Halligalli im «Ally Pally» An der Darts-WM wird gefeiert, als gäbe es kein Morgen – und kein Omikron

Von Marcel Allemann

28.12.2021

Abstandsregeln und Masken sind bei den Fans im «Ally Pally» nicht angesagt.
Abstandsregeln und Masken sind bei den Fans im «Ally Pally» nicht angesagt.
Bild: Getty Images

Wegen der Omikron-Variante werden auf der Insel derzeit reihenweise Fussballspiele abgesagt. Doch an der Darts-WM in London wird trotzdem ohne Masken und Abstand gefeiert. Was vielen nicht gefällt hat immer mehr Folgen für die Spieler. Der jüngste Ausfall heisst Michael Van Gerven.

Von Marcel Allemann

Wer derzeit auf seiner TV-Bedienung rumzappt und dabei auf Sport 1 landet, wo von 13.30 Uhr bis Mitternacht fast durchgehend die Darts-WM läuft, bei dem dürfte zunächst der Eindruck entstehen, er erhalte eine Konserve aus der guten, alten Zeit vor Corona vorgesetzt. Doch dem ist nicht so. Es ist alles live.

Auch die 3'000 oft verkleideten und den alkoholischen Getränken frönenden, eng und zumeist ohne Masken beieinander sitzenden, hüpfenden, singenden und feiernden Fans im legendären «Ally Pally» in London. Als gäbe es kein Morgen. Kein Corona. Und schon gar keine hochansteckende Omikron-Variante. 

Grossbritannien leidet stark unter dieser neuen Variante der Pandemie. Im Fussball werden gerade reihenweise Matches in allen Ligen abgesagt. Und im «Ally Pally» herrscht zeitgleich halligalli. Wie geht das zusammen?

Maske fast nur bei Verkleideten

Man bewege sich im Rahmen der Vorgaben der Regierung, betont die veranstaltende Professional Darts Corporation (PDC) stets. Was anhand der bei uns in der Schweiz aktuell geltenden Regeln für Veranstaltungen besonders erstaunt: Einlass zur Darts-WM in den Alexandra Palace bekommen die Zuschauer noch mit 3G: Neben geimpft oder genesen reicht auch getestet.

Der fünffache Raymond van Barneveld wurde am Tag nach seinem Erstrundenmatch positiv getestet und klagte über Fieber und Atemnot.
Der fünffache Raymond van Barneveld wurde am Tag nach seinem Erstrundenmatch positiv getestet und klagte über Fieber und Atemnot.
Bild: Getty Images

Es wird aber in verschiedenen Medien bemängelt, dass in Tat und Wahrheit nicht einmal ein Test nötig sei. An der Einlasskontrolle würde ein genaueres Hinsehen oder gar der Abgleich mit einem Ausweis gar nicht stattfinden. Wer drinnen seinen Platz verlässt, müsste eigentlich eine Maske tragen, so ist es auf Warnschildern zu lesen. Befolgt würde diese Regel in der alkoholgeschwängerten Luft aber von weniger als einem Prozent der Zuschauer.

Und auf den Sitzplätzen ist eigentlich ohnehin nur maskiert, wer sich verkleidet hat. Stattdessen wird das Bier auch mal aus demselben Pitcher getrunken.



Van Gerwen positiv getestet

Unwohl ist bei diesem Anblick nicht nur vielen Aussenstehenden. Sondern auch einigen Spielern. So ist Peter Wright, der Weltmeister von 2020, ernsthaft in Sorge: «Wenn die Fans das Virus einschleppen, können sie das Darts ruinieren. Hoffen wir, dass es nicht so kommt.» Die Befürchtungen des Briten drohen sich nun zu bewahrheiten. 

Am Dienstag erwischte es nämlich den dreifachen Weltmeister Michael van Gerwen. Der Holländer hatte sich vor wenigen Tagen bereits nachdenklich geäussert: «Wenn ich mir die Nachrichten anschaue, habe ich Zweifel, dass wir nach Weihnachten noch Fans hier haben werden.» Die Fans sind zwar auch in den ersten Tagen nach Weihnachten noch immer da, van Gerwen selbst aber nicht mehr. Der Niederländer muss nach einem positiven Coronatest Forfait geben. 

Van Gerwen ist nicht der erste Profi, den es erwischt. Nach seiner Erstrundenniederlage am 23. Dezember wurde auch der fünffache Weltmeister Raymond van Barneveld positiv getestet. Er klagte über Fieber und Atemnot. Am Montag blieb auch sein niederländischer Landsmann Vincent van der Voort in einem Test hängen und musste für sein Zweitrundenmatch gegen James Wade Forfait erklären.

Voort und Van Gerwen trainierten in den letzten Tagen zusammen und verbrachten über die Weihnachtstage im Spielerhotel viel Zeit miteinander, unter anderem nahmen sie auch die Mahlzeiten gemeinsam ein.



Für Michael van Gerwen ist die WM vorzeitig beendet.
Für Michael van Gerwen ist die WM vorzeitig beendet.
Bild: Getty Images

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