Vor drei Jahren hing ihre Karriere nach einem schrecklichen Sturz im Training am seidenen Faden. Aufgeben kam für Angelica Moser aber nie infrage: Nun ist die 26-Jährige Europameisterin im Stabhochsprung.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Angelica Moser gewinnt am Montagabend EM-Gold im Stabhochsprung.
- Mit ihrem Goldsprung über 4,78 m egalisiert sie den Schweizer Rekord.
- Vor drei Jahren drohte ihre Karriere nach einem brutalen Sturz im Training ein jähes Ende zu nehmen.
Rückblende: 2021 wird Moser Hallen-Europameisterin, doch danach stürzt sie in ein tiefes Loch. Bei den Olympischen Spielen in Tokio verdrückt sie nach der verpassten Final-Qualifikation bittere Tränen. Die damals 23-Jährige, die auf Juniorenstufe alles gewonnen hatte, was es zu gewinnen gibt, spricht gegenüber SRF «von der grössten Enttäuschung in meinem Leben».
Doch der Tiefpunkt in ihrer Karriere sollte erst noch folgen. Kurz nach dem Olympiafrust bricht bei einem Sprung im Training ihr Stab und so stürzt Moser neben die Matte. Sie zieht sich einen Bluterguss am Rücken zu, mehrere Muskelfaserrisse und einen kleinen Pneumothorax.
Letztlich hat sie Glück im Unglück, denn es hätte noch schlimmer kommen können. Die Schmerzen in den Tagen und Wochen danach sind allerdings riesig. «Eine Woche nach dem Unfall wurde ich in der Therapie für einige Minuten ohnmächtig, wohl wegen der Schmerzen, der Mittel dagegen, des tiefen Blutdrucks und Atemlosigkeit», erzählte Moser gegenüber der «SonntagsZeitung» rund zwei Monate nach dem Unfall. Im Herbst 2022 muss sie sich dann auch noch einer Fussoperation unterziehen, da ein losgelöstes Knorpelstück entfernt werden muss. Doch das ist nun alles vergessen.
EM-Gold nach Startschwierigkeiten
Am Montagabend triumphiert die in Texas geborene und im Zürcher Weinland aufgewachsene Moser sensationell im Stabhochsprung. EM-Gold an einer EM im Freien, das haben vor ihr nur zwei Schweizerinnen geschafft: Lea Sprunger (2018 über 400 m Hürden) und Mujinga Kambundji (2022 über 200 m). Auf die Rückschläge in der Vergangenheit angesprochen, sagt Moser im SRF-Interview: «Diese Zeit liegt für mich gefühlsmässig schon weit zurück. Im Moment bin ich einfach glücklich. Die wiedergefundene Freude am Springen hat zu diesem Erfolg geführt.»
Dabei beginnt der Wettkampf alles andere als planmässig. Auf der Einstiegshöhe von 4,43 leistet sie sich zwei Fehlversuche. Das grosse Nervenflattern beginnt, ein weiterer Fehlversuch käme dem Ausscheiden gleich. Doch Moser behält die Nerven und überquert die Latte im dritten Versuch problemlos. Ihr Steigerungslauf gipfelt im Sprung über 4,78 m, keine andere Athletin überspringt diese Höhe. Mit ihrem Siegessprung egalisiert Moser zudem den Schweizer Rekord im Freien.
Nach dem Wettkampf meint Moser: «Es klingt unrealistisch und ist noch nicht wirklich angekommen.» Den Fehlstart habe sie «gebraucht, um wach zu werden». Die Vorbereitung auf den Wettkampf war auch nicht optimal: «Ich habe in den letzten eineinhalb Tagen noch etwas ‹gekränkelt›, deshalb war es noch anstrengender», so Moser. Doch wenn sie in ihrer Karriere etwas bewiesen hat, dann das, dass sie sich von Rückschlägen nicht aufhalten lässt.