Teil 1 Von Andersen bis Zverev: Die aktuell besten Tennisspieler ohne Grand-Slam-Titel

Syl Battistuzzi

11.1.2025

Gaël Monfils am Boden.
Gaël Monfils am Boden.
KEYSTONE

Ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, ist das grosse Ziel von jedem Tennis-Profi. Diese dreizehn Spieler waren bis jetzt mehrmals ganz nah dran, verpassten aber am Ende den ganz grossen Triumph. Der erste Teil.

Syl Battistuzzi

Als «unvollendet» in die Tennis-Geschichte einzugehen, ist ein dunkler Fleck in der Karriere eines Top-Spielers. Aktuell drohen diesen 13 Spielern das unliebsame Schicksal. Immerhin haben sie noch Chancen, ihre Biografie umzuschreiben – ganz im Gegensatz zu den Legenden aus Teil 1 und 2 (bewertet werden Turniere in der Profi-Ära ab 1990; Punkteverteilung: Final 5, Halbfinal 2, Viertelfinal 1).

Richard Gasquet hat genug: Nach dem French Open im kommenden Sommer beendet der 38-jährige Franzose seine Karriere
 

Platz 13 – 8 Punkte

Richard Gasquet

1. Profisaison: 2002 * (Rücktritt Ende French Open 2025 angekündigt)

Grand Slams: 3 x Halbfinal, 2 x Viertelfinal

Höchste Platzierung: 7

Aktuelle Platzierung: 132

Turniersiege: 16

Bald ist Schluss für den 38-Jährigen. Das ehemalige Wunderkind des französischen Tennis wird seine Karriere nach dem French Open beenden. Gasquet kämpft seit Monaten um einen Platz in den Top 100 der Weltrangliste. Der ehemalige Weltranglistensiebte, der heute auf Platz 132 steht, erreichte dreimal den Halbfinal bei einem Grand-Slam-Turnier – in Wimbledon 2007 und 2015 sowie am US Open 2013. Er gewann 16 Titel, den ersten 2005 in Nottingham und den letzten 2023 in Auckland.

Darüber hinaus bleibt er der jüngste Spieler, der ein Spiel auf der Tour gewonnen hat, als er 2002 im Alter von 15 Jahren in Monte Carlo gegen den Argentinier Franco Squillari gewann.

Mit seinem eleganten Spiel und der wunderschönen einhändigen Rückhand gehörte Gasquet zu den Publikumsfavoriten. Neben Verletzungen haben seine fehlende Aufschlagsstärke sowie sein vorwiegend auf die Defensive angelegtes Spiel den ganz grossen Wurf verhindert. 

Überschattet wurde seine Karriere durch eine Doping-Affäre «Kokainkuss». Nach einer Partynacht in Miami wurde er positiv getestet. Er konnte ein Anti-Doping-Tribunal davon überzeugen, dass es an den Zungenküssen mit einer gewissen «Pamela» lag.


 

Platz 12 – 8 Punkte

Nick Kyrgios

1. Profisaison: 2013

Grand Slams: 1 x Final (Wimbledon), 3 x Viertelfinal

Höchste Platzierung: 13

Aktuelle Platzierung: -

Turniersiege: 7

2014 überraschte Kyrgios als 19-Jähriger in Wimbledon – der 1,93 Meter grosse Australier schlug Rafael Nadal und stiess in die Viertelfinals vor. Ein halbes Jahr später gelang ihm das Gleiche am Australian Open.

Doch nicht nur auf dem Platz sorgte der Spektakelspieler aus Canberra für Schlagzeilen. Fast bei jedem Turnier fiel der grosse Basketball-Fan mit grösseren und kleineren Skandalen auf. Auch wenn sein Talent – neben dem Kracher-Service hat er eine satte Vorhand im Repertoire – oft aufblitzte, stand der «Bad Boy» sich mit seinen Ausrastern und fehlender Motivation oft selber im Weg.

2022 hätte es dennoch beinahe zu einem Grand-Slam-Triumph gereicht. Im Wimbledon-Final war dann ausgerechnet sein früherer Erzfeind Novak Djokovic Endstation. Nach einer Knieoperation im Januar und wegen anhaltenden Handgelenkproblemen musste die frühere Weltnummer 13 seit Beginn 2023 sämtliche Major-Turniere auslassen.

