Explosion auf der Krim-Brücke Russland verliert wichtiges Nadelöhr

dpa/amo

8.10.2022 - 13:11

Nach Explosion: Massive Schäden auf Krim-Brücke

Nach Explosion: Massive Schäden auf Krim-Brücke

Auf der Brücke zwischen Russland und der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel gab es ein Feuer. Auslöser war eine Explosion. Die Brücke ist massiv beschädigt.

08.10.2022

Die Krim-Brücke gilt als längstes Bauwerk Europas. Für Russland ist sie ein wichtiges Nadelöhr. Am Samstagmorgen wurde die Brücke nach einer Explosion massiv beschädigt. Vor Angriffen auf sie hatte Moskau gewarnt.

Eine Explosion und ein schwerer Brand haben die Krim-Brücke zwischen Russland und der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel schwer beschädigt. Mehrere Waggons eines Güterzugs standen am Samstagmorgen nach einer Explosion in Flammen. Die Fahrbahn ist an mindestens zwei Stellen eingestürzt.

Laut russischen Angaben kamen mindestens drei Personen ums Leben. Nachdem am Vormittag zuerst von keinen Verletzten die Rede war, korrigierte Russland die Aussage am Nachmittag. Das russische Zivilschutzministerium teilte mit, der Brand sei gelöscht. Der Verkehr über die Brücke wurde eingestellt. Der russische Präsident Wladimir Putin ordnete die Einrichtung einer Kommission an, die die Hintergründe des Vorfalls aufdecken soll.

Ein Helikopter löscht die Flammen auf der Krim-Brücke am Samstagmorgen.
Ein Helikopter löscht die Flammen auf der Krim-Brücke am Samstagmorgen.
Keystone/AP Photo

«Alles Illegale muss zerstört werden»

In der Ukraine wurden die Bilder mit Jubel aufgenommen. «Krim. Die Brücke. Der Anfang», schrieb der Berater des ukrainischen Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, am Samstag bei Twitter. «Alles Illegale muss zerstört werden, alles Gestohlene muss an die Ukraine zurück.» Podoljak sagte aber nicht explizit, dass die Ukraine verantwortlich sei für die Explosionen und den Brand auf der Brücke.

Nicht der erste Vorfall auf der Krim

Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine Ende Februar kam es mehrfach zu Explosionen auf der Krim mit schweren Schäden, darunter auf Militärstützpunkten. Die Ukraine hat immer wieder angekündigt, sich die Krim zurückzuholen.

Die Militärführung in Kiew hatte auch einen Beschuss der Brückenanlagen angekündigt, sobald es die vom Westen gelieferten Waffen dafür gebe. Zuletzt kam es in der Region Kertsch, die auf der Krim direkt an die Brücke grenzt, immer wieder zu Zwischenfällen mit Drohnen, die explodierten.

Russland hat immer wieder betont, dass ein Angriff auf die Brücke ein klares Überschreiten der roten Linie sei. Der Machtapparat in Moskau drohte für den Fall mit Angriffen auf die Kommandozentralen in Kiew.

Russlands nationales Ermittlungskomitee teilte am Samstagvormittag mit, dass nach vorläufigen Angaben ein Lastwagen auf der Brücke explodiert sei. Das Fahrzeug kam demnach vom russischen Festland und fuhr in Richtung des Küstenorts Kertsch auf der Krim. Durch die Explosion seien sieben mit Treibstoff gefüllte Kesselwägen des Güterzugs in Brand geraten. Dadurch seien Teile der Fahrbahn eingestürzt. Die Behörde erklärte nicht, wie ein einzelner Lastwagen Schäden eines solchen Ausmasses angerichtet haben könnte.

Aktion des ukrainischen Geheimdiensts?

Die Internetzeitung Ukrajinska Prawda berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise in Kiew, dass der Geheimdienst SBU hinter der Spezialoperation stecke. Der SBU bestätigte das nicht, veröffentlichte aber wie viele offizielle Stellen in der Ukraine in den sozialen Netzwerken Aufnahmen von der brennenden Brücke – und stellte ein Gedicht dazu.

Die Behörden auf der Krim kündigten an, den Verkehr über Fähren und über den zuletzt in der Ukraine besetzten Landkorridor sicherzustellen. Es drohten keine Versorgungsengpässe, hiess es in der Krim-Hauptstadt Simferopol. Der Chef des Krim-Parlaments, Wladimir Konstantinow, meinte, «ukrainische Vandalen» hätten die Brücke beschädigt. Das russische Energieministerium teilte mit, dass auch die Treibstoffversorgung ungeachtet des verbrannten Diesels gesichert sei.

Spott und Hohn gegen Russland

Die Sprecherin des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny teilte ein Video in den sozialen Netzwerken von dem Feuer und den Schäden – und kommentierte, dass es sich wohl um ein Geschenk zum 70. Geburtstag Putins handele. Der Kremlchef hatte das Jubiläum am Freitag in seiner Heimatstadt St. Petersburg begangen.

Der ukrainische Postchef Ihor Smyljanskyj kündigte im Nachrichtenkanal Telegram den Druck einer Sondermarke von der Brücke an. «Der Morgen war noch nie so ein schöner. Zu diesem Feiertag bringen wir eine neue Marke heraus mit der Krimbrücke – oder vielmehr mit dem, was von ihr übrig ist.» Zuvor hatte die ukrainische Post schon eine Briefmarke des zerstörten Kreuzers «Moskwa» der russischen Schwarzmeerflotte herausgebracht.

Die Krim-Brücke, ein Bauwerk der Extraklasse

Mit 19 Kilometern Länge gilt die Krim-Brückenanlage, die eine Autobahn und daneben eine Bahnstrecke hat, als längstes Bauwerk Europas. Kremlchef Putin hatte sie selbst 2018 eröffnet und war auch in einem Zug gefahren. Passagierzüge rollen seit Ende 2019, Güterzüge seit Sommer 2020.

dpa/amo