Russlands «Riesenschlamassel» Prigoschin schiesst gegen Generäle, Putin kämpft um Wagner-Söldner

Von Celina Euchner

19.6.2023

Prigoschin ist Chef der russischen Privatarmee Wagner. Er ätzt gegen die Militärführung seines Landes.
Prigoschin ist Chef der russischen Privatarmee Wagner. Er ätzt gegen die Militärführung seines Landes.
Uncredited/PRIGOZHIN PRESS SERVICE/AP/dpa

Wagner-Chef Prigoschin wütet gegen Generäle, Präsident Putin will derweil immer dringender über Prigoschins Söldner herrschen. In Russlands Kommandoebene brodelt es – derweil witzelt Selenskyj über Putin.

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Jewgenij Prigoschin, Chef der Söldnergruppe Wagner, attackiert die russische Militärführung verbal.
  • Laut Prigoschin habe ihn der Generalstabschef Walerij Wassiljewitsch Gerassimow angerufen und von einem «Riesenschlamassel» geredet.
  • Der Wagner-Chef will eine Mobilmachung. Putin sagt, das sei nicht nötig.
  • Wladimir Putin bemüht sich derweil, Macht über die Wagner-Truppe zu erlangen.

Von Celina Euchner

In Russlands Militärführung werden immer grössere Probleme deutlich. Jewgenij Prigoschin, Chef der Söldnergruppe Wagner, fasst die Lage laut dem «Spiegel» so zusammen: «Der Oberst ruft mich an und sagt: Wir haben hier ein Riesenschlamassel. Was ist los? Walerij Wassiljewitsch hat mal wieder Wodka getrunken und ist hysterisch.» Walerij Wassiljewitsch Gerassimow ist Generalstabschef. Es sind wirre Aussagen, die Prigoschin auf Telegram teilt.

Schoigu fordert mehr Panzer für russische Truppen in der Ukraine

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Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat die Herstellung von mehr Panzern gefordert, um den «Bedarf der russischen Streitkräfte» in der Ukraine zu decken. Dort läuft derzeit eine ukrainische Gegenoffensive mit Waffen aus dem Westen.

17.06.2023

Auf der Plattform veröffentlicht er regelmässig inszenierte Videos. Die neuen Aussagen macht er in einem einstündigen Interview, das angeblich in der Nähe der Front aufgenommen wurde. Erneut kritisiert er Russlands oberste Führungsriege und die Medien scharf.

«Werden sie auf der Mistgabel aufspiessen»

Er sagt: «Wenn die Medien die Wahrheit sagen würden, müsste die Öffentlichkeit auf rechtlich zulässige Weise mobilmachen. Und höflich sagen: Lieber Sergej Kuschugetowitsch, lieber Walerij Wassiljewitsch, wenn sie unseren Forderungen nicht sofort nachkommen, werden wir sie auf einer Mistgabel aufspiessen. Dann werden sie gezwungen sein, etwas zu tun. Entweder wird der Präsident sie dann entlassen. Oder in eine Zelle stecken, erschiessen lassen und durch andere ersetzen.»

Ähnlich bizarr präsentierte sich zuletzt der russische Präsident Wladimir Putin. Bei einer mehrstündigen Veranstaltung mit Tee und Keksen sprach er am Dienstag mit Kriegsberichterstattern und russischen Militärbloggern. Dabei sprach er zum Beispiel über Mobilmachungen, die Prigoschin unter anderem verlangt.

Putin will keine Mobilmachung, aber Macht über Wagner

Von Problemen will Putin nichts wissen. «Dafür besteht heute kein Bedarf. Das ist die erste Sache. Zweitens, als Antwort auf Ihre Frage: Ich weiss nicht, ob es schon gesagt wurde, aber seit Januar dieses Jahres, seit wir begonnen haben, Verträge mit Kämpfern zu unterzeichnen, haben wir mehr als 150'000 Menschen rekrutiert.»

Der Kreml will alle sogenannten Freiwilligeneinheiten, also auch Prigoschins Wagner-Söldner, zum 1. Juli unter die Kontrolle von Verteidigungsminister Schoigu bringen. Das will indes der Wagner-Chef nicht.

Putins Kampf um die Wagner-Söldner

Putin argumentiert öffentlich dafür. «Soweit ich weiss, bietet das Verteidigungsministerium jetzt allen, die weiterhin in der Zone der militärischen Sonderoperation dienen wollen, Verträge an.»

Der russische Präsident gibt sich volksnah und sagt, dass den Kämpfern immerhin nur so staatliche Sozialleistungen garantiert werden könnten. Er macht Druck und sagt: «Es muss geschehen, und zwar so schnell wie möglich.»

Selenskyj witzelt über Russland

Während all dem Chaos in Russlands Führungsriege machte sich Selenskyj über Putin lustig. Denn der hatte am Freitag in St. Petersburg behauptet, dass die russischen Streitkräfte in Kiew bereits fünf Flugabwehrsysteme des US-Typs Patriot zerstört hätten.

Doch laut US-Medien gibt es nur zwei dieser Systeme in der Ukraine. Der ukrainische Staatschef sagte, dass alle Systeme intakt seien. «Nicht ein einziger Patriot ist zerstört», betonte er.