«Blöder Rennunfall» Arzt und Coach kontern Kritik – so kam es wirklich zur Verletzung von Schwarz

lbe

5.1.2024

Marco Schwarz musste in Bormio mit dem Helikopter abtransportiert werden.
Marco Schwarz musste in Bormio mit dem Helikopter abtransportiert werden.
Bild: Keystone

Nach dem Verletzungsschock in Bormio müssen sich Marco Schwarz und sein Team auch kritische Töne gefallen lassen. Den Vorwurf, den Allrounder einer zu hohen Belastung ausgesetzt zu haben, weisen Trainer und Arzt nun zurück.

L. Betschart

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Für Marco Schwarz ist die Weltcup-Saison noch vor dem Start ins neue Jahr beendet. Der Österreicher fällt mit einer schweren Knieverletzung lange aus.
  • Nach dem Vorfall werden Schwarz und sein Team auch kritisiert, weil dem Allrounder aufgrund des dichtgedrängten Programms womöglich eine zu hohe Belastung zum Verhängnis wird.
  • Trainer Marko Pfeifer und Arzt Christian Fink weisen die Vorwürfe zurück und erklären, wieso die Verletzung nicht direkt mit den zahlreichen Renneinsätzen zusammenhängt.

Für Marco Schwarz nimmt die Weltcup-Saison vor gut einer Woche ein abruptes Ende. In der Abfahrt von Bormio stürzt der Allrounder, fängt sich eine schwerwiegende Knieverletzung ein und muss operiert werden. Nichts wird aus dem ambitionierten Vorhaben, sämtliche Rennen des Winters zu bestreiten. Und auch den Traum  von der grossen Kristallkugel muss Schwarz zumindest für diese Saison begraben.

«Es ist sicher wieder ein Reminder, dass man auf den Körper hören muss. Respektive, wenn man das Gefühl hat, etwas passt nicht, dann nicht erzwingen», sagt Marco Odermatt im Interview mit blue News über die Verletzung seines ärgsten Widersachers im Kampf um den Gesamtweltcup. Haben Schwarz und sein Team tatsächlich zu viel riskiert und womöglich gar Warnsignale ignoriert?

Trainer Pfeifer weist Kritik zurück

In den Augen von Marc Girardelli tragen die ÖSV-Trainer zumindest eine Mitschuld an der Verletzung von Schwarz. «Weil sie in den letzten Monaten zu wenig Wert auf die Erholung seines Körpers gelegt haben», so Girardelli. Und auch Stephan Eberharter kritisiert: «Bei dem Wahnsinns-Pensum, welches Blacky absolviert hat, kommt die Regeneration viel zu kurz und Verletzungen sind die logische Folge.» Schwarz soll in Bormio zwischen Streckenbesichtigung und Rennen gar noch ein intensives Riesenslalom-Training absolviert haben.

Cheftrainer Marko Pfeifer will sich die aufgekommene Kritik aber nicht gefallen lassen. «Wie bei jedem Rennen wurde auch in Bormio ein Einfahr-Kurs gesetzt. Den ist Blacky zweimal sportlich durchgefahren», stellt Pfeifer gegenüber «oe24» klar. Mit einem Übertraining habe das nichts zu tun, sagt der ÖSV-Trainer und kontert die Vorwürfe von Girardelli und Eberharter: «Alles unqualifizierte Aussagen. Ich kenne Blacky seit zehn Jahren und er war super drauf. Er wollte in Bormio unbedingt fahren. Und er wollte das Rennen sogar gewinnen.»

Auch Schwarz wendet sich an die Kritiker und schreibt in einem Post auf Instagram: «An die Experten: würde alles genau gleich machen.»

«Die vielen Rennen spielten keine Rolle»

Pfeifer erklärt zudem, wieso die Verletzung nicht auf eine mögliche Überbelastung zurückzuführen sei. «Egal, ob er hundert Tage durchgefahren wäre oder nur eine lange Pause gehabt hätte: So wie er in diese Kurve reingefahren ist und es ihn in diese Welle gedrückt hat, hat es das Knie einfach nicht ausgehalten», so Pfeifer. «Es war einfach ein blöder Rennunfall.»

Das untermauert Kniespezialist Christian Fink, der das Ausnahmetalent Ende Dezember operiert hat: «Die angeblich vielen Rennen spielten beim Sturz und der Verletzung sicher keine Rolle. Abgesehen davon ist Marco davor erst acht Rennen gefahren.» Fink, der sich den Sturz mehrfach im Video anschaut, geht davon aus, dass das Kreuzband des 28-Jährigen schon durch den Druck in der Kompression gerissen ist: «Häufig passiert diese Art von Verletzung noch bevor der Rennläufer stürzt.»

Die Reha läuft bisher nach Plan. Schwarz muss noch einige Wochen an Krücken gehen, sollte dann aber mit dem Aufbautraining starten können. Immerhin einen Vorteil hat der frühe Zeitpunkt seiner Verletzung: Einem Comeback zum Beginn der neuen Saison steht gemäss Fink «aus heutiger Sicht nichts im Weg».

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