Drastische StrafenItalien macht Telefonieren am Steuer richtig teuer
tmxh / dpa
13.12.2024 - 22:35
Mehr als 3000 Verkehrstote pro Jahr: Deshalb sollen jetzt auch Reisende bei Verkehrsdelikten in Italien kräftig zur Kasse gebeten werden. Nicht nur Autofahrer, auch Touristen in den Innenstädten.
DPA, tmxh / dpa
13.12.2024, 22:35
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Italien erhöht die Bussen bei Verkehrsdelikten ab Samstag kräftig.
Alkohol, Drogen oder Telefonieren am Steuer kann künftig sehr teuer werden.
Ziel der Regierung ist es, die hohe Verkehrstotenzahl von 3000 im Jahr zu senken.
Zu schnell gefahren, Handy am Steuer, ein Glas zu viel: Bei den nächsten Italien-Ferien kann das richtig teuer werden. An diesem Samstag treten in einem der beliebtesten Reiseziele der Schweizer neue Bussgeldregeln in Kraft. So müssen Autofahrer künftig mindestens 250 Euro (rund 230 Franken) zahlen, wenn sie sich mit dem Smartphone in der Hand beim Telefonieren oder Chatten erwischen lassen. Für Wiederholungstäter kann sich die Strafe auf bis zu 1400 Euro (rund 1300 Franken) und drei Monate ohne Führerschein erhöhen.
Mit den neuen Regeln will die Regierung der rechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni Italiens hohe Zahl von mehr als 3000 Verkehrstoten pro Jahr senken. Im statistischen Mittel bedeutet dies 52 Verkehrstote auf eine Million Einwohner – deutlich mehr als in anderen grossen EU-Ländern wie Deutschland (34), Spanien (38) oder Frankreich (48). Die Änderung der Strassenverkehrsordnung gilt selbstverständlich auch für Ausländer.
Neue Regeln auch für E-Scooter
Betroffen sind aber keineswegs nur Autofahrer. Auch für die Nutzer von E-Scootern, die vor allem bei jüngeren Touristen in Städten wie Rom oder Florenz sehr beliebt sind, kann es teuer werden: Wer ohne Helm durch die Gegend rollt, ist mit 50 Euro (rund 46 Franken) dabei. Noch mehr kostet es, wenn Blinker, Bremslichter oder Nummernschild fehlen – auch bei gemieteten Rollern. Die Raserei mit E-Scootern durch Italiens oft ziemlich enge Strassen ist vielerorts ein Ärgernis.
Besonders hart soll die Polizei künftig durchgreifen, wenn Alkohol oder Drogen im Spiel sind. In Italien liegt die Promillegrenze bei 0,5 Promille: Wer auch nur etwas mehr intus hat, riskiert fast 2200 Euro (rund 2000 Franken) Bussgeld und sechs Monate ohne Führerschein. Bei mehr als 0,8 Promille wird es deutlich teurer, bei mehr als 1,5 Promille drohen sogar sechs Monate Gefängnis.
«Null Toleranz» bei Drogen am Steuer
Bei Drogeneinfluss soll künftig sogar «null Toleranz» (Verkehrsminister Matteo Salvini) gelten. Wer erwischt wird, dem drohen im äussersten Fall drei Jahre ohne Führerschein. Ausnahmen gelten nur, wenn Rauschgift aus medizinischen Gründen benutzt werden darf. So hart bestraft wie nie zuvor wird auch, wer zu schnell unterwegs ist: Schon wer mit 10 Kilometern pro Stunde zu viel geblitzt wird, muss mit 173 Euro Bussgeld (rund 160 Euro) rechnen.
Neu ist auch, dass beim Überholen von Radfahrern 1,50 Meter Abstand gehalten werden muss. Unter den Verkehrstoten sind in Italien überdurchschnittlich viele Radler. Dies soll insbesondere auch die vielen Amateursportler schützen, die auf Italiens Strassen mit ihren Rennrädern gerade an Wochenenden unterwegs sind. Härtere Strafen gelten auch beim Parken auf Behindertenparkplätzen.
Viel Ärger mit zeitweiligen Fahrverboten in Innenstädten
Mit den neuen Bussgeldregeln gehört Italien nach einer Übersicht des ADAC in Europa zu den Ländern, die Delikte im Strassenverkehr besonders hart bestrafen. «Eine vergleichbar umfangreiche Reform ist uns für 2025 aus keinem anderen Land bekannt», sagte ein Sprecher. Auch in anderen EU-Staaten wie Polen wird derzeit aber an drastischen Verschärfungen gearbeitet.
Verkehrsminister Salvini setzte sich jedoch gegen Kritik zur Wehr, die neuen Strafen seien übertrieben. «Bei den Bussgeldern gibt es keine Megaerhöhungen», rechtfertigte sich der rechtspopulistische Politiker. Salvini verwies auch darauf, dass die besonders umstrittenen Fahrverbote in Italiens Innenstädten künftig nur noch zum «Schutz des kulturellen, künstlerischen, ökologischen und natürlichen Erbes» erlassen werden dürften.
Die Fahrverbote in verkehrsbeschränkten Zonen (ZTL) gelten häufig nur zu bestimmten Zeiten. Immer wieder nehmen Ausländer die Verbotsschilder erst wahr, wenn sie bereits in die Zone hineingefahren sind. Der Strafzettel kommt oft, wenn die Ferien bereits seit Monaten vorbei ist, weil die Auswertung der Überwachungskameras dauert.