Heute vor 11 Jahren Roger Federers steiniger Weg zum Karriere-Grand-Slam

Von Luca Betschart

7.6.2020

Geschafft: Roger Federer nach seinem grossen Sieg an den French Open 2009.
Geschafft: Roger Federer nach seinem grossen Sieg an den French Open 2009.
Bild: Getty

Heute vor elf Jahren schreibt Roger Federer in Paris Tennis-Geschichte. Der Weg zu seinem ersten und bis heute letzten French-Open-Triumph ist aber steinig.

Bereits 13 Grand-Slam-Titel hat Roger Federer auf dem Konto, als er 2009 einen neuen Anlauf startet, mit den French Open auch das vierte Major-Turnier zu gewinnen. Drei Australian-Open-Siege, je fünf Triumphe in New York und Wimbledon – nur in der französischen Hauptstadt will es bisher nicht mit dem Durchmarsch klappen. Obwohl sich Federers Bilanz in Roland Garros sehen lässt.

Zwischen 2006 und 2008 schafft es Federer dreimal bis ins Endspiel, dreimal steht ihm Sandkönig Rafael Nadal vor der Sonne. Der Spanier ist in Paris der Mann, den es zu schlagen gilt. Von seinen ersten 31 French-Open-Matches verliert er kein einziges, im Vorjahr gewinnt er das Turnier gar ohne Satzverlust. 2009 hat die eindrückliche Serie dann aber ein abruptes Ende.

Bereits im Achtelfinal muss Nadal gegen den Schweden Robin Söderling sensationell die Segel streichen – obwohl er den gleichen Gegner rund einen Monat zuvor in Rom vorführt und nur ein Game abgibt. Doch an diesem Tag schafft Söderling das Undenkbare und eliminiert den Kronfavoriten in vier Sätzen mit 6:2, 6:7, 6:4, 7:6. Der Weg für Federer scheint geebnet.

Söderling gelingt die Sensation – Nadal ist geschlagen.
Söderling gelingt die Sensation – Nadal ist geschlagen.
Bild: Getty

Die grosse Wende im Achtelfinal

Der Traum des Schweizers droht allerdings bereits tagsdarauf in seinem Achtelfinal zu platzen. Der Deutsche Tommy Haas bringt Federer während zweieinhalb Sätzen fast zur Verzweiflung. Beim Stand von 6:7, 5:7 und 3:4 hat der Favorit erneut einen Breakball gegen sich und steht am Rande der Niederlage, bevor er mit einer perfekten Vorhand auf die Linie die grosse Wende einleitet.

Irgendwie bringt er das eigene Aufschlagsspiel durch, realisiert umgehend selber das Break und verliert in der Folge nur noch zwei Games – im gesamten Match wohlverstanden. Federer gewinnt 6:7, 5:7, 6:4, 6:0, 6:2, die Erleichterung nach dem verwandelten Matchball ist riesig. Am Ziel ist er aber noch lange nicht.

Auch im Halbfinal mit dem Rücken zur Wand

Nach einem souveränen Sieg im Viertelfinal gegen den Einheimischen Gael Monfils (7:6, 6:2, 6:4) wartet im Halbfinal Juan Martin del Porto auf das Schweizer Aushängeschild. Erneut steht Federer zwischenzeitlich mit dem Rücken zur Wand, liegt in den Sätzen mit 1:2 zurück. Erneut dreht der Baselbieter das Geschehen und steht nach dem 3:6, 7:6, 2:6, 6:1, 6:4-Sieg zum vierten Mal in Folge im Final. Erstmals wartet dort aber nicht Überflieger Nadal, sondern dessen Bezwinger Robin Söderling.

Gegen den Schweden gelingt Federer der optimale Auftakt ins Match, dank drei Servicedurchbrüchen holt er sich den Startsatz im Eilzugstempo. In der Folge gleicht sich das Geschehen aus, wie so oft kann Federer im entscheidenden Moment aber zulegen. Dank einem starken Tiebreak holt er sich auch den zweiten Satz – es ist die Vorentscheidung.

Die Krönung

Gleich im ersten Spiel des dritten Satzes schlägt Federer nochmals zu und legt mit Break vor. Die flatternden Nerven sind ihm erst anzumerken, als er zum Titel aufschlägt. Doch mit einer zittrigen Hand meistert er auch die letzte heikle Situation, verwandelt nach knapp zwei Stunden seinen ersten Matchball und sorgt auf dem Court Philippe Chatrier für viel Jubel.

Grosse Emotionen bei Federer nach dem Matchball.
Grosse Emotionen bei Federer nach dem Matchball.
Bild: Getty

Federer ist am Ziel. Mit seinem insgesamt 14. Major-Titel macht der Maestro den Karriere-Grand-Slam perfekt. Als er sechster Spieler der Geschichte schafft er es, alle Grand Slams zu gewinnen – Federer ist definitiv im Tennis-Olymp angekommen. «Das ist wahrscheinlich der grösste Erfolg meiner Karriere. Ich bin so stolz», sagt er anschliessend. Selbst Federer kann da noch nicht ahnen, dass er seine Trophäensammlung noch deutlich ausbauen wird.


Zurück zur StartseiteZurück zum Sport