Lara Gut-Behrami spricht mit blue Sport über den grossen mentalen Druck, den sie sich jeweils selbst auferlegt. Zwar mache ihr das Skifahren Freude, dennoch seien viele der Gefühle, die es brauche, «nicht die Schönsten».
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- Lara Gut-Behrami spricht vor dem Saisonstart in Sölden mit blue Sport über die Probleme ihrer Vorbereitung und weshalb sie das nicht beunruhigt.
- Die 33-Jährige verrät zudem, weshalb der Sommer jeweils viel entspannter ist für sie, als der Winter mit den vielen Ski-Rennen: «Du kannst nicht 90 Prozent fahren und hoffen, dass es dann geht. »
- Die Gesamtweltcupsiegerin erklärt zudem, dass sie der Druck, den sie sich selbst macht, belastet: «Es verbraucht viel Energie, ich merke, dass es mich langsam frisst.»
Lara Gut-Behrami startet in Sölden in ihre bereits 17. Weltcup-Saison. Auf die Frage, was sie heute anders macht, als zum Beginn ihrer Karriere, sagt die 33-Jährige: «Ich bin jetzt erwachsener als damals als Teenager. Man geht mit 17 ganz anders durchs Leben als wenn man über 30 ist.»
Gut-Behrami verrät im Interview mit blue Sport zudem, warum die Weltcup-Rennen für sie ein zweischneidiges Brett sind: «Die Aggressivität und all diese Gefühle, die man braucht, damit man um Siege fahren kann, sind nicht gerade die schönsten.» Den Sommer könne sie jeweils entspannter angehen. Im Winter hingegen sei es immer auch ein Überwinden: «Du kannst nicht 90 Prozent fahren und hoffen, dass es dann geht. Es braucht immer 100 Prozent Entschlossenheit. Es verbraucht viel Energie. Das merke ich auch, dass es mich langsam frisst. Ich fahre gerne Rennen, gerne Ski, aber irgendwann wird die mentale Belastung zu gross.»
Diese Belastung wird mit dem grossen Erfolg von Gut-Behrami sogar noch grösser: «Es ist der Druck, den man sich selber macht. Ich kann nicht funktionieren ohne Druck.» Die Tessinerin erklärt: «Wenn ich am Start wäre und denken würde, das Leben geniessen, dann würde ich bei der dritten Kurve stoppen und sagen: ‹Das war es. Ich habe es genossen, es war wunderschön. Die Sonne scheint, warum soll ich mich quälen, hier runterzufahren?›»
Gut-Behrami erklärt, dass es sich jeweils nicht um Druck von aussen handelt: «Wenn ich am Start stehe, ist das, weil ich unbedingt fahren möchte. Es ist auch das, was mir hilft, gut zu werden. Aber es braucht schon viel Energie.»
Die schwierige Vorbereitung
Die Saisonvorbereitung verlief für die Tessinerin nicht nach Wunsch. Neben einem Schlag auf das Knie machten ihr auch andere Probleme zu schaffen: «Der letzte Monat war ziemlich anspruchsvoll, nicht nur wegen des Knies: Ich war noch krank, fast drei Wochen konnte ich deshalb nichts machen. Ich habe ziemlich viel Muskelmasse verloren.»
In Sölden ist die Gesamtweltcupsiegerin deshalb noch nicht in Topform, aber trotzdem nicht beunruhigt. «Wichtig ist, dass ich über die ganze Saison fit werde. Nach Sölden habe ich nochmals einen Monat Zeit.»
Diese Zeit kann Gut-Behrami auch nutzen, um weiter mit ihrem neuen Trainer-Team zu arbeiten: «Von null zu beginnen, braucht immer viel Energie. Und ich kann nicht sagen, dass ich viel Energie hatte Ende letzter Saison. Ich merke, dass ich noch eine gewisse Müdigkeit verspüre.» Obwohl sie letzte Saison den Gesamtweltcup gewonnen hat, sieht sie weiter Verbesserungspotenzial: «Man kann jede Kurve besser fahren. Das Wichtigste ist aber, dass ich körperlich und mental gut unterwegs bin.»