Beim FC Zürich herrscht nach dem Trainerwechsel Aufbruchstimmung. Während Neotrainer Bo Henriksen bei seiner Vorstellung regelrecht vor Energie sprüht, nimmt sich Präsident Ancillo Canepa die Medien zur Brust.
Am Montag stellt der FC Zürich seinen neu verpflichteten Cheftrainer Bo Henriksen an einer Medienkonferenz vor. Schnell wird klar, dass sich der Däne in seinem Auftreten stark von Vorgänger Franco Foda unterscheidet. Schon vor der ersten Frage strahlt Henriksen, der als Spassmacher gilt und selbst viel lacht, eine grosse Portion Zuversicht aus. Das entgeht auch den anwesenden Journalisten nicht. «Bo hat jetzt schon mehr positive Energie als Franco Foda in den ganzen Wochen. Habt ihr euch damals im falschen Topf bedient?», wird Canepa prompt gefragt.
«Wir hatten das Trainerprofil im Sommer etwas anders definiert. Wir wollten keine Kopie von André Breitenreiter», antwortet der FCZ-Präsident mit Blick auf die damalige Anstellung von Franco Foda. «Aber am Ende des Tages geht es schon auch um Emotionen, um Energie, um Sozialkompetenz. Das haben wir vielleicht etwas unterschätzt. Deshalb haben wir das Trainerprofil noch einmal angepasst. Und darum haben wir nun unseren absoluten Wunschkandidaten gefunden.»
Vergleiche zu Jürgen Klopp
Zudem unterstreicht Canepa: «Das Potenzial dieser Mannschaft ist da. Auch die Spieler, die wir neu geholt haben, haben viel Potenzial. Aber man muss sie dann halt entsprechend einsetzen und vielleicht das System so wählen, dass diese Spieler ihre Leistung abrufen können. Das Potenzial ist da, es braucht jetzt einfach jemanden, der die Mannschaft kurzfristig mit Energie wieder aus dem Sumpf herausholt.» Ein Seitenhieb gegen den geschassten Foda oder ein Argument, das für Henriksen spricht?
Der Däne legt jedenfalls grossen Wert auf positive Energie und starken Teamgeist. «Jeder soll für jeden auf dem Platz alles geben. Die Spieler sollen füreinander da sein», fordert der 47-Jährige etwa. Und er sagt: «Eine Stärke von mir ist, gute Stimmung zu schaffen. Du bekommst, was du gibst.» Wegen seiner leidenschaftlichen Art – ausgelassener Jubel inklusive – werden in seiner Heimat in der Vergangenheit auch schon Vergleiche zu Jürgen Klopp gezogen.
Klartext von Canepa: «Das ist Bullshit»
Henriksen will seinen Schützlingen in Zürich wieder mehr Selbstvertrauen einhauchen, sodass auch Fehler gemacht werden dürfen. Dabei legt der ehemalige Midtjylland-Coach eine gewisse Lockerheit an den Tag. «Ich bin total ruhig. Wenn man vor etwas Angst hat, passiert es meist. Deshalb habe ich nie Angst. Ich weiss, dass wir gewinnen werden», sagt Henriksen und fügt scherzend an: «Ich sage nicht, dass wir morgen gewinnen werden – offensichtlich nicht, denn dann spielen wir gar nicht.»
Bereits am Donnerstag bei Henriksens Debüt in der Europa League soll der FCZ aber mit mehr Siegermentalität aufs Feld gehen. «Wir wissen, dass es ein schwieriges Spiel wird gegen PSV Eindhoven. Aber ich habe schon grössere Wunder erlebt. Also gehen wir natürlich dorthin, um zu gewinnen.»
Während Henriksen PSV schon einmal den Kampf ansagt, kritisiert Canepa die Berichterstattung über die FCZ-Trainersuche scharf. «Ich will jetzt keine Medienschelte betreiben, aber was in den letzten Tagen in gewissen Zeitungen geschrieben wurde, hat mich gelinde gesagt geärgert», sagt Canepa und fügt an: «Dass man spekuliert, wer kommt, ist normal. Wenn man dann aber schreibt, der und der Trainer hätte abgesagt – heute Morgen sind noch Namen aufgelistet worden –, dann ist das Bullshit. Fake News. Kein Trainer hat uns abgesagt.»