WADA greift durch Russland für die Olympischen Spiele 2020 und WM 2022 gesperrt

SB10/dpa

9.12.2019

Das Logo des olympischen Komitees Russland.
Das Logo des olympischen Komitees Russland.
Bild: Getty

Die WADA schliesst Russland Medienberichten zufolge wegen der Manipulation von Labordaten für vier Jahre von Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften und allen anderen Sportgrossereignissen aus.

Das entschied die Welt-Anti-Doping-Agentur nach Informationen der Nachrichtenagentur AP auf ihrer Sitzung in Lausanne am Montag. Demnach dürfen russische Sportler nur als neutrale Athleten ohne Nationalflagge teilnehmen.

Zudem habe die Welt-Anti-Doping-Agentur der nationalen Anti-Doping-Agentur Rusada die Zulassung entzogen, wie die russische Nachrichtenagentur Tass am Montag meldete.

In dem Fall geht es um den Vorwurf der Datenmanipulation von Dopingtests in einem russischen Kontrolllabor. Daten zu positiven Dopingtests sollen gefälscht oder gelöscht worden sein. Der russische Sportminister Pawel Kolobkow hatte dagegen eine Manipulation bestritten und die Diskrepanzen in den Labordaten auf technische Probleme zurückgeführt. 

Die EM 2020 ist von der vierjährigen Sperre nicht betroffen, da es sich laut Wada um «ein regionales/kontinentales Sportereignis» handelt. Dies trifft demnach auch auf das Champions-League-Finale 2021 in St. Petersburg zu.



Fragen und Antworten

Was haben die Russen Verbotenes getan?
Auch fünf Jahre nach Aufdeckung des Staatsdopings zeigt sich das Land unbelehrbar. Es übergab der Wada Anfang des Jahres manipulierte Dopingdaten von 2012 bis 2015 aus dem Moskauer Labor. Forensische Untersuchungen ergaben: Zahlreiche mutmassliche positive Analyseergebnisse sind aus der Kopie der Datenbank entfernt und die dazu gehörenden Rohdaten sowie PDF-Dateien gelöscht oder geändert worden. Experten ermittelten dies im Vergleich mit einer Kopie der Daten von 2017, die die Wada von einem Whistleblower erhalten hatte. IOC-Präsident Thomas Bach sprach von «mutmasslich 145 Fällen».

Welche Einspruchsmöglichkeiten gibt es?
Die Rusada hat 21 Tage Zeit, um die Suspendierung zu akzeptieren. Lehnt sie die Strafe ab, wird der Fall an den Internationalen Sportgerichtshof Cas weitergeleitet. Der Cas ist die letzte Instanz und das Urteil verbindlich.

Ist die Fussball-EM 2020 betroffen?
Die vorgeschlagenen Sanktionen gegen den russischen Sport sollen keine Auswirkungen auf die geplanten Spiele der Fussball-EM 2020 in St. Petersburg haben. Die Wada begründet das damit, dass eine Europameisterschaft für den europäischen Verband UEFA «ein regionales/kontinentales Sportereignis» ist. «Es hat uns überrascht, dass in so einer frühen Phase Dinge ausgeschlossen werden», sagte NADA-Vorstand Lars Mortsiefer. 

Wie verhält sich die russische Regierung?
Der russische Regierungschef Dmitri Medwedew kritisierte am Wochenende die drohenden Strafen als politisch motiviert. «Mich erinnert das an eine unendliche antirussische Serie», sagte Medwedew. Er meinte, dass Russland härter angegangen werde als andere Länder, in denen es auch Doping gebe. «Das ärgert am meisten. Wir kennen diese Beispiele, aber sie werden unter den Tisch gekehrt, und auf uns wird dauernd geschaut», sagte der Ministerpräsident. Offensichtlich habe das etwas mit der gesamtpolitischen Situation zu tun. «Wahrscheinlich wird die Entscheidung für Russland schwer», sagte Medwedew.

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