Wie immer in den letzten Jahren sind die Handballer der Kadetten Schaffhausen der Topfavorit auf den Meistertitel. Herausforderer gibt es einige. Die Saison beginnt am Mittwoch mit einer Vollrunde.
In der vergangenen NLA-Spielzeit gab es aufgrund der Coronavirus-Pandemie keinen Meister und Absteiger. Zum Zeitpunkt des Abbruchs am 13. März führten die Kadetten die Rangliste bei einer Mehrpartie mit einem Vorsprung von zehn Punkten an. Ausserdem hätten sie den Cupfinal gegen Suhr Aarau bestritten. Dennoch entschlossen sich die Verantwortlichen, den Vertrag mit Trainer Petr Hrachovec, der den Verein aus einer Krise herausgeführt und stabilisiert hatte, nicht zu verlängern und durch den Isländer Adalsteinn Eyjolfsson zu ersetzen. Der 43-Jährige, der mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet wurde, soll das Potenzial der Mannschaft noch besser ausschöpfen. Er steht für starke Abwehrarbeit und Tempospiel. Zuletzt arbeitete Eyjolfsson für den Bundesligisten Erlangen.
Die Schaffhauser vertrauen weitgehend auf die gleichen Spieler wie in der vergangenen Saison. Neben Marian Teubert von den Kadetten Espoirs stiess einzig Erik Schmidt von Magdeburg neu zum Team. Der 2,04 m grosse Kreisläufer gewann 2016 mit Deutschland den EM-Titel. Schmidt wurde aufgrund des erneuten Ausfalls von Zoran Markovic geholt – dieser erlitt einen Kreuzbandriss im rechten Knie. Wieder zählen können die Kadetten auf den äusserst talentierten Linksaussen Samuel Zehnder, der die gesamte letzte Meisterschaft wegen Rückenproblemen verpasst hat. Nicht mehr im Kader figuriert unter anderen der serbische Kreisläufer Bojan Beljanski, der zu Vojvodina Novi Sad wechselt.
Dass es für Eyjolfsson und die Mannschaft noch einiges zu tun gibt, unterstreicht der Supercup vom Sonntag, der gegen Suhr Aarau mit 20:25 verloren ging. Die Aargauer nahmen den Trainingsbetrieb schon im Mai wieder auf und verfügen über eine eingespielte und homogene Equipe. Insofern ist Suhr Aarau einiges zuzutrauen. Überhaupt sieht es auf dem Papier nach einer spannenden Meisterschaft aus.
Pfadi mit Bundesliga-Rückkehrer Sidorowicz
Immer zu rechnen ist mit Pfadi, obwohl die Winterthurer viel Routine verloren haben. Dafür kann Trainer Adrian Brüngger wieder auf den sprunggewaltigen Aufbauer Roman Sidorowicz zählen, der nach anderthalb Jahren beim Bundesligisten Melsungen zurückgekehrt ist. Das Saisonziel des Traditionsvereins lautet, um Trophäen zu spielen – der neunte und letzte Meistertitel liegt schon 16 Jahre zurück.
Mit grossen Ambitionen steigt auch Kriens-Luzern in die Saison. Die Zentralschweizer befanden sich beim Abbruch der letzten Saison auf dem 3. Tabellenplatz. Nun wollen sie sich zumindest für einen Final qualifizieren, was bisher weder in den Playoffs noch im Cup gelungen ist. Trainer Goran Perkovac kann neu auf den slowenischen Regisseur Janus Lapajne (Tatran Presov) zählen, gemäss Geschäftsführer Nick Christen ein Leader mit internationaler Erfahrung. Einiges wird auch davon abhängen, ob der beste Torschütze der vergangenen Spielzeit, der Weissrusse Hleb Harbuz, wieder brillieren kann.
Rubins letzte Saison mit Thun
Bei Wacker Thun steht Erfolgstrainer Martin Rubin, der seit 2007 im Amt ist, vor seiner letzten Saison bei den Berner Oberländern – 2021 geht er zum Kantonsrivalen BSV Bern. Selbstredend ist seine Motivation gross, sich nach den beiden Meistertiteln (2013 und 2018) und den vier Cupsiegen (2012, 2013, 2017 und 2019) mit einer weiteren Trophäe zu verabschieden. Die Abgänge von Nicolas Suter (Haslum) und Phillip Holm (Fyllingen Bergen) konnten mit den Wunschspielern Lukas von Deschwanden und Max Dannmeyer gut kompensiert werden. Ersterer kehrt nach zwei Jahren im Ausland zurück – zuletzt war er bei Chambéry in Frankreich tätig. Davor trug er als zweifacher Torschützenkönig und dreifacher MVP der NLA einiges zu den Erfolgen von Wacker bei. Dannmeyer kommt von GC Amicitia Zürich und war in der vergangenen Saison derjenige Spieler, der mit 110 am meisten Feldtore erzielt hat.
Den Playoff-Halbfinal hat sich St. Otmar St. Gallen zum Ziel gesetzt, obwohl der dänische Spielertrainer Bo Spellerberg, ein früherer Weltklasse-Aufbauer, nicht mehr ins Budget passte. Auch der BSV Bern möchte in die Top 4. Einiges gelaufen ist bei GC Amicitia Zürich, das in naher Zukunft wieder um Spitzenplätze mitspielen will. Die Zürcher verpflichteten unter anderen den mazedonischen Linkshänder Martin Popovski, der 2019 mit Vardar Skopje die Champions League gewonnen hat. Die letzten beiden Plätze scheinen für den RTV Basel und Endingen reserviert zu sein. Alles andere wäre eine Überraschung.
SDA