Streit in Luzern eskaliert Bernhard Alpstaeg klagt gegen die Verwaltungsrats-Mitglieder

SDA/Redaktion blue Sport

21.3.2023

Der Unternehmer Bernhard Alpstaeg, Hauptaktionär beim FC Luzern, liegt im Streit mit dem Verwaltungsrat des FCL.
Der Unternehmer Bernhard Alpstaeg, Hauptaktionär beim FC Luzern, liegt im Streit mit dem Verwaltungsrat des FCL.
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Bernhard Alpstaeg, Hauptaktionär beim FC Luzern, liegt im Streit mit dem Verwaltungsrat des FCL. An einer Medienkonferenz erklärte Alpstaeg seine Sicht der Dinge. 

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Nach nur zwei Verhandlungsrunden ist die Vermittlung zwischen den Streitparteien beim FC Luzern gescheitert. Statt einer Einigung hagelt es weitere Anzeigen gegen die Clubführung. Aktionär Bernhard Alpstaeg fordert zudem einen unabhängigen Sachwalter.

Aus seiner Warte fehle dem amtierenden vierköpfigen FCL-Verwaltungsrat nämlich die rechtliche Legitimation, liess Alpstaeg am Dienstag vor den Medien über seinen Sprecher Sacha Wigdorovits verlauten. Die Wahl der Führungsequipe sei an jener ominösen Generalversammlung im Dezember 2022 erfolgt, nachdem Alpstaeg knapp die Hälfte seines Aktienkapitals und seiner Stimmrechte aberkannt worden war.

Dagegen setzt sich der Aktionär zur Wehr und hat gegen die FCL Holding AG bereits früher Zivilklage beim Bezirksgericht Luzern eingereicht. Weil die FC Luzern-Gruppe damit rechtlich gesehen nicht handlungsfähig sei, verlange Alpstaeg die Einsetzung eines unabhängigen Sachwalters, der die Aufgaben des Verwaltungsrates erfüllt, bis ein neuer Verwaltungsrat eingesetzt werden könne. Diese Forderung habe er beim Bezirksgericht Luzern gestellt.

Zusätzlich seien beim Gericht Verantwortlichkeitsklagen gegen die vier Verwaltungsratsmitglieder Stefan Wolf, Josef Bieri, Ursula Engelberger-Koller und Laurent Prince eingereicht worden. Sie sollen Schadenersatz an die FCL Holding AG leisten, weil sie «aus purem Eigennutz» ihre Stellung missbrauchten und dem Club erheblichen Schaden zufügten.

Sechs Anwälte im Rücken

Für Alpstaeg befasst sich laut seinem Sprecher ein Team von sechs Anwälten mit den juristischen Fragen. Diese seien unisono zum Schluss gekommen, dass ihm die 52 Prozent rechtmässig zustehen. Eine Abgabe der Aktien komme trotz der Querelen nicht in Frage, sagte Alpstaeg. Diese hätten «einen ideellen Wert».

Seine 48 Prozent der Aktien verkaufen wolle dagegen Josef Bieri. Er habe sie in der Aussprache unter der mittlerweile abgebrochenen Vermittlung des Luzerner Stadtpräsidenten Beat Züsli (SP) der Stadt angeboten, sagte Wigdorovits. Züsli habe aber abgelehnt.

Die Stadt äusserte sich nicht zum Inhalt der Verhandlungen. Der FC Luzern nahm zu den Anschuldigungen ebenfalls keine Stellung. Er verwies auf Anfrage auf eine Medienkonferenz am Mittwochvormittag.

Gleichentags ist laut Wigdorovits ein Termin vor dem Friedensrichter angesetzt wegen der Klage um die Aberkennung des Aktienpakets. Eine Einigung sei aber unrealistisch. Alpstaeg sagte, es gehe alleine um die Aktien, die ihm gestohlen worden seien. «Deshalb wehre ich mich.»

Frage des Stadions

Die Medienkonferenz war auch eine Reaktion auf den Abbruch der Verhandlungen unter der Vermittlung der Stadt und des Swiss Football League (SFL). Die zweite Runde am Montag habe gezeigt, dass weder Stadt noch SFL etwas zur Konfliktbeilegung beitragen könnten, sagte Stadtpräsident Züsli.

