Vor dem Riesenslalom-Kracher der Männer blockieren Klimaschützer die Zufahrtsstrasse in Sölden. Als sich ORF-Experte Benjamin Raich zur Debatte äussern will, wird er vom TV-Sender aber abrupt unterbrochen.
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- In Sölden sorgen Klimaschützer kurz vor dem ersten Riesenslalom-Lauf der Männer am Sonntag mit einer Strassenblockade für Aufsehen.
- Im ORF wird die Aktion thematisiert. Als sich Experte Benjamin Raich dazu äussern will, wird er aber mitten im Satz unterbrochen.
- Nachdem sich Moderator Rainer Pariasek noch während der Sendung bei Raich entschuldigt, nimmt der ORF am Montag Stellung.
Unmittelbar vor dem Saisonstart von Marco Odermatt und Co. in Sölden setzen Klimaschützer ein Zeichen und blockieren vor dem ersten Riesenslalom-Lauf die Zufahrtsstrasse auf den Rettenbachgletscher. Zwar kann die Blockade innert kurzer Zeit wieder aufgehoben werden, dennoch müssen sich anreisende Zuschauer und Journalisten auf dem Weg zur Weltcup-Strecke im stauenden Verkehr gedulden.
Der Protest löst Diskussionen aus. Im ORF wird Experte Benjamin Raich von Moderator Rainer Pariasek während der Live-Sendung auf die Aktion angesprochen. «Mir fällt auf, dass die meisten Aktivisten von sehr weit herkommen und wenig Beziehung zu den Bergen und Tälern haben. Die Relation und Dimension ist ihnen meist nicht klar», merkt der zweifache Olympiasieger an. «Den Gegnern, die den Ski-Weltcup jetzt als Bühne nutzen und dagegen schiessen, muss man sagen, dass sie sich das genau anschauen sollen. Man muss die Relationen sehen.»
«Stopp hat es geheissen»
Raich erklärt, dass man in Österreich insgesamt auf ungefähr zehn Gletschern Ski fährt und holt aus: «Wir haben aber wahrscheinlich 500 oder auch mehr Gletscher. Und die Gletscher gehen überall zurück. Und wenn man dann diese Bilder sieht…» Plötzlich verstummt der Österreicher aber, schaut sich verwundert um und erklärt dem verdutzten Moderator Pariasek nach kurzer Stille: «Stopp hat es geheissen. Ich soll nichts mehr sagen.»
Offenbar wird Raich über den Funk in seinem Ohr unterbrochen. Einige Minuten später übergibt Pariasek dem ORF-Experten allerdings noch einmal das Wort: «Wir müssen uns entschuldigen, da waren gerade jemand übermotiviert und nervös. Du bist unterbrochen worden und wolltest das noch was sagen.»
Raich lässt sich nicht viel anmerken, unterstreicht aber: «Es wäre zu schön, wenn der Skisport für den Klimawandel verantwortlich wäre. Also das wäre nicht schön, aber wir spielen doch eine sehr kleine Rolle. Wir müssen aber versuchen, auch unseren Teil dazu beizutragen.»
ORF bestreitet Maulkorb
Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken auf den angeblichen Maulkorb lassen nicht lange auf sich warten. «Absolut lächerlich», «Zensur in Echtzeit», oder «Schamlos die Agenda durchziehen» lauten einige kritischen Kommentare und Vorwürfe auf «X» (ehemals Twitter).
Am Montag lässt der ORF in einem Statement allerdings verlauten, dass es sich keinesfalls um einen verhängten Maulkorb handelt: «Aufgrund eines internen Kommunikationsproblems betreffend den Live-Schaltungen zwischen Ziel- und Startbereich wurden die Ausführungen von Benni Raich unterbrochen und kurz darauf wieder fortgesetzt.»