Der inzwischen 29-Jährige hat kürzlich in Brisbane nach 18 Monaten Zwangspause sein Comeback gegeben. Noch offen ist, ob Kyrgios bei den Australian Open antreten kann. 


Taylor Fritz freut sich über den Turniersieg
 

Platz 11 – 9 Punkte

Taylor Fritz

1. Profisaison: 2015

Grand Slams: 1 x Final (US Open), 4 x Viertelfinal

Höchste Platzierung: 4

Aktuelle Platzierung: 4

Turniersiege: 8

Der 1,96 Meter grosse US-Amerikaner nimmt seit seinem Profi-Debüt 2015 Stufe für Stufe. 2024 liefert Fritz dann seine bisher stärkste Saison ab. Bei den Australian Open und den US Open schafft er es in die Viertelfinals, bei den US Open erreicht er gar das Endspiel.

Die Weltnummer 1 Jannik Sinner war dann aber eine zu grosse Hürde. Auch bei den ATP Finals traf Fritz – die aktuelle Nummer 4 der Welt – im Endspiel auf den Italiener – und blieb wiederum chancenlos.

Taylor Fritz hat mit seinem Monster-Aufschlag sowie seiner satten Vorhand vor allem auf schnellen Belägen gefährliche Waffen im Arsenal. Noch zulegen muss er beim Return-Spiel. 


Russia's Andrey Rublev celebrates after winning his match against Italy's Gianluca Mager during their men's singles match on day two of the Australian Open tennis tournament in Melbourne on January 18, 2022. - -- IMAGE RESTRICTED TO EDITORIAL USE - STRICTLY NO COMMERCIAL USE -- (Photo by Brandon MALONE / AFP) / -- IMAGE RESTRICTED TO EDITORIAL USE - STRICTLY NO COMMERCIAL USE -- (Photo by BRANDON MALONE/AFP via Getty Images)
 

Platz 10 – 10 Punkte

Andrey Rublev

1. Profisaison: 2014

Grand Slams: 10 x Viertelfinal

Höchste Platzierung: 5

Aktuelle Platzierung: 9

Turniersiege: 16

Beim ehemaligen Junioren-Weltranglistenersten sind bei Grand-Slam-Turnieren die Viertelfinals jeweils Endstation. Gleich zehn Mal (!) scheiterte der Russe bisher in der Runde der letzten acht – nie schaffte Rublev es ins Halbfinal.

Die Bilanz ist ernüchternd für einen Mann mit so viel Talent. Und sinnbildlich, woran es meistens scheitert: an seinem Nervenkostüm. Oft ist er selbst sein grösster Gegner. Für seine mentale Schwäche sowie seine Ausraster bezahlt er meistens teuer. Dabei können nicht viele Spieler auf der Tour so eine Power – vor allem auf der Vorhand – entwickeln. Oft übertreibt er es auch mit seinem aggressiven Spiel. Zu seinen Schwächen gehört auch der zweite Service sowie das Spiel am Netz.

Doch wenn der 27-Jährige sich zusammenreissen kann und in Bestform ist, schlägt er auch regelmässig Top-Spieler. Zuzutrauen ist Rublev also alles – in beide Richtungen.


Grigor Dimitrov zeigt sich vor dem French Open in guter Form
 

Platz 9 – 11 Punkte

Grigor Dimitrov

1. Profisaison: 2008

Grand Slams: 3 x Halbfinal (Australian Open, US Open, Wimbledon), 5 x Viertelfinal

Höchste Platzierung: 3

Aktuelle Platzierung: 10

Turniersiege: 9

Der Bulgare erreichte das Halbfinale 2014 in Wimbledon, 2017 bei den Australian Open und 2019 bei den US Open. Den grössten Erfolg feierte Dimitrov 2017, als er bei den ATP Finals triumphierte. 

Seit 2011 hat der mittlerweile 33-Jährige jedes Grand-Slam-Turnier bestritten – kein anderer Tennis-Profi hat eine solche Serie (55 Majors) vorzuweisen. «Baby-Federer» zeichnet sich wie die Schweizer Tennis-Legende durch sein elegantes Spiel aus. Besonders die einhändige Rückhand ist eine Augenweide. Als Allrounder kommt er auf allen Plätzen und Belägen zurecht.

