Gammenthaler zum Tod von Furrer «Die Strecke ist gefährlich, das weiss jeder, der da schon einmal vorbeigefahren ist»

Jan Arnet

28.9.2024

Die mutmassliche Unfallstelle von Muriel Furrer in der Abfahrt hinunter nach Küsnacht.
Die mutmassliche Unfallstelle von Muriel Furrer in der Abfahrt hinunter nach Küsnacht.
Keystone

Eine Nacht lang kämpfen die Ärzte um das Leben von Muriel Furrer. Am Freitagmittag stirbt die Schweizer Juniorin nach ihrem Sturz bei der WM. Rad-Experte Henri Gammenthaler spricht mit blue Sport über das Drama.

Jan Arnet

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  • Die Radsport-Welt trauert um Muriel Furrer. Die Schweizer Nachwuchsfahrerin erliegt am Tag nach ihrem schweren Sturz an der Rad-WM in Zürich den Verletzungen.
  • Rad-Experte Henri Gammenthaler trauert um Furrer und spricht über die gefährliche Unfallstelle. 
  • Er würde sich wünschen, dass die WM nach dem tragischen Unfall abgebrochen wird. Die Organisatoren haben aber bekanntgegeben, dass weitergefahren wird.

«Ich habe Tränen in den Augen. Es ist ein Riesendrama. Dieses Mädchen war eine exzellente Mountainbikerin, sehr gut im Gelände. Jetzt kommt sie an diese Strassen-WM und hat so grosses Pech. Es ist einfach tragisch», sagt Henri Gammenthaler, kurz nachdem er vom Muriel Furrers Tod erfahren hat, im Gespräch mit blue Sport.

Henri Gammenthaler
Bild: zVg

Henri Gammenthaler analysiert das Radsport-Geschehen für blue Sport. Der Zürcher war einst selbst Fahrer, später TV- und Radio-Experte und Kommentator der Tour de Suisse.

Gammenthaler wohnt unweit des Unfallorts und kennt die Strecke bestens. «Sie ist mitten im Wald. Die Abfahrt Richtung Küsnacht ist gefährlich. Das weiss jeder, der da schon einmal vorbeigefahren ist», erklärt er.

Seine Trauer ist gross, aber überrascht ist Gammenthaler nicht, dass es bei dieser Abfahrt zu einem schweren Sturz gekommen ist. «Es hat Risse in der Strasse, es ist sehr steil und man sieht fast nichts», sagt er. «Es ist ein unermessliches Pech, dass eine 18-jährige, talentierte Fahrerin da ihr Leben lassen muss.»  

Medienberichten zufolge kam Furrer bei einer Linkskurve zu Fall, landete im Unterholz und lag dort zunächst unentdeckt neben der Rennstrecke. Vorbeifahrende Fahrzeuge sollen sie nicht gleich gesehen haben. «Wenn es stimmt, dass niemand bemerkte, dass sie auf der Strecke fehlt, ist das doch wahnsinnig», so Gammenthaler. 

Die Frage nach der Sicherheit

Er würde sich wünschen, dass die WM nach dem Drama abgebrochen wird. Die bis am Sonntag andauernden Wettkämpfe werden aber fortgesetzt, wie die Organisatoren am Freitagnachmittag mitteilen. Dies sei auch im Sinne der Angehörigen von Muriel Furrer. Informationen zum Unfallhergang können die Veranstalter noch keine geben.

Der Sport sei brutal geworden und immer mehr mit Unfällen verbunden, erklärt Gammenthaler. Auch, weil die Radprofis immer schneller werden. «Sie haben das neuste, leichteste und schnellste Material. Mit den heutigen Velos kannst du mit 100 km/h den Hügel runterfahren, das Fahrrad bleibt stabil.» Entsprechend gefährlich werde es, wenn eine Fahrerin oder ein Fahrer zu Fall komme.

Nach dem Tod von Gino Mäder an der letztjährigen Tour de Suisse folgt nun an der Rad-WM in Zürich mit Muriel Furrers Tod das nächste Drama im Schweizer Radsport. Für Gammenthaler ist klar, dass die Rennorganisatoren und der Weltverband reagieren und in sicherere Strecken investieren müssen: «Um die Sicherheit zu erhöhen, müsste man ganz andere Strecken konzipieren und die gefährlichen Stellen entschärfen. Das passiert zu wenig.»

Die Radsport-Welt trauert um Muriel Furrer. Die Schweizer Nachwuchsfahrerin erliegt am Tag nach ihrem schweren Sturz an der Rad-WM in Zürich den Verletzungen.
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imago
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Trotz des Todes der 18-jährigen Schweizerin Muriel Furrer wird die Rad-WM in Zürich fortgesetzt. «Die Rennen werden fortgesetzt, das ist der Wunsch der Familie», so Olivier Senn vom lokalen Organisationskomitee.

27.09.2024