgestellt. pic.twitter.com/9Fc5RJMzZh
Kiew droht mit «Massnahmen gegen den terroristischen Staat»
Die Ukraine will nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj stärker gegen die russische Rüstungsindustrie vorgehen. Bei einer Beratung mit seiner Militärführung habe es einen Bericht zur Lage in Russlands militärisch-industriellem Komplex gegeben. Das sagte Selenskyj am Dienstagabend in seiner Videoansprache.
«Wir können deutlich erkennen, in welchen Bereichen der Druck auf Russland verstärkt werden muss, um zu verhindern, dass die terroristischen Fähigkeiten wachsen», sagte der Präsident. Ausländische Sanktionen gegen die russische Rüstungsbranche seien nicht genug. «Es wird mehr eigene, ukrainische Massnahmen gegen den terroristischen Staat geben», sagte Selenskyj. Einzelheiten nannte er nicht. «Solange Russlands Aggression anhält, muss Russland seine Verluste spüren.»
Moskau hat wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine die Rüstungsproduktion hochgefahren. Kiew ist besorgt, weil die russische Industrie sich trotz der Sanktionen immer noch Elektronikbauteile aus anderen Ländern verschaffen kann.
Der engste Kreis der Kiewer Führung beschäftigte sich nach Angaben Selenskyjs auch mit dem Nachschub von Artilleriemunition. «Das ist ein Thema, mit dem wir täglich zu tun haben», sagte er. Die Lieferungen der bisherigen Partnerländer seien wichtig. Zugleich suche die Ukraine neue Quellen. «Und wir erhöhen schrittweise das Volumen unserer ukrainischen Produktion.»
Gegen die traditionell starke russische Artillerie hat die Ukraine mit Hilfe neuer Geschütze aus westlichen Ländern an einigen Frontabschnitten eine Überlegenheit an Feuerkraft erreicht. Der Nachschub an Munition ist indes immer wieder knapp.
12.17 Uhr
Moskau wirft London und Washington Beteiligung an Krim-Attacke vor
Russland hat den USA und Grossbritannien eine Beteiligung an der ukrainischen Attacke auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol auf der annektierten Krim vorgeworfen.
London und Washington unterstützten seit langem das «verbrecherische Regime» in Kiew, sagte die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa, am Mittwoch in Moskau bei einer Pressekonferenz. Die Attacke am 22. September sei «ohne die leisesten Zweifel» mit Hilfe der amerikanischen und britischen Geheimdienste erfolgt.
Genutzt worden seien dafür westliche Aufklärungsdaten, Satelliten der Nato-Staaten und Spionageflugzeuge. «Das offensichtliche Ziel solcher terroristischen Akte ist es, die Aufmerksamkeit von den gescheiterten Versuchen der Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte abzulenken und die Menschen zu verängstigen, Panik in unserer Gesellschaft zu schüren», sagte Sacharowa.
Die Krim wurde von Russland 2014 unter Bruch des internationalen Völkerrechts annektiert. Die Ukraine hat im Zuge ihrer seit Monaten laufenden Gegenoffensive betont, auch die Halbinsel von der russischen Besatzung befreien zu wollen.
Bei der Attacke mit Drohnen und Marschflugkörpern hatte Kiew das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol schwer beschädigt und eigenen Angaben zufolge insgesamt 34 Offiziere getötet. Beweise dafür legte Kiew nicht vor. Russland, das seit mehr als 19 Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, sprach nach der Attacke lediglich von einem Vermissten.
09.58 Uhr
Klitschko war früher von Putin beeindruckt
Der ukrainische Ex-Boxweltmeister Wladimir Klitschko schilderte seine Sicht auf den Krieg in der Sendung von Markus Lanz mit dem gleichnamigen Titel. Auch erinnert er sich an ein Treffen mit Wladimir Putin, das 2011 im Rahmen einer Sportveranstaltung in der russischen Stadt Sotschi stattgefunden hat.
Er sei damals von der offenen und bodenständigen Art Putins sehr angetan gewesen. Heute wisse Klitschko, dass Putin ein versierter Kenner der menschlichen Psyche sei und es verstehe, Menschen für sich einzunehmen. «Ich war damals überraschend beeindruckt von ihm», sagt der Bruder von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko.
