Seit über zwei Jahren ist Mario Frick Trainer beim FC Luzern. Im Interview mit blue Sport verrät der Liechtensteiner, welcher Aspekt seiner Kindheit nicht einfach war und welches sein lange gehegter Traum ist.
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- Der Liechtensteiner Mario Frick ist seit Dezember 2021 Trainer beim FC Luzern.
- Im Interview mit blue Sport spricht der 49-Jährige darüber, dass er als Spieler nicht sonderlich pflegeleicht galt, da er zu direkt war und teilweise zu wenig überlegt habe.
- Frick erzählt zudem von fehlender Wertschätzung in der Kindheit, seinem Traum von Deutschland und was mit der heutigen Generation von Spielern anders ist als früher.
Der FC Luzern trifft am Sonntag um 16.30 Uhr auf den FC Zürich. Mit einem Sieg könnten die Innerschweizer den FCZ überholen und unter Umständen auf Rang 3 vorstossen.
Während die Luzerner nach zuletzt drei Siegen gegen Winterthur überraschend verloren haben, ist der FCZ im Derby zum Siegen zurückgekehrt. Dennoch wurde der Vertrag mit Trainer Bo Henriksen aufgelöst. Der Däne heuerte unterdessen beim FSV Mainz an, in Zürich übernehmen bis Ende Saison Murat Ural und Umberto Romano. Für Frick macht das die Spielvorbereitung nicht leichter: «Ein Trainerwechsel kann vieles ändern. Die Aufstellung, das System. Bei Bo Henriksen wusstest du immer, was kommt.»
Dass Frick überhaupt an der Seitenlinie steht, hatte er ursprünglich nicht geplant. «Ich bin da reingerutscht», erklärt Frick. «Ich bin zurück dort, wo ich mich wohlfühle. Diese Anspannung vor den Spielen, das hat mir nach meiner Aktiv-Karriere gefehlt.» Trainer zu sein, sei vielschichtiger, schliesslich habe man die Gesamtverantwortung für alles. Man müsse sich gleichzeitig um 30 Spieler kümmern, das mache den Job aber auch reizvoll.
Als Frick noch selbst aktiv war, galt er als nicht sonderlich pflegeleicht: «Ich bin ein Gerechtigkeits-Fanatiker. Wenn mir als Spieler etwas nicht gepasst hat, habe ich meine ehrliche Meinung gesagt – das ist nicht immer gut angekommen. Zum Teil war ich sicher auch viel zu direkt und habe zu wenig überlegt.» Als Coach sei er aber reifer geworden, habe sich weiterentwickelt: «Als Trainer kannst du das Herz nicht auf der Zunge tragen», erklärt Frick.
Von Liechtenstein nach Luzern
Mario Frick ist eine Liechtensteiner Fussball-Legende. Wahrscheinlich sogar die grösste. Er ist Rekordspieler, Rekordtorschütze, hat in 125 Spielen für die Nationalmannschaft 16 Tore erzielt. Auch seine Trainer-Karriere lancierte Frick in Liechtenstein. Über seinen Heimatverein FC Balzers ging es für Frick über U-Nationalmannschaften zum FC Vaduz. Nach drei Jahren kam im Dezember 2021 der Wechsel zum FC Luzern – der enge Bezug in die Heimat ist aber geblieben: «Ich habe noch sehr viele Kontakte, wenn es geht, bin ich einmal pro Woche in Liechtenstein.»
In Luzern hat Frick noch einen Vertrag bis 2026: «Ich fühle mich sehr wohl hier und habe überhaupt keinen Stress. Aber das Ausland ist ein grosses Ziel von mir. Mein lange gehegter Traum ist es, irgendwann mal in Deutschland zu arbeiten.» Es müsse aber alles stimmen, damit der 49-Jährige Luzern auch mal verlasse.
Zu seiner Vision als Trainer hat Frick eine klare Vorstellung: «Ich möchte der Trainer sein, den ich gerne gehabt hätte». Das Zitat stammt ursprünglich von Liverpool-Trainer Jürgen Klopp. «Das trifft auch zu hundert Prozent auf mich zu», erklärt Frick und fügt an: «Ob das Trainingsinhalte sind oder der Umgang mit den Spielern. Ich handhabe das so, wie ich es als Spieler auch gerne gehabt hätte.»
Geprägt von zu wenig Wertschätzung
Den grossen Ehrgeiz und Siegeswillen, den Frick heute auszeichnet, führt er auch auf seine Kindheit zurück, die er als nicht immer einfach bezeichnet: «Ich bekam nicht die Wertschätzung, die ich erhofft habe, von meinem Vater vor allem. Das ist im Nachhinein aber gar kein Vorwurf, das hat mich auch zu dem gemacht, was ich jetzt bin.» Frick erklärt: «Ich bin sehr selbstbewusst. Wenn mir jemand sagt, dass ich etwas nicht schaffe, dann regt sich etwas in mir und ich versuche in erster Linie mal mir selbst zu beweisen – und auch derjenigen Person – dass es doch möglich ist.»
Auch als Spieler hatte Frick immer wieder Trainer, welche die Nähe zu den Spieler vermissen liessen. «Der zwischenmenschliche Bereich ist ein wichtiger Teil für mich. Ich hatte früher Trainer, die mit mir vielleicht drei bis vier Sätze gesprochen haben privat und sonst ging es nur ums Sportliche. Das hat sich extrem gewandelt. Denn die heutige Generation will wissen, weshalb sie etwas tun müssen. Das Band zwischen Spieler und Trainer ist viel, viel enger als früher.»
Beim FC Luzern komme das Wir sowieso vor dem Ich. Auch wenn das für die Spieler nicht immer einfach umzusetzen sei: «Wenn du auf der Bank hockst, ist es nicht immer so einfach, sich für die Konkurrenz zu freuen.» Das Geben und Nehmen sei ein ganz wichtiges Credo im Verein: «Die Spieler müssen uns auch etwas zurückgeben, dann bekommen sie auch sehr viel von uns. Im weitesten Sinne ist das vergleichbar mit einer Familie.»
Wie sich Mario Frick mit dem FC Luzern gegen den FC Zürich schlägt, kannst du heute um 16:30 Uhr live auf blue Sport verfolgen.
So 18.02. 15:55 - 19:30 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: FC Luzern - FC Zürich
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