Haarsträubende Fehlschüsse, hitzige Zweikämpfe, spektakuläre Tore und der Ausgleich in der 95. Minute. Die Super League verabschiedet sich mit einem würdigen Klassiker in die Nati-Pause. Nur etwas lässt die Partie am Sonntag im Joggeli vermissen: Diskussionen über den Schiedsrichter.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Der FC Basel und der FC Zürich spielen in einer hochstehenden Partie 2:2-Unentschieden. Nach dem Spiel stellt sich Schiedsrichter Fedayi San den Fragen von blue Sport.
- Für den 40-Jährigen ist klar, dass man den Klassiker nicht «perfekt» pfeifen muss, in erster Linie geht es um die Gesundheit der Spieler und die Kontrolle über den Match. Ganz wichtig sind für San auch die Emotionen.
Wer beim Klassiker Basel gegen Zürich am Sonntagabend kurz vor Spielschluss den TV einschaltet, könnte meinen, es handle sich um die Partie vom letzten Mai. «Ich schaue doch keine Wiederholung auf Netflix?!», gibt blue Sport-Kommentator Marko Vucur verdutzt von sich, als sich ausgerechnet Katic und Xhaka die Meinung geigen.
Doch die Rudelbildung nach dem Basler Ausgleichstreffer zum 2:2 in der 95. Minute ist schnell aufgelöst. Denn einer hält das tobende Joggeli bis zum Schluss unter Kontrolle: Fedayi San. Der 40-Jährige hat die Partie von der ersten bis zur letzten Minute im Griff und macht es möglich, dass sich beim Choleriker-Derby für einmal alle auf den Fussball konzentrieren.
«Emotionen braucht es im Klassiker!»
Klar: Jedem kann man es nie recht machen, und eine kurze Nachfrage bei FCZ-Trainer Bo Henriksen, was er denn zur Leistung des Unparteiischen finde, wurde an dieser Stelle bewusst unterlassen. Doch auch der Entscheid, dem hitzköpfigen Dänen zwei Sekunden nach der Gelben die Gelb-Rote Karte zu zeigen, ist korrekt. In einem solch explosiven Spiel vor 27'744 geladenen Zuschauern vielleicht sogar essenziell.
So bleibt das Spiel auch nach dem Schlusspfiff kontrolliert und anstatt unter Begleitschutz in die Katakomben geht es für Fedayi San an den Spielfeldrand, wo er seiner Leistung gleich noch die Krone aufsetzt. Er tut, was Schiedsrichter leider viel zu selten tun, und stellt sich dem Interview.
«Mutig, dass er sich da hinstellt. Finde ich gut», sagt auch Ex-FCB- und Nati-Verteidiger Timm Klose im Studio bei blue Sport. Und was der 40-jährige Übungsleiter dann erzählt, spricht jedem Fussballfan aus dem Herzen und zeigt eben genau, dass auch Schiedsrichter diesen Sport so sehr schätzen.
«Emotionen sind da, die braucht es im Klassiker!», findet Fedayi San. «Es wäre fast langweilig, wenn es über 90 Minuten ein harmloses Fussball-Gekicke wäre. Deswegen kommen auch Fussball-Liebhaber ins Stadion, sie wollen den Klassiker genau so erleben, wie er am Ende war.»
«Haben sicher keinen perfekten Match gemacht»
Mit seiner Leistung ist San zufrieden, sieht aber auch Raum für Selbstkritik. «Ich würde sagen, dass wir sicher keinen perfekten Match gemacht haben, aber wir sind mega, mega glücklich über unsere Performance. Wichtig für uns Schiedsrichter ist, dass wir über 90 Minuten die Spieler schützen und dass wir die Matchkontrolle haben. Ich glaube, das ist uns heute mehr oder weniger sehr gut gelungen. Das ist das Ziel eines Schiedsrichters», erklärt er und bedankt sich bei seinem Team.
«Man darf nicht vergessen, dass ich nicht alleine auf dem Spielfeld bin. Ich habe zwei Assistenten, einen vierten Offiziellen und den VAR. Das ist eine unübersichtliche Situation für den Schiedsrichter alleine, deswegen bin ich mega auf mein Team angewiesen und sie haben mir in dieser Situation gut helfen können», so San weiter.
Zum Schluss bringt es der 40-Jährige dann noch einmal auf den Punkt: «Ich denke, im Klassiker muss man nicht einen perfekten Match machen wollen, da muss man einfach die Matchkontrolle haben und die Spieler schützen. Dieses Ziel haben wir erreicht, deshalb sind wir megafroh.»