Gabentempel lockte ihn ins Sägemehl So tickt Sensations-Schwinger Fabio Hiltbrunner

Von Linus Hämmerli

9.9.2024

Fabio Hiltbrunner überraschte beim Eidgenössischen Jubiläums-Schwingfest mit dem Festsieg.
Fabio Hiltbrunner überraschte beim Eidgenössischen Jubiläums-Schwingfest mit dem Festsieg.
KEYSTONE

Fabio Hiltbrunner lehrt den besten Schwingern des Landes das Fürchten. Mit seinen 19 Jahren kletterte er am Sonntag zum Sieger eines eidgenössischen Anlasses empor. Als Kind entdeckte er unter anderem wegen des Gabentempels die Freude am Schwingsport.

Linus Hämmerli

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  • Fabio Hiltbrunner ist Sieger des Eidgenössischen Jubiläums-Schwingfest von Appenzell.
  • Hiltbrunners sportliche Karriere hat mit Fussball begonnen. Am Gekicke hatte er aber bald mal keinen Spass mehr, unter anderem, weil es dort keine Preise gab. «Nur der Verein hat was bekommen», sagte er einst als 9-Jähriger.
  • Heute sahnt der 19-Jährige Preis um Preis ab. Der Lohn für seinen Sieg in Appenzell: Rind Zenita.

Fabio Hiltbrunner ist der Mann der Stunde. Was der 19-jährige Berner in der aktuellen Saison angedeutet hat, hat er am Sonntag beim Eidgenössischen Jubiläums-Schwingfest stichfest umgesetzt. Der Jungspund kann mit den Schwing-Titanen mithalten und darüber hinaus noch mehr: Hiltbrunner kann sie regelrecht im Sägemehl vergraben.

Drei Eidgenossen bekamen die offensive Schwingweise des Emmentalers beim Saison-Höhepunkt in Appenzell zu spüren. Mike Müllestein, Werner Schlegel und Joel Wicki landeten gegen Hiltbrunner platt auf dem Rücken. Allem voran beim Sieg gegen Wicki rieb sich das Publikum verwundert die Augen. Ansatzlos und trocken kehrte der 19-Jährige den Schwingerkönig auf den Rücken – und das mit dem ersten Zug. Der Jubelschrei war grenzenlos.

Schuhgrösse 51 – erster grosser Abdruck in der Schwingwelt

Hiltbrunner hat in seiner noch jungen Karriere acht Kränze gewonnen, ein Kranzfestsieg gelang ihm noch nicht. Jetzt ist er gemeinsam mit Verbandskollege Fabian Staudenmann Sieger eines eidgenössischen Anlasses. Der junge Mann mit der Schuhgrösse 51 hinterlässt in der Schwing-Szene seinen ersten richtig grossen Abdruck. 

Das Siegen hat Hiltbrunner früh gelernt. Schon als junger Schwinger gehörte er zu den stärksten. Heute 1,89 Meter gross und 110 Kilo schwer, war er als 9-jähriger Knirps schon zwei Köpfe grösser als seine Gegner.

Fabio Hiltbrunner lernte das Siegen früh. Hier zeigt er als 9-Jähriger ein Siegerbild.
Fabio Hiltbrunner lernte das Siegen früh. Hier zeigt er als 9-Jähriger ein Siegerbild.
Screenshot/Youtube@srfkids

Hiltbrunners sportliche Karriere hat aber nicht mit Schwingen, sondern mit Fussball begonnen. Irgendwann ist ihm das Gekicke verleidet, weil er dort als Einzelspieler keine Preise bekam. «Beim Fussball hat immer nur der Verein etwas bekommen. Wir nie. Ich musste mir immer ein günstiges Preisli selbst kaufen», sagte Hiltbrunner 2015 bei «SRF Kids» im Rahmen einer Doku-Serie damals als Jungschwinger.

Die Verlockung des Gabentempels – unbändiger Siegeswille

Es war also unter anderem der Gabentempel, der Hiltbrunner 2012 zum Schwingen lockte. «Irgendwann habe ich einfach mit Fussball aufgehört und bin dann zum Schwingen gekommen. Das gefällt mir besser.»

Fabio Hiltbrunner gewann als Kind ein Hase nach dem anderen, um sie kümmern musste er sich selbst.
Fabio Hiltbrunner gewann als Kind ein Hase nach dem anderen, um sie kümmern musste er sich selbst.
Screenshot/Youtube@srfkids

Als Kind staubte er Zweig um Zweig ab. Seine Kraft erarbeitete sich Hiltbrunner beim Holzfällen im Wald mit seinem Papa. Sein unbändiger Siegeswille drückte schon im zarten Alter durch. Wurde er auf dem Weg in den Schlussgang von einem Gegner ausgebremst, fuchste ihn das. Dennoch zeigte er sich als 9-Jähriger sehr reflektiert: «Man muss nicht immer gewinnen, man muss Freude haben am Sport.»

Vom Hase zum Rind

Und diese Freude am Schwingsport ist Hiltbrunner bis heute nicht vergangen. Während er als Nachwuchsschwinger ein Häsli oder ein Kässeli abstaubte, kehrt er aus Appenzell mit Rind Zenita in seine Heimat im Emmental zurück. Beim Schwingklub Sumiswald ist er im Schnellzugstempo vom Nachwuchsschwinger zum Aushängeschild neben Matthias Aeschbacher und Patrick Schenk gereift.

Hiltbrunner ist ein Tierliebhaber und befindet sich zurzeit in Ausbildung. Er ist angehender Landwirt – und die neuste Sensation im Schwingsport. Der Offensivschwinger reiht sich mit seinen 19 Jahren in die Geschichtsbücher ein. Er ist nun für die nächsten 25 Jahre aktueller Sieger des Eidgenössischen Jubiläums-Schwingfests.

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