Sie heissen Shaqiri, Sanches oder Moniz – und nicht zuletzt ihretwegen wühlte die Super League in diesem Herbst regelmässig auf.
Ricardo Moniz, der Hitzkopf
Der FCZ ist seine 13. Station seit 2012 – seit er mit Salzburg das Double gewann und den Klub dennoch verliess. Ricardo Moniz, 60-jähriger Holländer, gilt unter vielen Ex-Spielern als herausragender Ausbilder und Fussballlehrer. Andere ätzen gegen ihn: Wer so viele Stationen im Palmarès habe und nirgendwo länger als eineinhalb Jahre blieb, müsse Schwächen in der Mannschaftsführung haben. Eines ist Ricardo Moniz auf keinen Fall: langweilig. Wer mit ihm spricht, bekommt klare Ansagen. Diplomatie? Rhetorische Zurückhaltung? Beides nicht sein Ding. Er wechselt Spieler ein und wieder aus, um sie danach öffentlich zu massregeln. Er legt sich mit Gegnern, Refs, Journalisten an – um im selben Atemzug mehr Respekt für sich einzufordern. Berühmtestes Beispiel: Labinot Bajrami. Der Jüngling blaffte Moniz im Cup-Spiel in Zug an, nachdem der Trainer Manöverkritik geübt hatte. Die Konsequenz: Bajrami wurde vom Feld zitiert, öffentlich abgestraft und nach Winterthur verliehen. Sein Vater warf nach der abrupten Auswechslung einen Schirm in Richtung von Moniz – und kassierte dafür ein Stadionverbot vom FCZ. Sportlich? Der FCZ startete stark, liess im Herbst aber nach. Auch Moniz wird froh über die Pause sein. Ob er sie nutzt, um abzukühlen, ist mehr als fraglich.
Xherdan Shaqiri, der Zauberzwerg
Am 16. August verschickte der FC Basel das Communiqué: Härzligg willkomme dehei, Shaq! Xherdan Shaqiri trägt wieder Rotblau – nach 12 Jahren in München, Mailand, Stoke, Liverpool, Lyon und Chicago. Schon beim ersten Spiel gegen Yverdon, als er lediglich als Joker eingeplant war, kamen 30'000 ins Joggeli. Die BaZ schrieb kürzlich: «Der FCB ist wieder sexy.» Und sportlich ist er weit besser, als Kritiker erwartet hatten. Einzig ein Pünktchen trennt den FCB von Lugano und Platz eins. Und Shaq, der leicht gealterte Zauberzwerg, hat seinen Anteil dran – nicht nur mit seiner schlichten Präsenz, die Fans begeistert und Gegner verunsichert, sondern auch mit fünf Toren und acht Assists. Der 125-fache Nati-Spieler tut ohnehin der ganzen Liga gut, weil interessiert, was er tut und sagt. Shaqiri motzte Anfang Monat nach einer Roten Karte gegen seinen FCB in St. Gallen: «Wir müssen uns schon Gedanken machen, ob wir wirklich die besten Schiedsrichter haben.» Seine Schelte rüttelte unabhängig vom Wahrheitsgehalt Liga, Fans und Medien auf. Das schafft in dieser Liga wohl nur er.
Alvyn Sanches, der Ballartist
Sein Trainer sagt über ihn: «Ich durfte mittlerweile schon viele Fussballer trainieren und ich kann sagen: Alvyn ist einer der Talentiertesten von allen. Da ist sein Instinkt, seine Technik, sein Timing und Gespür in der Offensive.» Ludovic Magnin gerät also ins Schwärmen, wenn er über Sanches redet. Der ist 21 Jahre alt, in Frankreich geboren, portugiesisch-schweizerischer Doppelbürger, 1,83 Meter gross. Schnell, clever, raffiniert, trick- und torreich, einer der raren heutigen Strassenkicker. Und für Lausanne, das Team der Stunde in der Super League, Gold wert. Sechs Tore und drei Assists steuerte er zum Lausanner Aufstieg bis auf Platz drei der Tabelle bei; in Lugano brillierte er zum Vorrundenabschluss. Hält er das Niveau, könnte Lausanne vielleicht bald von Pokalen zu träumen beginnen.
Patrick Rahmen, der Kurzarbeiter
Er kam mit einem glänzenden Leumund – namentlich als jener Trainer, der dem FC Winterthur dessen beste Saison seit 50 Jahren beschert hatte. Dass er die letzten sieben Pflichtspiele verloren hatte? Focht bei seinem Wechsel nach Bern niemand an. Ebenso wenig, dass Rahmen zwar der Typ Spielerversteher ist, jedoch kein Französisch spricht. Letzteres jedoch wurde in Bern bald zum Gesprächsthema, da man vermutete, Rahmen finde zu den vielen frankophonen Profis im Berner Meisterkader keinen Zugang. YB stolperte durch die Saison – und Rahmen bekam schon im Oktober seine Papiere. Nicht mal die glanzvollen Siege gegen Galatasaray in den Champions-League-Playoffs retteten ihn. Damit reiht sich Rahmen in die Reihe mit Alex Frei und Bruno Berner ein. Auch sie verliessen Winterthur, weil sie sich zu Höherem berufen sahen. Nun sind alle arbeitslos.
Renato Steffen, der Kantige
Er ist einer der unkonventionellsten Super-League-Profis. Renato Steffen (33) redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Forderte früh, dass Lugano mehr Ambitionen haben müsse. Er legt sich mit FCB-Boss David Degen an, weil der über sein angebliches Gehalt geplaudert hatte. Und zwischendurch spielt er mit den Schienbeinschonern seines sechsjährigen Sohns Liam, weil er seine eigenen daheim vergessen hat. Steffen ist nicht nur kantig, direkt – sondern auch erfolgreich. Sieben Tore und drei Assists sind Beleg, wie bedeutsam der Antreiber und Puncher ist, der auch weiss, wann und wo er provozieren kann und vielleicht muss, um seinem Team zu helfen. Mattia Croci-Torti, ebenso wenig ein Kind von Traurigkeit, weiss sicher, was er an seinem Routinier hat.
Amir Abrashi, das GC-Herz
Typen wie er sind rar. Typen, die nicht bloss sagen: «Ich liebe diesen Klub» - sondern denen man das auch abnimmt. Wort für Wort. Amir Abrashi ist so einer, inzwischen 34 Jahre alt, im Herbst wurde er für sein 250. Spiel für die Grasshoppers geehrt. Keine Sekunde, in der man ihm die Leidenschaft für seinen Klub nicht ansieht. Auf dem Rasen, wo er nicht mehr der Abrashi der besten Tage sein mag, aber noch immer rennt, kämpft, zetert und dirigiert. Oder am Mikro, wo er unverstellt sagt, was ihm auf der Zunge liegt. In bester Erinnerung ist sein Interview nach überstandener Barrage in Thun, als er von Albträumen und schlaflosen Nächten redete und seine Zuneigung zum Verein noch einmal betonte, laut, emotional, aufgewühlt.