Braathen vor Comeback für Brasilien «Beleidigungen sind der Preis, den ich bezahle, wenn ich zeige, wer ich wirklich bin»

DPA/jar

25.10.2024

Lucas Pinheiro Braathen steht vor seinem Comeback.
Lucas Pinheiro Braathen steht vor seinem Comeback.
imago

Ein Jahr nach seinem Rücktritt gibt Ski-Star Lucas Pinheiro Braathen in Sölden sein Comeback – für Brasilien. Schon die Präsentation seines Teams ist ein Spektakel. Der 24-Jährige hat eine Mission.

Jan Arnet

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Lucas Pinheiro Braathen gibt ein Jahr nach seinem Rücktritt sein Comeback im alpinen Weltcup – für Brasilien. Er betont dabei selbstbewusst, dass er als einer der besten zurückkehren will.
  • Der 24-Jährige möchte mit seiner Rückkehr junge Menschen inspirieren und ermutigen, authentisch zu sein. Er sieht sich als Repräsentant für 200 Millionen Brasilianer.
  • Braathen betont den Show-Aspekt des Skisports und will dazu beitragen, diesen populärer zu machen. Als «Showman» sieht er den Sport als Mischung aus Unterhaltung und Risiko und möchte die Faszination für Skirennen verstärken.

Skirennfahrer Lucas Pinheiro Braathen kehrt mit viel Selbstvertrauen und forschen Tönen in den alpinen Weltcup zurück. «Ich komme nicht zurück, um nicht der Beste zu sein», sagte der 24-Jährige vor dem ersten Riesenslalom der Männer in dieser Saison am Sonntag (10.00 und 13.00 Uhr) auf dem Rettenbachferner in Sölden. Der extrovertierte Edeltechniker startet ab sofort für Brasilien, das Heimatland seiner Mutter.

Nachdem er in einem Streit um Vermarktungsrechte mit dem norwegischen Verband aneinander geraten war, hatte Braathen vor einem Jahr – ebenfalls in Sölden und direkt vor dem Auftakt der vergangenen Saison – seinen Rücktritt verkündet. Im Winter zuvor hatte er den Slalom-Gesamtweltcup gewonnen. Nun ist eine der schillerndsten Figuren der alpinen Ski-Szene also wieder da. Und lieferte schon vor der ersten Fahrt eine kleine Show ab.

Auf den Spuren von James Bond

Sehr «emotional» sei das alles für ihn, erklärt Pinheiro Braathen bei der Vorstellung seines Projekts. Über seine Rückkehr in den Weltcup berichtete er den Medienvertretern in einem Edelrestaurant hoch oben am Gaislachkogl-Gipfel. Wo einst der James-Bond-Film «Spectre» gedreht wurde, präsentierte der Technik-Speziliast nun sein neues «Team Pinheiro».

Brasilien statt Norwegen – Pinheiro Braathen ist auf einer Mission.
Brasilien statt Norwegen – Pinheiro Braathen ist auf einer Mission.
Keystone

Pinheiro Braathen fühlt sich auf einer Mission. Er wolle junge Menschen inspirieren und dazu ermutigen, so zu sein, wie sie sein wollen, erklärt der fünffache Weltcup-Sieger. Er habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass er nicht von jedem geliebt werden könne. «Ich habe mich selbst verloren bei dem Versuch, jemand anderes zu sein», sagt er.

Jetzt habe er realisiert, dass er es nicht jedem recht machen kann. Und konzentriert sich auf das, was er selbst sein will. «Ich tue Dinge, die nicht allen gefallen, aber das ist mir egal. Vielleicht kann ich dazu beitragen, dass im Skisport künftig Jugendliche mit verschiedenen Hautfarben und Sexualitäten vertreten sind», wird er vom «Tagesanzeiger» zitiert.

Der Preis für Authentizität

Er will ein Vorbild sein. Wie Dennis Rodman im Basketball, Steve Jobs in der Technologie oder Ronaldinho im Fussball – das seien Idole für ihn gewesen, erklärt der Wintersportler. Braathen ist sich aber bewusst, dass sein Mut und sein Charakter auch negative Reaktionen provozieren. «In den sozialen Medien werde ich beleidigt und attackiert», sagt der 24-Jährige.

Von Tag zu Tag werde er stärker und sehe meistens darüber hinweg. «Aber es hinterlässt Spuren – und ich würde lügen, wenn ich sage, dass mich das nie trifft. Es ist offenbar der Preis, den ich dafür bezahle, wenn ich zeige, wer ich wirklich bin», so Braathen. Er sei nun ein Athlet, der 200 Millionen Brasilianerinnen und Brasilianer repräsentiere. 

«Ich bin ein Showman», sagt Braathen. Letztlich gehe es im Skisport auch um Unterhaltung. Die Athletinnen und Athleten würden ihren ästhetischen Sport in «wundervoller Umgebung» und «wunderschönen Rennanzügen» betreiben und dabei ihr «Leben riskieren».

Es gebe viele Möglichkeiten, diesen beeindruckenden und spannenden Sport grösser und populärer zu machen. Er selbst will nun wieder seinen Teil dazu beitragen. Und dabei ganz sich selbst sein.


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