Genesio Colatrella steht am Samstag gegen die Grasshoppers erstmals als Cheftrainer an der Linie des FC Zürich. Der 50-Jährige soll dem kriselnden Meister zum ersten Sieg verhelfen.
Wenn ein Team froh darüber gewesen sein dürfte, dass die Meisterschaft in der Super League in den letzten zwei Wochen geruht hat, dann der FC Zürich. Der Meister ist auch nach acht Runden sieglos, und nach der letzten Enttäuschung mit dem Ausscheiden in der zweiten Cuprunde gegen Lausanne-Sport sah sich Präsident Ancillo Canepa gezwungen, seinen früheren Wunschtrainer Franco Foda bereits wieder zu entlassen.
Die zweiwöchige Nationalmannschaftspause begünstigte diesen Schritt, zumal Genesio Colatrella, der interimistisch vom U21-Coach zum Cheftrainer aufgestiegen ist, so etwas Zeit erhalten hat, mit der verunsicherten Mannschaft zu arbeiten und zu versuchen, den Spielern verloren gegangenes Vertrauen zurückzugeben. Wäre nach der Cuprunde gleich der nächste Ernstkampf angestanden, wäre dies schwieriger zu bewerkstelligen gewesen.
Vorbild Ancelotti
Nun steht am Samstag zum Abschluss des ersten Saisonviertels das Derby gegen die Grasshoppers an – ausgerechnet. Denn so wird die anspruchsvolle sportliche Ausgangslage noch mit dem Aspekt der Rivalität zwischen den beiden Zürcher Klubs aufgeladen. Es ist das 279. Aufeinandertreffen – und Colatrellas Premiere als Chef auf höchster Stufe. Der 50-Jährige amtete bis im Sommer 2021 während anderthalb Jahren als Co-Trainer von Fabio Celestini beim FC Luzern, zuvor war er bei den Innerschweizern für den Nachwuchs zuständig gewesen.
Am Donnerstag sass Colatrella in Zürich erstmals vor den Medien. Von ihm wird nun erwartet, die Negativspirale zu stoppen, in die der FCZ nach dem Gewinn des 13. Meistertitels geraten ist. Er habe, sagte Colatrella, der Real-Madrid-Coach Carlo Ancelotti als eines seiner Vorbilder bezeichnet, keine kaputte Mannschaft vorgefunden, sondern Spieler, die über viel Qualität und Klasse verfügten.
Der in Luzern aufgewachsene Italiener gilt als empathischer Trainer, dem es wichtig ist, dass im Team und im Umfeld eine gute Atmosphäre herrscht. Unter Vorgänger Foda waren zwischenmenschliche Faktoren eher zu kurz gekommen, und mit der Art des Deutschen hatten doch einige Spieler Mühe. Insofern dürfte Colatrella auch in dieser Hinsicht für frischen Wind sorgen.
Die fehlende Lizenz
Ungeachtet dessen, ob der frühere offensive Mittelfeldspieler die Wende schafft und den FCZ aus dem Tabellenkeller führt, ist Colatrellas Zeit als Super-League-Trainer beschränkt. Weil er nicht über die nötige UEFA-Pro-Lizenz verfügt, wird er spätestens nach vier Partien wieder ins zweite Glied rücken müssen. Wer den Job des FCZ-Trainers definitiv übernehmen wird, ist offen. Präsident Canepa liess unlängst verlauten, dass auf seinem Schreibtisch eine Vielzahl Bewerbungen für den Posten eingegangen seien.
Darunter sollen sich auch die Dossiers der ehemaligen Bundesliga-Trainer Alexander Zorniger und Achim Beierlorzer befinden, die bereits nach dem Abgang von Meistertrainer André Breitenreiter zu Hoffenheim als mögliche Nachfolger gehandelt wurden. Wenig überraschend lässt Canepa Gerüchte unkommentiert und sagt: «Wir lassen uns nicht unter Druck setzen und werden kommunizieren, wenn es etwas zu kommunizieren gibt.»
Basels St. Gallen-Komplex
Zum Auftakt der 9. Runde empfängt der FC Basel derweil den FC St. Gallen. Die Basler taten sich gegen die Ostschweizer zuhause zuletzt schwer. Von den letzten neun Duellen im St. Jakob Park hat der FCB nur eines gewonnen. St. Gallen dagegen deren fünf.