Nicht Teil der Gespräche gewesen sei die Frage der Lizenzvergabe an den FCL für die kommende Saison, sagte Wigdorovits. Zuletzt äusserte die Stadt die Bedenken, dass Stadionbesitzer Alpstaeg als Druckmittel die Unterschrift für die Lizenz-Unterlagen verweigern könnte. Der FCL seinerseits beklagte, Alpstaeg drohe den Mietvertrag für das Stadion zu kündigen.

Darauf angesprochen sagte Wigdorovits: «Der Mietvertrag wird nicht gekündigt.» Alpstaeg wiederum hielt fest, er «warte noch ein wenig zu» mit der Unterschrift unter das Dokument für die Lizenzvergabe.

Der Ticker zur Pressekonferenz

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  • Ende Pressekonferenz

    Mit den Worten: «Ich gehe davon aus, dass wir uns nicht zum letzten Mal gesehen haben», beendet Alpstaeg-Berater Wigdorovits die Pressekonferenz. 

  • Wer verbrennt das Geld

    «Herr Alpstaeg verbrennt sein eigenes Geld», so Wigdorovits und betont: «Herr Bieri und die Mitglieder des Verwaltungsrates verbrennen das Geld des FC Luzern. Das ist auch der Grund, wieso wir Verantwortlichkeitsklagen gegen die VR-Mitglieder eingeleitet haben.»

  • Der FC Luzern als Opfer 

    «Der Knatsch ist schlecht für den Klub», bestätigt Wigdorovits. Der Konflikt müsse rasch auf die Seite gelegt werden, um sich für die kommende Saison vorzubereiten. Doch der VR reiche ihnen die Hände zur Versöhnung nicht, bedauert er.

  • Stadion soll nicht zum Streitpunkt werden

    «Der Mietvertrag wird nicht gekündet», hält Wigdorovits fest.

  • «Mit der Unterschrift warte ich zu»

    «Mit der Unterschrift bezüglich des Lizenzierungsverfahrens warte ich zu, vor allem nach der Attacke mit Böllern auf meine Person», sagt Alpstaeg. 

  • VR spielt auf Zeit

    «VR weiss haargenau, dass die Gerichte zu unseren Gunsten entscheiden werden, und dann müssen sie abtreten. Gewisse Leute beziehen Honorar oder Lohn», resümiert Wigdorovits. 

  • Juristisch abgesichert

    Wigdorovits: «Sechs Anwälte plus das Gutachten von Professor Nobel zeigen: Es sind keine Fehler beim Kauf der Aktien passiert.»

  • Aktionärsbindungsvertrag als Lösung?

    «Herr Alpstaeg ist auch bereit, beim Wiedererhalt der 52 Prozent einen Aktionärsbindungsvertrag für den Minderheitsaktionär zu vereinbaren, ob das Herr Bieri oder ein Nachfolger ist», so Wigdorovits.

  • Klagen eingereicht

    Gegen alle vier Verwaltungsratmitglieder seien Klagen eingereicht worden, weil sie den FCL finanziell geschädigt haben, hält Wigdorovits fest. Zudem fordere man einen externen Sachwalter, der in Luzern die Beschlüsse des Verwaltungsrats bezüglich der Aktienentmachtung von Alpstaeg für nichtig erkläre. «Der FC Luzern wird von einem angeblichen VR geführt – der Klub ist aktuell führungslos», betont Wigdorovits. Bis die Eigentumsfrage geklärt sei, müsse ein Sachwalter ran, so Wigdorovits.

  • Aktuelle Führung hat Millionen-Defizit angehäuft

    Sechs Millionen Franken Defizit hätten sich in den letzten beiden Jahren angehäuft, mahnt Wigdorovits. Die Bilanz könne nicht nur mit Corona erklärt werden, schliesslich hätte der FC St. Gallen etwa im gleichen Zeitraum ein Plus von 1,2 Millionen gemacht. 

