Ex-Skistar Marco Büchel beantwortet bei blue Sport die fünf wichtigsten Fragen zum Saisonstart im Weltcup. Der Liechtensteiner verrät dabei auch, was ihn im Skizirkus «beelendet».
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Marco Büchel gehört zu den besten Speedfahrern seiner Generation. Der Liechtensteiner beantwortet vor dem Saisonstart bei blue Sport die wichtigsten Fragen des Ski-Winters.
- So findet Büchel, dass Marco Odermatt kaum geschlagen werden kann – ausser von sich selbst.
- Bezüglich den vielen Verletzungen im Weltcup hat der 52-Jährige eine klare Meinung: «Airbag, schnittfeste Unterwäsche, bessere Sicherheitsnetze – das ist Kosmetik.» Das Problem liegt in Wirklichkeit an einem anderen Ort.
Kann jemand den Gesamtweltcupsieg von Marco Odermatt verhindern, ausser Marco Odermatt selbst?
«Ich glaube, seine grösste Konkurrenz ist aus seinem eigenen Team mit Loïc Meillard. Loïc muss aber in drei Disziplinen dauerhaft auf das Podest fahren. Kilde und Schwarz sind nicht am Start, ich sehe keinen anderen Läufer, der in drei Disziplinen dauerhaft vorne sein könnte. Deshalb sage ich: Marco kann sich nur selber schlagen.»
Kann Gut-Behrami den Gesamtweltcup verteidigen, wenn Shiffrin fit bleibt?
«Ich würde mit Federica Brignone noch eine dritte Fahrerin in diesem Kampf dazuzählen. Diese drei werden einen schönen Battle haben. Wir wissen ja, dass Shiffrin die Abfahrt diese Saison weglässt. Das heisst, Shiffrin und Gut-Behrami fahren in je drei Disziplinen um den Sieg – das wird spannend. Ich bin nicht sicher, wenn es denn knapp auf knapp geht, Shiffrin nicht doch noch eine Abfahrt fährt. Das ist ihr Joker, denn Gut-Behrami wird im Slalom kaum am Start stehen.»
Wer wird die positive Überraschung der Saison?
«Ich habe schon letzte Saison gesagt Alexander Steen Olsen und dabei bleibe ich. Er wird diesen Winter den Durchbruch schaffen. Auf Frauenseite kann ich nicht sagen, wer die grosse Überraschung wird.»
Muss sich die FIS etwas überlegen, um die vielen Verletzungen zu minimieren?
«Da machst du ein grosses Fass auf. Dann müssten wir auf dem Reisbrett woanders anfangen. Man muss das Material zurückbinden. So, dass es nicht mehr so aggressiv und bissig ist. Ja, es hat im Weltcup viele Verletzte gegeben. Aber wenn es die Nummer 50 erwischt, kräht kein Hahn danach – was auch traurig ist. In den letzten Jahren hat es die Guten erwischt und jetzt ist der Fokus darauf geraten.
Was mich aber sehr beelendet ist, diese Teenager von 14 bis 17, die kaum noch durchkommen ohne einen Kreuzbandriss. Das beginnt alles mit einem Material, das sehr aggressiv ist. Airbag, schnittfeste Unterwäsche, bessere Sicherheitsnetze – das ist Kosmetik. Wir müssen uns fragen, warum stürzt ein Athlet und das beginnt beim Material.
Es ist lobenswert, dass wir keine Doppelabfahrten haben, es ist ganz wichtig, dass die Athleten nicht müde an den Rennen sind. Denn die bewegen sich am Limit mit einem Tempo von durchschnittlich 100 km/h. Ausserdem darfst du nicht zwei Abfahrten machen in Wengen oder Kitzbühel. Denn es gibt nur einen Wengen-Sieger und nur einen Kitzbühel-Sieger und nicht zwei.»
Was hältst du von der Wildcard für Marcel Hirscher und Lucas Braathen?
«Ich bin schon der Ansicht, dass diese Ochsentour, die jeder Athlet durchlaufen muss, um eine kompetitive Startnummer zu erhalten, das sollte weiterhin so gelten. Einem jungen Athleten gegenüber ist es schon grad hart, wenn ein Hirscher zurückkommt und direkt die 31 bekommt. Wenn man aber die Sicht des Zuschauers oder Journalisten sieht, dann ist das natürlich nicht so schlecht. Das tut dem Ski-Business gut. »