«Es war furchtbar» 200-jähriges Traditionslokal geht in Konkurs – Angestellte baff

Sven Ziegler

18.12.2024

Im Wädi-Brauhaus wurden die letzten Biere gezapft.
Im Wädi-Brauhaus wurden die letzten Biere gezapft.
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Vor rund einer Woche schliesst das Wädi-Brauhuus in Wädenswil ZH seine Türen. Eine ehemalige Angestellte ist tief betroffen.

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach 200 Jahren ist das Wädi-Brauhuus für immer geschlossen. 
  • Die wirtschaftlichen Probleme des Unternehmens waren über die Jahre gewachsen. 
  • Die Schliessung trifft die 17 Mitarbeitenden hart.

Vor einer Woche wurden im Wädi-Brauhuus in Wädenswil ZH die letzten Biere serviert. Die Traditionsbrauerei, die auf eine fast 200-jährige Geschichte zurückblickt, hat endgültig die Türen geschlossen.

Mit der Wädi-Brau-Huus AG gehen auch das Restaurant und die beliebten Brauseminare in Konkurs. Für die Mitarbeitenden und Gäste ist dies ein schwerer Verlust.

Die wirtschaftlichen Probleme des Unternehmens waren über die Jahre gewachsen, wie die «Zürichsee-Zeitung» schreibt. Bereits 2023 hatte die Brauerei Schulden ins neue Jahr übernommen, die durch sinkende Umsätze in den letzten Monaten weiter angestiegen sind.

Besonders die Brauseminare, die einst eine Million Franken Umsatz jährlich brachten, steuerten zuletzt nur noch 250'000 Franken bei. Hinzu kommt der rückläufige Bierkonsum in der Schweiz: Pro Kopf sank dieser von 70 Litern bei der Gründung der Brauerei auf noch 50 Liter im letzten Jahr.

Ein eigenes alkoholfreies Bier, das möglicherweise neuen Umsatz gebracht hätte, war für die Brauerei nicht finanzierbar. Die Anschaffung der notwendigen Apparaturen hätte rund eine Million Franken gekostet. Die Coronapandemie und ein geplantes Bauprojekt auf dem Gessner-Areal, das den Betrieb während der Bauzeit stark eingeschränkt hätte, besiegelten schliesslich das Ende.

Mitarbeitende und Gäste tief betroffen

Die Schliessung trifft die 17 Mitarbeitenden hart. Servicekraft Gowri Gowreesan, die 22 Jahre im Wädi-Brauhuus tätig war, beschreibt die Nachricht in der «Zürichsee-Zeitung» als Schock: «Es war furchtbar, zu erfahren, dass wir kurz vor Weihnachten arbeitslos werden.» Sie selbst habe erst wenige Tage vor der Schliessung vom Aus erfahren. Die Stammgäste, darunter Vereine und Nachbarn, seien wie eine zweite Familie für sie gewesen. Viele Gäste haben zum Abschied Gläser und Bierflaschen als Erinnerung gekauft.

Christian Weber, Verwaltungsratspräsident der Wädi-Brau-Huus AG und Mitglied der Gründerfamilie, zeigte sich enttäuscht über das Ende der Brauerei. «Ein ganzes Paket an Schwierigkeiten führt nun zur Schliessung», sagt er. Trotz früherer Rettungsversuche, darunter ein Kapitalschnitt im Jahr 2019, konnte das Unternehmen nicht überleben. Die Maschinen und Räume der Brauerei sind nun stillgelegt, und eine Wiedereröffnung scheint unwahrscheinlich.

Gowreesan und andere Mitarbeitende hoffen dennoch, dass das Restaurant eines Tages wieder öffnen könnte. «Ich würde sofort zurückkehren», sagt sie wehmütig. Bis dahin sucht sie wie viele andere nach einer neuen Perspektive – und verabschiedet sich schweren Herzens von einem Arbeitsplatz, der für sie weit mehr als nur ein Job war.