09.35 Uhr
Ukrainische Kinder werden teilweise unter der Erde unterrichtet
Im September hat in der ganzen Ukraine der Schulunterricht wieder begonnen. Doch der Besuch des Unterrichts ist riskant für die Schüler*innen. Laut ukrainischen Behörden wurden seit Beginn des Kriegs mindestens 360 Bildungsinstitutionen vollständig zerstört und mehr als 3000 beschädigt. Dies schreibt der «Tages-Anzeiger».
Laut einem neuen Bericht des UN-Kinderhilfswerks Unicef können nur rund ein Drittel der Schüler*innen vollständig vor Ort unterrichtet werden. Die anderen zwei Drittel lernen in einer Mischung zwischen Präsenz- und Online-Unterricht oder per Fernunterricht.
In Charkiw, das etwa 40 Kilometer von der Front entfernt ist, fand der Unterricht bislang beinahe ausschliesslich online statt. Im neuen Schuljahr können die Kinder nun erstmals vor Ort unterrichtet werden. Hierzu werden Metro-Stationen ausgebaut. In 60 unterirdischen Klassenzimmern sollen bis zu 1000 Schüler*innen unterrichtet werden.
4.45 Uhr
Kompromissvorschlag im US-Haushaltsstreit sieht weitere Hilfen für Kiew vor
Wenige Tage vor einer drohenden Haushaltssperre in den USA haben Senatoren von Demokraten und Republikanern einen Kompromissvorschlag für einen kurzfristigen Übergangshaushalt vorgelegt. Dieser umfasst auch rund sechs Milliarden Dollar an zusätzlicher Unterstützung für die Ukraine. Die Hilfe für das von Russland angegriffene Land werde fortgesetzt, sagte der Mehrheitsführer der Demokraten, Chuck Schumer. Im von den Republikanern kontrollierten Repräsentantenhaus gibt es jedoch Widerstand gegen den Vorschlag.
4.30 Uhr
Todesrätsel um Flottenchef Sokolow
Das russische Verteidigungsministerium hat ein Video veröffentlicht, das den angeblich getöteten Flottenchef Viktor Sokolow lebend zeigen soll. Dazu werden heute Analysen von Experten erwartet, denn ganz eindeutig ist das Bildmaterial von einer Sitzung mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu nicht. Admiral Sokolow soll letzte Woche bei einem ukrainischen Treffer auf das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte in Sewastopol getötet worden sein.
4 Uhr
Ukrainische Angriffe auf russische Energieinfrastruktur
In der russischen Grenzregion Kursk wurden nach einem ukrainischen Drohnenangriff am Dienstag mindestens sieben Dörfer vom Stromnetz abgeschnitten. Eine Drohne habe einen Sprengsatz auf ein Umspannwerk im Dorf Snagost etwa 15 Kilometer von der ukrainischen Grenze abgeworfen. Das schrieb der Gouverneur der Region, Roman Starowojt, auf Telegram. Verletzt wurde demnach niemand.
Der ukrainische Geheimdienst SBU bestätigte einheimischen Medien den Drohnenangriff. «Die Russen sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie eine harte Reaktion erhalten werden, wenn sie weiterhin ukrainische Energieanlagen angreifen», wurde ein Mitarbeiter zitiert.
Im vergangenen Winter versuchte Moskau die Ukraine durch systematisches Bombardement auf das Energiesystem in die Knie zu zwingen. Das angegriffene Land hielt die Versorgung der Menschen mit Strom, Heizung, Gas und Wasser nur unter grösster Mühe aufrecht. In diesem September haben die Russen erneut damit begonnen, die ukrainische Energiestruktur anzugreifen.
3.31 Uhr
Estlands Regierungschefin: Höhere Verteidigungsausgaben in Nato nötig
Estlands Regierungschefin Kaja Kallas hat die anderen Nato-Staaten zu einer deutlichen Erhöhung ihrer Verteidigungsausgaben nach dem Vorbild der baltischen Republiken ermuntert. Sie verwies auf ihr eigenes Land, das diesen Etatposten im kommenden Jahr auf 3,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erhöhen werde. «Und das ist etwas, für das ich auch auf Ebene der Nato werbe», sagte Kallas der Deutschen Presse-Agentur am Rande der baltischen Sicherheitskonferenz. Dort wird am Mittwoch in der estnischen Hauptstadt Tallin über die regionale Sicherheitslage nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine beraten.
