Bickel analysiert FCZ-Krise Man muss sich fragen, ob das Risiko mit Foda nicht zu gross war

Redaktion blue Sport

19.9.2022

Bickel: «Der FCZ muss sich genau überlegen, mit wem man in der Zukunft planen will»

Bickel: «Der FCZ muss sich genau überlegen, mit wem man in der Zukunft planen will»

Fredy Bickel spricht mit blue Sport über die Krise des FC Zürich. Kann der Schweizer Meister in dieser Saison noch etwas erreichen und bedarf es dafür zwingend einen Trainerwechsel?

19.09.2022

Wie weiter beim FC Zürich? Der Meister steht in der Super League immer noch ohne Sieg da, ist im Cup ausgeschieden und startete mit zwei Niederlagen in die Europa League. blue Fussballexperte Fredy Bickel analysiert die FCZ-Krise.

Redaktion blue Sport

«Die Saison ist gelaufen.» So lautet das kurze, aber knallharte Verdikt von Fredy Bickel über den amtierenden Meister, nur zwei Monate nach Saisonstart. Nach den miserablen Resultaten in der Liga – der FCZ holte in den ersten acht Spielen nur zwei Punkte – folgte am vergangenen Wochenende mit dem Out im Cup gegen Challenge-Ligist Lausanne-Sport der nächste Tiefpunkt.

«Europäisch überwintern werden sie auch nicht», ist sich Bickel sicher. Nach den Niederlagen gegen Arsenal und Bodø/Glimt brauchen die Zürcher schon ein halbes Fussballwunder, um den Turnaround in der Europa League noch zu schaffen. 

Wie viel Kredit hat Foda noch?

Trainer Franco Foda erhielt zwar bis anhin stets viel Rückendeckung von FCZ-Präsident Ancillo Canepa. Doch mit jeder weiteren Niederlage steigt der Druck auf den neuen Coach. Wobei Bickel nicht nur Foda in der Verantwortung sieht: «Es ist zu einfach, alles auf den Trainer abzuschieben. Man muss sich überlegen, ob das Risiko, einen komplett anderen Trainer anzustellen als André Breitenreiter, nicht zu gross war.»

Man müsse nun alles analysieren, meint der blue Fussballexperte. «Rund um die Mannschaft, die Mannschaft selber und auch den Staff. Man muss sich überlegen, ob man mit allen, die da sind, in die Zukunft gehen will. Oder man eben nicht mehr daran glaubt, mit diesen Leuten die Wende zu schaffen.»

Die Luft wird für FCZ-Trainer Franco Foda immer dünner.
Die Luft wird für FCZ-Trainer Franco Foda immer dünner.
Keystone

Für den ehemaligen FCZ-Sportchef ist klar, dass die Zürcher sich das nun bis zur Winterpause überlegen müssen. Und sollte die Vereinsführung tatsächlich zum Schluss kommen, dass Foda nicht der Trainer für die Zukunft ist und auch schon ein Nachfolger bereitstehen sollte, empfiehlt der blue Fussballexperte, eher früher als später den Trainer zu wechseln. Bickel glaubt aber nicht, dass Fodas Entlassung kurz bevorsteht: «Ich denke nicht, dass sie schon so weit sind.»

Die Erinnerungen ans Hyypiä-Desaster

Es könnte Fodas Glück, aber auch sein Pech sein, dass der Spielbetrieb nun aufgrund der Nati-Pause zwei Wochen lang ruht. Der nächste Ernstkampf, das Derby gegen GC, folgt am 1. Oktober. Die Zeit sollte jetzt für eine genaue Analyse genutzt werden, meint Bickel. 

Irgendwo werden auch Erinnerungen wach an die Saison 2015/16, wo mit Sami Hyypiä kurz nach Saisonstart ein neuer Trainer mit grossem Namen vorgestellt wurde – und Canepa trotz monatelanger Misere sehr lange am finnischen Coach festhielt. Der Trainerwechsel folgte dann erst, als es schon zu spät war und der FCZ schliesslich tatsächlich in die Challenge League abstieg.

Dass sich dieses Horror-Szenario wiederholt, glaubt Fredy Bickel aber nicht: «Dafür ist die Mannschaft zu stark und die Konkurrenz zu schwach.» Sollte der Meister am Saisonende tatsächlich auf dem letzten Tabellenplatz landen, würde er nicht direkt absteigen, sondern in der Barrage gegen den Dritten der Challenge League antreten.