Zwei Spiele, zwei Niederlagen. Lugano ist alles andere als wunschgemäss in die neue Saison gestartet. Und offenbar ist auch die Stimmung bei einigen Spielern mies. Grund sind die mutmasslich hoch dotierten Verträge der Neuverpflichtungen.
«Ich weiss, was ich an Lugano habe», sagte Mattia Bottani im letzten Dezember dem «Blick». «Mir geht's hier super gut – ich habe Mühe, mich irgendwo anders vorzustellen. Zudem bin ich schon 30 und dreifacher Familienvater. Es ist definitiv schwieriger, etwas Neues zu wagen.»
Schon bei seiner letzten Vertragsverlängerung im März 2020 hatte der Publikumsliebling gesagt, dass er seine Karriere eines Tages bei seinem Herzensverein beenden wolle.
Und jetzt? Sieht offenbar doch wieder alles ganz anders aus. Wie blue Sport erfahren hat, kann sich Bottani sehr gut vorstellen, Lugano doch noch einmal zu verlassen – sogar schon in diesem Sommer. Es soll auch ein Angebot des FC Sion geben, wo mit Paolo Tramezzani ein ehemaliger Lugano-Trainer an der Seitenlinie steht.
Die neuen Spieler verdienen wohl viel mehr
Doch warum kam es beim Lugano-Urgestein zum Umdenken? Bottani ist 31 Jahre alt. Ihm dürfte bewusst sein, dass jetzt – nach einer hervorragenden Saison und dem ersten Nati-Aufgebot – der wohl letztmögliche Zeitpunkt gekommen ist, um noch einen grossen Vertrag zu unterschreiben.
Womöglich fehlt ihm in Lugano eine gewisse Wertschätzung. Bei Bottanis letzter Vertragsverlängerung war Angelo Renzetti noch der Boss und suchte nach einem Käufer für den Klub. Die neuen Besitzer aus den USA sind erst seit einem Jahr da, haben Struktur in den Verein gebracht und investieren in neue Spieler. Ist Bottani nun enttäuscht, dass die neuen Spieler viel bessere Verträge erhalten haben als er?
Ignacio Aliseda kam im Winter für die Ablöse von 3,6 Millionen Euro – Vereinsrekord für die Tessiner. In diesem Sommer wurden für Bayern-Talent Lars Lukas Mai 1,6 Millionen bezahlt. Und Ousmane Doumbia kam als Stammspieler von Meister FCZ auch kaum nach Lugano, weil im Tessin die Sonne etwas öfter scheint als in Zürich. Logisch, dass diese Spieler lukrative Verträge erhalten haben.
Doch das führt zwangsläufig auch zu Unzufriedenheiten bei Spielern, die schon länger dabei sind. Und wichtig waren bei den Erfolgen, die Lugano zuletzt feiern konnte. Letzte Saison holten die Bianconeri den Cup und schlossen die Super League auf dem hervorragenden 4. Rang ab. Bottani ist kaum der einzige Spieler, der die ersten Partien der neuen Saison mit der Faust im Sack bestritt.
«Es ist klar, dass sich sein Status nach dem Cupsieg und dem ersten Nati-Aufgebot geändert hat», sagte Lugano-Trainer Mattia Croci-Torti übrigens letzten Freitag an der Pressekonferenz vor dem GC-Spiel, das 1:2 verloren ging. Der Klub werde jedoch «alles tun, um ihn zu halten». Folgt nun doch noch eine Vertragsverlängerung mit einer ordentlichen Lohnerhöhung?