«Schauen sie auf das Jahr 1988 als alle Nato-Verbündeten mehr als zwei Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für Verteidigung ausgaben. Und warum? Weil sie die Gefahr als ernsthaft betrachteten. Nun aber ist die Gefahr grösser als während des Kaltes Krieges, weil der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist», sagte sie.
Verteidigungsminister Boris Pistorius wird am Mittwoch an der Sicherheitskonferenz teilnehmen. Erwartet wird, dass der SPD-Politiker den weiteren Kurs Deutschlands in der Sicherheitspolitik absteckt. An dem Treffen ("Annual Baltic Conference on Defence/ABCD") nehmen Vertreter der baltischen Republiken sowie aus weiteren Nato-Staaten und aus der Ukraine teil. Die Rede des Ministers ist auch Abschluss seines dreitägigen Besuchs in Lettland und Estland.
0.47 Uhr
Wladimir Klitschko: Keine Chance für Friedensgespräche mit Russland
Der frühere ukrainische Box-Weltmeister Wladimir Klitschko sieht derzeit keinerlei Chancen, mit Russland über Frieden zu verhandeln. «Verhandlungen mit wem, mit Russland, mit Putin, Lawrow, mit wem?», beantwortete der 47-Jährige am Dienstag in der ZDF-Sendung von Markus Lanz eine entsprechende Frage. Der Bruder von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko fügte hinzu: «Das sind Lügner, die haben die Welt belogen Jahrzehnte mit ihrer Propaganda.» Klitschko fragte weiter, worüber man mit Lügnern verhandeln sollte und antwortete selbst: «Dass wir vertuschen, vergessen: Vergewaltigung, Tötung, Folter, zerstörtes Leben.» Wenn man in Verhandlungen gehe, dann nicht aus einer Position der Schwäche.
Am 24. Februar 2022 waren russische Truppen in das Nachbarland einmarschiert. Seitdem setzt sich die Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg zur Wehr.
Wladimir Klitschko sagte, er mache sich Sorgen, dass die Menschen in Deutschland und weiteren Ländern kriegsmüde werden könnten. «Die Preise sind höher geworden, das Leben ist teurer geworden, das Leben in Europa hat sich verändert», sagte Klitschko. Trotzdem hätten die meisten Menschen nach wir vor Verständnis und unterstützten die Ukrainer. «Im Sport so wie im Krieg, Ausdauer schlägt alles.» Auch wenn alles sehr langsam und mühsam vorangehe.
Es sei klar geworden, dass Wladimir Putins Russland sich an diesem Krieg «verschlucken» sollte - mit den Konsequenzen, dass der Krieg aufhöre und so etwas nicht wieder passiere. «Das Böse hat kein Ende, wenn wir das Ende nicht dem Bösen geben.»
0 Uhr
Nawalnys Berufung gegen neue Haftstrafe abgelehnt
Zu weiteren 19 Jahren Haft ist der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny im August verurteilt worden, nun hat ein Gericht seinen Einspruch dagegen abgelehnt. Medien waren nur für die entsprechende Urteilsverkündung an diesem Dienstag in Moskau zugelassen, nicht zur eigentlichen Anhörung. Nawalny nahm per Videoschalte teil.
Die Staatsanwaltschaft warf Nawalny unter anderem die Anstiftung und Finanzierung extremistischer Aktivitäten sowie die Gründung einer extremistischen Organisation vor. Er hatte die Vorwürfe als frei erfunden zurückgewiesen und erklärt, sie sollten ihn nur zum Schweigen bringen. Der Kritiker von Präsident Wladimir Putin sitzt bereits Haftstrafen von insgesamt elfeinhalb Jahren in einer Strafkolonie ab.
Nawalny und seine Unterstützer haben in sozialen Netzwerken Korruption und Machtmissbrauch angeprangert; er bezeichnete die russische Führung wiederholt als «Schurken und Diebe». Im August 2020 war er auf einem innerrussischen Flug zusammengebrochen. Zunächst wurde Nawalny in Russland behandelt, dann in ein Berliner Spital verlegt. Dort wurde eine Vergiftung mit einem Nervengift festgestellt. Die Regierung in Moskau wies den Vorwurf zurück, russische Behörden hätten einen Anschlag auf ihn verübt. Nawalny wurde im Januar 2021 nach seiner Rückkehr nach Russland festgenommen.