Handball-Präsident Pascal Jenny gerät nach starker WM ins Träumen

sfy, sda

27.1.2025 - 11:04

Pascal Jenny, Präsident des Schweizerischen Handball-Verbands, zieht nach der WM ein positives Fazit
Pascal Jenny, Präsident des Schweizerischen Handball-Verbands, zieht nach der WM ein positives Fazit
Keystone

SHV-Präsident Pascal Jenny träumt nach den beeindruckenden Schweizer WM-Auftritten von einer EM-Medaille 2028. Er betont aber, dass es bis dahin auch für den Verband noch viel Arbeit gibt.

Wohl nur der kühnste Optimist hätte es für möglich gehalten, dass die Schweizer Handballer die WM im 11. Rang beenden. Das bestätigt Pascal Jenny darin, dass es der richtige Entscheid war, Andy Schmid mit einem Vertrag bis 2028 als Nationalcoach auszustatten, obwohl der 41-Jährige zuvor keinerlei Trainererfahrung hatte. «Es gab ein paar kritische Stimmen in der Handball-Community», sagt Jenny im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Andy und der Staff hätten sich jedoch sehr gut entwickelt.

Ehrgeiz mit Lockerheit gepaart

Was zeichnet Schmid für ihn aus? «Ich würde sagen, es sind drei Punkte. Das eine ist sein Ehrgeiz, dass er unbedingt Erfolg haben möchte. Das pusht ihn. Das zweite ist, dass er es dennoch schafft, die nötige Lockerheit zu vermitteln. Er strahlt eine enorme Ruhe aus, die sich auf die Spieler überträgt. Drittens ist er nicht in seiner Meinung zu einem Spieler oder einem System festgefahren.»

Ein gutes Beispiel für den dritten Punkt ist Dimitrij Küttel, der in Schmids Überlegungen zunächst keine Rolle gespielt hat. Er änderte aber seine Meinung, worauf dieser die definierten Aufgaben nahezu perfekt in die Tat umsetzte. Bei der entscheidenden Partie um den Einzug in die Hauptrunde gegen Polen (30:28) verwertete Küttel sämtliche fünf Abschlüsse. Das unterstreicht die Fähigkeit von Schmid, das Beste aus einem Spieler herauszuholen. Er weiss genau, wer was kann und wie er die Stärken optimal ins Konzept integrieren kann.

Das war nötig angesichts des verletzungsbedingten Ausfalls von Regisseur Manuel Zehnder, dem Topskorer in der vergangenen Saison in der Bundesliga. Wie die Mannschaft darauf reagierte, beeindruckte Jenny enorm. «Es war von Partie zu Partie eine Steigerung zu sehen. Dass so viele Spieler ihren Beitrag zu einem solch guten Resultat leisten, ist man sich im Schweizer Handball nicht gewohnt. Es war wirklich eine Teamleistung, die Mannschaft ist unberechenbarer und variabler geworden. Die Verletzung von Zehnder, so schade sie ist, zeigte den Spielern auf, dass es auch ohne eine Abhängigkeit geht. Das wird in Zukunft ein grosser Vorteil sein, zumal die Deckung und der Torhüter (Nikola Portner) zur absoluten Weltspitze gehören.»

Penalty soll genutzt werden

Die guten Auftritte an der WM vergleicht Jenny mit einem Penalty, die gute Chance soll nun genutzt werden. «Wir haben nicht nur das Ziel, uns bei den Männern und Frauen regelmässig für grosse Turniere zu qualifizieren, wir wollen auch mehr Mittel generieren und die Vereine im Leistungssport näher zusammenbringen», sagt Jenny. Es gelte nun also im Verband, die Ärmel hochzukrempeln und den Penalty zu verwerten.

So ist wie bei den Frauen auch bei den Männern eine Akademie im topmodernen Kompetenzzentrum OYM in Cham geplant. Dort sollen ab Sommer 2026 die Schweizer Top-Talente unter der Woche zusammen trainieren. «Das geht nur, wenn alle Klubs der höchsten Liga mitziehen», betont Jenny, zumal es in Schaffhausen und Bern schon gute Akademien gibt. «Es ist immer das Gleiche: Was heute gut ist, müssen wir morgen weiterentwickeln.»

Jenny ist Realist und träumt

Andy Schmid sagte nach dem Turnier, dass die Messlatte nun höher liege. In der grösseren Erwartungshaltung sieht Jenny allerdings kein Problem. «Unser Ziel ist, an der Heim-EM 2028 ein Team auf dem Feld zu haben, das begeistert. Es ist nun nicht so, dass wir vom Verband solche Leistungen als Standard verlangen.»

Es könne angesichts der schwierigen Gruppe in der Qualifikation für die EM 2026 (die Gegner sind Deutschland, Österreich und die Türkei) durchaus sein, dass sie die Endrunde verpassen würden. «Das wäre zwar mega schade und wir wären enttäuscht, wir würden uns aber nicht von unserem Weg abbringen lassen. Mittelfristig sollen solche Leistungen aber schon der Standard sein.»

Wie auch immer sind die Perspektiven vielversprechend. Die Schweizer stellten an der WM mit einem Durchschnittsalter von 24,3 Jahren das jüngste Team, dennoch traten sie äusserst abgeklärt auf. «Eine solche Reife konnte nicht erwartet werden», sagt Jenny. «Wenn ich nach vorne blicke, müssen wir fast schon sagen, dass wir 2028 um eine Medaille spielen wollen. Wieso sollte das nicht das Ziel sein, wenn wir uns so weiterentwickeln?»

Handball-Chef Jenny: «Die Spieler profitieren extrem von Trainer Andy Schmid»

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Dass die Schweizer Handball-Nationalmannschaft an der WM für positive Resultate sorgt, freut nicht zuletzt auch Verbandsboss Pascal Jenny sehr.

21.01.2025

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