Die jüngste Flut an Stürzen im Ski-Weltcup unterstreicht die Wichtigkeit einer Airbag-Pflicht für Athletinnen und Athleten. Doch wie funktioniert der Aufprallschutz eigentlich und was lief im Fall Odermatt in Bormio schief?
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Beim Beinahe-Sturz von Marco Odermatt in Bormio löst der Airbag aus. Der Schweizer meint nach dem Rennen: «Das war alles andere als eine natürliche Bewegung. Und darum bin ich froh, ging er auf, auch wenn es sicher einfacheres gibt, als mit einem offenen Airbag zu fahren.»
- Im Fall von Cyprien Sarrazin, der tags zuvor im Training fürchterlich stürzt, hat der Airbag möglicherweise dessen Leben gerettet.
- Der Hersteller erklärt, wie der Airbag funktioniert. Es handle sich um «eine intelligente, selbstauslösende Vorrichtung», die aufgrund einer Vielzahl an Daten erkennt, ob sogleich ein Sturz droht.
Als Marco Odermatt bei der Abfahrt in Bormio über die Ziellinie rast, zeigt er sogleich auf seinen Oberkörper. Dieser wirkt merkwürdig aufgebläht. Der Grund: Während einer Schrecksekunde, als der Schweizer beinahe stürzte, öffnete sich der Airbag am Oberkörper.
Was Odermatt wertvolle Hundertstel im Kampf ums Podest kostete, rettete einen Tag zuvor möglicherweise ein Leben. Rund 20 Kilometer vom Zielraum in Bormio entfernt liegt Cyprien Sarrazin auf der Intensivstation. Im Spital in Sondalo steht der Franzose nach seiner Gehirnblutung weiter unter Beobachtung.
Auch beim Sturz des 30-Jährigen im Training am Freitag öffnete sich der Airbag und schütze Sarrazin womöglich vor schweren Wirbelverletzungen. Doch wie funktioniert der Aufprallschutz eigentlich genau – und weshalb kann er auch aufgehen, wenn ein Fahrer gar nicht stürzt?
So funktioniert der Airbag
Hersteller D-AIR® erklärt auf seiner Webseite: «Eine intelligente selbstauslösende Vorrichtung – Ergebnis eines ausgeklügelten Algorithmus und eines hochentwickelten Schutz-Airbags, der leicht und unscheinbar bleibt, bis er tatsächlich gebraucht wird. Dadurch bietet er Sportlern maximale Freiheit und Schutz, selbst auf den extremsten Pisten.
In den Airbags hat es einen GPS-Tracker, sowie mehrere Beschleunigungsmesser und Rotationsmesser verbaut. Sobald alle diese Sensoren gleichzeitig unregelmässige Bewegungen messen, löst der Airbag aus.
Odermatt meint nach seinem Beinahe-Sturz am Samstag: «Das war die erste Auslösung in meinem Leben zum Glück. Irgendwo eine Fehlauslösung und doch glaube ich, dass der Airbag in diesem Moment aufgehen muss. Das war alles andere als eine natürliche Bewegung. Und darum bin ich froh, ging er auf, auch wenn es sicher einfacheres gibt, als mit einem offenen Airbag zu fahren.»
Seit geraumer Zeit sorgt der Airbag im Ski-Zirkus für reichlich Gesprächsstoff. Bei der Abfahrt der Männer in Bormio zeigte sich der umstrittene Aufprallschutz von seiner guten Seite. Bleibt abzuwarten, wie die FIS reagiert und wie viele Ausnahmegenehmigungen im nächsten Jahr noch ausgestellt werden. Denn letztlich ist der Schutz der Athleten und Athletinnen das Wichtigste.