Wie bei vielen Spielern in dieser Kategorie gewinnt er insgesamt aber zu wenige «Big Points». Der fehlende Killerinstinkt dürfte beim Routinier auch in seinem letzten Karriereabschnitt wohl ein steter Begleiter sein. 


Zweifacher Grand-Slam-Finalist: Vor fünf Jahren verlor Kevin Anderson (re.) im Wimbledonfinal gegen Novak Djokovic
 

Platz 8 – 11 Punkte

Kevin Anderson

1. Profisaison: 2007

Grand Slams: 2 x Final (Wimbledon, US Open), 1 x Viertelfinal

Höchste Platzierung: 5

Aktuelle Platzierung: -

Turniersiege: 7

Der 2,03 Meter grosse Südafrikaner erreichte bei den US Open 2017 als Nummer 32 sein erstes Grand-Slam-Finale und wurde damit zum niedrigstplatzierten US-Open-Finalisten der Geschichte. Doch im Endspiel war er gegen Rafael Nadal chancenlos. 

Ein Jahr später stand er in Wimbledon im Final. Im Viertelfinal schaltete Anderson Federer aus, nachdem er einen Matchball abwehrte und sich mit 13:11 im fünften Satz durchsetzte. Im Halbfinal gab es den nächsten Tennis-Krimi. Anderson bodigte John Isner mit 26:24 im fünften Satz. Im Endspiel gegen Novak Djokovic war dann aber sein Tank leer.

Im Alter von 35 Jahren beendete er im 2022 seine Karriere. Im Sommer 2023 gab der Mann mit dem Monster-Aufschlag und der starken Vorhand in Rhode Island sein Comeback auf der Tour. Seit Ende August 2023 hat der mittlerweile 38-Jährige jedoch kein Spiel mehr bestritten. Einen offiziellen Rücktritt hat es aber offenbar nicht gegeben, sodass Anderson hier als noch aktiver Profi aufgelistet wird. Für einen Major-Triumph wird es so oder so nicht mehr reichen. 


Gael Monfils kämpft sich in Paris eindrücklich in die zweite Runde.
 

Platz 7 – 12 Punkte

Gael Monfils

1. Profisaison: 2004

Grand Slams: 2 x Halbfinal (French Open, US Open), 8 x Viertelfinal

Höchste Platzierung: 6

Aktuelle Platzierung: 52

Turniersiege: 12

Bei den Junioren dominierte Monfils. Der Franzose gewann etwa 2004 die Australian Open, Roland Garros und Wimbledon. Als Profi schaffte es der Spektakel-Spieler aber «nur» 2008 in Roland Garros und 2016 bei den US Open jeweils ins Halbfinale. «Lamonf» gehört fast schon zum Inventar auf der Tour. Der mittlerweile 38-Jährige prägt seit zwei Jahrzehnten das Tennis. 

Mit seiner Beweglichkeit, Schnelligkeit und Sprungkraft begeistert er die Zuschauer. Der Allrounder hat ein variables Spiel. Leider hat ihn auch oft sein Körper gestoppt. 13 Majors musste der Pariser aufgrund von Verletzungen auslassen. Für den ganz grossen Coup fehlt es wohl einerseits etwas an der mentalen Abgebrühtheit, andererseits entscheidet bei Monfils auch oft die Tagesform. Über ein Turnier von zwei Wochen kann aber jede Baisse entscheidend sein.

Nichtsdestotrotz legt Monfils, der mit der früheren Weltnummer 3 Elina Svitolina verheiratet ist, eine beeindruckende Konstanz hin. So hat er in 19 Saisons aufeinander (2005-2023) mindestens jeweils ein Final erreicht. Fun fact: Gegen Angstgegner Djokovic hat Monfils eine 0:20-Bilanz.

Wer sind die aktuell sechs besten Tennis-Spieler, die nie ein Grand-Slam-Turnier gewinnen konnten? Das erfährst du am Wochenende im 2.Teil hier auf blue Sport.


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