Flückigers Rencontre mit Schurter «Was danach passiert ist, hat mich nachdenklich gestimmt»

lbe

26.7.2022

Mathias Flückiger (links) und Nino Schurter hatten sich im Zielraum in Lenzerheide nicht mehr viel zu sagen.
Mathias Flückiger (links) und Nino Schurter hatten sich im Zielraum in Lenzerheide nicht mehr viel zu sagen.
Bild: Keystone

Gut zwei Wochen nach dem Crash mit Nino Schurter nimmt Mountainbiker Mathias Flückiger noch einmal Stellung zu den Geschehnissen während und vor allem nach dem Rennen in Lenzerheide.

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Ausgerechnet im Heimrennen in der Lenzerheide vor gut zwei Wochen geraten die beiden Schweizer Mountainbike-Aushängeschilder Mathias Flückiger und Nino Schurter aneinander. Die beiden liefern sich ein spektakuläres Duell um den Sieg, das kurz vor dem Ziel abrupt beendet wird.

Im Zauberwald und abseits der Kameras kommt es zu einem verhängnisvollen Zwischenfall. «Er wollte mich an einer Stelle überholen, an der es einfach nicht geht, und hat mich abgeschossen. Es ist einfach traurig», lauten Schurters Vorwürfe anschliessend. «Sehr wahrscheinlich war er frustriert.» Flückiger blieb schliesslich der 3. Platz, Schurter Rang 4.

Flückiger hat bereits kurz nach dem Rennen eine andere Sicht auf die Dinge und verteidigt sich. «Es tut mir leid, dass das passiert ist. Aber man muss sehen: Es ist ein Rennen, Mann gegen Mann, jeder will gewinnen.» Zudem verweist er auf einige vergangene Zweikämpfe und riskante Manöver seines Kontrahenten. «Nino hat mich etwas gelehrt: Wie man überholt und wie frech man fahren darf.»

Ein Rennunfall ohne Absicht

Mit etwas Abstand veröffentlicht Flückiger am Dienstag auf der eigenen Webseite eine Mitteilung, in der er noch einmal zum Vorfall Stellung nimmt. «Was mir nebst dem verpassten Sieg allerdings besonders wehtat, dass mir Absicht, Frust, schlechter Charakter und vieles mehr unterstellt wurde. Wer schon mal Rennen gefahren ist oder sich in die Situation eines Bikers versetzen kann, weiss: Man muss Entscheidungen in Sekundenbruchteilen fällen, intuitiv», schreibt Flückiger. Niemals würde er einen Sturz absichtlich verursachen.

Der 33-Jährige steht auch nach wie vor zu den getätigten Aussagen unmittelbar nach dem Rennen. «Ich hatte ehrlich kommuniziert, wie es war, was ich fühlte, dachte und wie ich diesen Unfall einordnete. Ich habe auch gesagt, dass es mir leidtut, dass es zum Crash kam.»

Frust, Aggression und Hass im Internet

Was Flückiger in den vergangenen Tagen wohl noch mehr beschäftigt, ereignet sich aber nach dem Rencontre mit Schurter. «Was danach passiert ist, hat mich nachdenklich gestimmt. Wie viele Leute online Frust, Aggression, Wut und Hass schüren und ausüben – und dies alles nur wegen eines Sturzes von zwei Mountainbikern, hat mich sehr erschreckt. Zum ersten Mal habe ich persönlich erfahren, wie Wut, Frust oder gar Hass online ausgeübt werden.»

Manche Leute hätten einen unbändigen Drang, jemanden fertig zu machen, schreibt Flückiger weiter. «Aus einer Mücke wird ein Elefant gemacht und dies ohne jeglichen Anstand walten zu lassen.» Dank seines Umfeldes habe er sich immerhin trotzdem auf den Sport konzentrieren können. Flückiger unterstreicht aber: «Diese Feststellung beschäftigt und beunruhigt mich noch heute. Denn es ist etwas, das uns alle, unsere ganze Gesellschaft betrifft.»