Der FC Basel um Präsident David Degen will nach der enttäuschenden Saison einen Neuanfang einleiten. Dabei wird es wohl erneut zu vielen Mutationen im Kader kommen.
Ausgerechnet im St.-Jakob-Park machte der FC Zürich am Sonntag seinen 13. Meistertitel perfekt. Die Mannschaft von Trainer André Breitenreiter gewann beim FCB mit 2:0 und durfte frühzeitig Party machen.
Ganz anders sah die Gefühlslage im Verliererlager aus. Kein Wunder, schliesslich hatte das Heimteam wie die ganze Saison nicht wirklich überzeugen können. Dies, obwohl FCB-Präsident David Degen davon überzeugt war, das «individuell beste Kader» in der Schweiz zu haben. Das Resultat nach 32 Spieltagen: 16 Punkte Rückstand auf Leader FCZ.
Immerhin verlor man den Humor nicht am Rheinknie. So gratulierte man dem Erzrivalen in den sozialen Medien mit einem lustigen Foto, bei dem ein Mini-David-Degen auf einem Podest bewundernd zu FCZ-Präsident Ancillo Canepa aufschaut. Der Beitrag war eine ironische Anspielung eines früheren FCB-Posts (im letzten November übernahm man die Leaderposition und stichelte dann gegen die damals enttrohnten Zürcher).
Doch mit Spass dürfte bald Schluss sein, denn der ehrgeizige Degen will in Basel einen Neustart anstreben, um nicht nochmals ein sportliches Fiasko zu erleben. An einem Mitgliederanlass verriet er gemäss einem Insider offenbar viele Details, wie das genau aussehen soll.
Ein neuer Trainer wird wohl übernehmen
Cheftrainer Guillermo Abascal hat zuletzt keine Argumente geliefert, wieso er der richtige Mann sein soll, um das Team wieder nach oben zu führen. Der 33-jährige Spanier punktete bei seinem Vorgesetzten bei seinem Amtsantritt vor allem damit, die moderne Trainergeneration zu verkörpern. Man werde die richtigen Schlüsse ziehen, so Degen kryptisch, ob Abascal auch über den Sommer hinaus bleiben darf. Ein positives Signal tönt anders.
Mit Goalie Heinz Lindner ist er ebenfalls unzufrieden. Degen kreidet dem Österreicher Schwächen bei der Strafraumbeherrschung an. Ausserdem bestehe beim 31-Jährigen aufgrund seines Alters kein Entwicklungspotenzial mehr. Ein neuer Nummer-1-Kandidat dürfte also sicher kommen.
Sicher den Verein verlassen wird Linksverteidiger Raoul Petretta, der ein Angebot für eine Vertragsverlängerung abgelehnt hat. Auch Pajtim Kasami schlug eine Offerte aus und wird im Sommer weg sein. Ersatz-Torhüter Djordje Nikolic sucht einen neuen Arbeitgeber.
Esposito und Chalov müssen zurück – Fokus auf Talente
Diese Personalien sind teilweise schon bekannt, interessanter hingegen ist der Stand der Dinge bei Sebastiano Esposito und Fedor Chalov. Beim talentierten, aber exzentrischen Italiener komme höchstens eine Leihe infrage. Der 19-jährige Spielmacher besitzt bei Inter noch einen Vertrag bis 2025. Bei Chalov sehe es noch schlechter aus, der Russe müsse wohl zu seinem Stammklub Spartak Moskau zurück, erläuterte Degen.
Bei Valentin Stocker bemängelte er an anderer Stelle bereits die fehlende Schnelligkeit. Routiniers wie der 33-jährige Flügelspieler dürften es also sicher nicht einfacher haben in Zukunft. Denn insgesamt will man in Basel wieder die besten Talente des Landes in seinen Reihen haben, ergänzt durch wenige ausländische Legionäre. Deshalb soll die Durchlässigkeit vom Nachwuchs in die erste Mannschaft erhöht werden, um den Sprung vom Campus in den Profibetrieb einfacher zu schaffen.
Kurzum: Beim FC Basel wird in den kommenden Wochen viel los sein. Auf das kommende Transferfenster angesprochen hielt Degen fest, jeweils acht bis zehn Ab- und Zugänge seien wohl realistisch. Eine hohe Fluktuation unter seiner Führung wird also weiterhin ein Markenzeichen bleiben. Ob damit der erhoffte Erfolg einkehrt, wird die Öffentlichkeit mit Argusaugen beobachten.