  • Schiedsgericht soll entscheiden – FCL-VR sei dagegen

    Auf Vermittlung von SFL-CEO Claudius Schäfer soll ein Schiedsgericht eingeschaltet werden. Alpstaeg werde sich einem Urteil beugen, so Wigdorovits. Doch Wolf und Bieri hätten sich gegen ein Schiedsgerichtsverfahren verwehrt. Damit würden sie auf Zeit spielen, um selbst nicht abgewählt werden, so Wigdorovits. Eine konstruktive Lösung sei derzeit nicht in Sicht, resümiert der Berater. 

  • Aktienmehrheit gehört Alpstaeg

    Wigdorovits: «Das Gutachten von Professor Peter Nobel zeigt klar, dass Alpstaeg die 52 Prozent der Aktien gehören.»

  • Kampf nur gegen den Verwaltungsrat

    «Der Kampf geht nur gegen Verwaltungsrat, vor allem gegen Herrn Josef Bieri. Ein Teil der Aktien ist mir gestohlen worden, dagegen wehre ich mich.»

  • Willkommen zur Medienkonferenz von Alpstaeg

    Berater Sacha Wigdorovits startet im Schweizerhof die Medienkonferenz.

  • Externe Vermittlung im FCL-Streit gescheitert

    Eine externe Vermittlung im Machtkampf beim FC Luzern ist gescheitert. Der Luzerner Stadtrat und der Schweizer Fussballverband haben im Konflikt zwischen Klubführung und Aktionär Bernhard Alpstaeg nicht schlichten können.

    Luzerns Stadtpräsident Beat Züsli (SP) hofft auf eine baldige Einigung im Streit um den FCL – auch nach gescheiterten Vermittlungen durch den Stadtrat. (Archivbild)
    Luzerns Stadtpräsident Beat Züsli (SP) hofft auf eine baldige Einigung im Streit um den FCL – auch nach gescheiterten Vermittlungen durch den Stadtrat. (Archivbild)
    Keystone

    Anfang Februar hatten sowohl Alpstaegs Sprecher als auch der Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli (SP) Gespräche unter der Mediation der Stadt angekündigt. Zusammen mit der Swiss Football League (SFL) habe man sich zweimal getroffen. Das letzte Treffen fand am Montag statt, wie die Stadt am Dienstag mitteilte.

    Über den Inhalt der Gespräche wurde Stillschweigen vereinbart. Man habe die Gesamtthematik behandelt, sagte Züsli auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Es habe sich aber gezeigt, dass weder Stadt noch Verband Themen einbringen können, die zu einer Lösung des Konflikts geführt hätten.

    Zwischen der FCL Holding und Alpstaeg sei im Vorfeld schon viel passiert. «Wir wussten, dass die Chancen gering sind», sagte Züsli. Mit dem bereits eingeschlagenen Gang über die Gerichte scheine kein anderer Weg möglich. Deshalb würden die Vermittlungsgespräche beendet.

    Die Streitparteien würden sich fortan bilateral treffen. Züsli würdigte diese Zusicherung, im Gespräch zu bleiben, als kleinen Erfolg. Gleichzeitig bedauere er die Entwicklung.

    Lizenzverfahren läuft

    Die Stadt werde sich nun dafür einsetzen, dass das Stadion auf der Luzerner Allmend weiterhin seiner angestammten Nutzung als Austragungsort für Spitzenfussball zugeführt wird. Alpstaeg seinerseits lädt zu einer Medienkonferenz am Dienstagnachmittag ein.

    Zwischen Alpstaeg mit seiner Stadion Luzern AG und der FCL Holding AG, die den Fussballbetrieb organisiert, tobt seit Längerem ein juristischer Streit. Alpstaeg wehrt sich dagegen, dass die FCL Holding AG ihm im Dezember unmittelbar vor der Generalversammlung die Hälfte seines Aktienpakets und seiner Stimmrechte aberkannt hat. Er hatte zuvor angekündigt, den Verwaltungsrat auswechseln zu wollen.

    Zuletzt hatte der Streit auch das laufende Lizenzverfahren erreicht: Alpstaeg hatte sich an die zuständige SFL-Kommission gewandt und Abklärungen zur wirtschaftlichen Lage des Vereins gefordert. Im Raum stand zudem die Befürchtung, dass er als Stadionbesitzer die Unterschrift verweigern könnte für eine Lizenzvergabe für die Saison 2023/24.