«Es wurde schon etwas rauer» Polizei verhaftet 30 Personen bei Anti-WEF-Demo

mafr, sda

19.1.2025 - 22:58

Kurz nachdem am Sonntag hunderte WEF-Kritiker die Kantonsstrasse vor Laret blockierten, lösten sich erneut 30 Personen und setzten sich ein zweites Mal auf die Strasse. Die Polizei musste sie gewaltsam wegtragen und verzeigte sie.
Kurz nachdem am Sonntag hunderte WEF-Kritiker die Kantonsstrasse vor Laret blockierten, lösten sich erneut 30 Personen und setzten sich ein zweites Mal auf die Strasse. Die Polizei musste sie gewaltsam wegtragen und verzeigte sie.
Bild: Keystone

Die Polizei hat während der Protestwanderung am WEF rund 30 Personen verhaftet. Sie hatten sich von der Protestwanderung losgelöst und sich auf die Kantonsstrasse bei Oberlaret vor Davos GR gesetzt. Laut Polizei wurden sie gewaltsam weggetragen und werden verzeigt.

Keystone-SDA, mafr, sda

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  • Die Polizei hat während der Protestwanderung am WEF rund 30 Personen verhaftet.
  • Nach der Verhaftung wurden sie in Bussen zum Polizeiposten gebracht und verhört.
  • Sie müssen sich nun vor der Staatsanwaltschaft Graubünden wegen verschiedener Delikte verantworten, seien aber wieder auf freiem Fuss.

Es sei dabei schon etwas rauer geworden, sagte eine Sprecherin der Kantonspolizei Graubünden am Sonntagabend der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Die 30 Personen hätten sich von der Protestwanderung ans Weltwirtschaftsforum (WEF) abgelöst, kurz nachdem diese die Strasse etwas weiter unten bei Davos Laret blockiert hatte. Sie seien weiter oben durch den Tiefschnee direkt auf die Strasse gerannt und hätten sich dort hingesetzt, so die Sprecherin weiter.

Sie seien anschliessend von der Strasse weggetragen und am Strassenrand in eine Warteposition gebracht worden. In dieser seien sie teilweise auch mit Bändern fixiert worden. Danach habe man sie in Bussen zum Polizeiposten gebracht und verhört. Sie müssen sich vor der Staatsanwaltschaft Graubünden wegen verschiedener Delikte verantworten, seien aber wieder auf freiem Fuss. Man habe sie nach dem Verhör nach Hause gebracht, teilweise bis nach Deutschland.

Sie müssen sich nun vor der Staatsanwaltschaft Graubünden wegen verschiedener Delikte verantworten, seien aber wieder auf freiem Fuss. Man habe sie nach dem Verhör nach Hause gebracht, teilweise bis nach Deutschland.

Vergitterte Fahrzeuge gegen Blockade

Die Strassenblockade des Hauptdemonstrationszugs bei Davos Laret sorgte derweil für einen «Mega-Stau». Die Kapitalismuskritiker bauten entlang der Kantonsstrasse Schneemänner und brachten damit den Verkehr zum Stillstand. Die Autos stauten sich von Davos Laret bis zum Abzweiger der Autoverladestation Vereina talwärts. Auf der anderen Seite standen die Fahrzeuge bis Mitte Davosersee.

Nachdem die Streikenden auch nach mehreren Durchsagen der Polizei die Strasse nicht räumten, schritten die Behörden mit vergitterten Spezialfahrzeugen ein. Schliesslich gingen die Demonstrierenden weiter nach Davos, wo sie zur Kundgebung der Jungsozialisten (Juso) stiessen.

«Attacke Attacke, das WEF ist kacke»

Die Juso forderten mit ihren Rufen «Attacke Attacke, das WEF ist kacke» ein Ende des Forums. 2025 sei die Zeit der Monster, sagte eine Aktivistin mit Blick auf die neue US-Regierung. Ein als Donald Trump verkleideter Demonstrant wollte mit Satire auf das Bevorstehende aufmerksam machen. «Es sind nicht die Reichen, die uns retten», hiess es an der Demo weiter.

Das WEF habe noch keine Lösungen für die Probleme dieser Welt hervorgebracht, klagte Juso-Präsidentin Mirjam Hostetmann im Gespräch mit Keystone-SDA. Eine Lösung wäre ihrer Ansicht nach die Erbschaftssteuerinitiative der Juso, die eine Besteuerung von 50 Prozent auf Nachlässen und Schenkungen von mehr als 50 Millionen Franken fordert.

Die Reichen und Mächtigen dieser Welt würden durch ihre Profitgier die Klimakrise, Kriege und Ungerechtigkeit anheizen, hiess es in einer Mitteilung der Juso. Mit der Initiative sollen diese nun für ihre Klimaverbrechen zur Kasse gebeten werden.

Zu Gast war auch die deutsch-österreichische Sozialaktivistin Marlene Engelhorn. Diese will aus ihrem geerbten Vermögen rund 25 Millionen Euro an die Allgemeinheit verteilen. Sie setzt sich schon länger für die Wiedereinführung von Vermögens- und Erbschaftssteuern in Österreich ein.

Verständnis bei Mitorganisator

Dies sei eine andere Form von Aktivismus, sagte ein Mitorganisator der Protestwanderung auf Anfrage von Keystone-SDA. Man habe dafür Verständnis. Die Hauptgruppe habe sich jedoch am ursprünglichen Plan orientiert und sei weiter bis zur Juso-Kundgebung auf den Postplatz in Davos gewandert.

Ob diese Aktion Auswirkungen auf künftige Anti-WEF-Demonstrationen habe, war am Sonntagabend noch unklar. Laut dem Mitorganisator dürfe diese Aktion jedoch keine Sanktionen gegen die gesamte Protestwanderung nach sich ziehen. Die Sichtbarkeit der Demonstration müsse gewährleistet bleiben.

Erst kürzlich wehrte sich das organisierende Strike-WEF-Kollektiv vor Bundesgericht erfolgreich für eine sichtbarere Demo-Route, nachdem die Demonstrierenden von den Behörden auf die Wanderwege verbannt worden waren.